Wie sollen unsere „Nutztiere“ leben?

Nicht so, sondern so!

Die Menschen in Deutschland konsumieren im Schnitt 57 Kilogramm Fleisch, über 230 Eier und 86 Kilogramm Frischmilcherzeugnisse im Jahr sowie 25 Kilogramm Käse und 6 Kilogramm Butter. Die meisten Tiere, die für unsere Konsumgewohnheiten gehalten werden, leben in großen industriellen Anlagen, bei denen vor allem ökonomische Ziele im Vordergrund stehen. Diese „Nutztiere“ leiden unter Krankheiten, die ihre Züchtung auf Hochleistung mit sich bringt und unter Haltungsbedingungen, die ihre Bedürfnisse außer Acht lassen. Tiere stehen hier dicht an dicht auf engem Raum und werden häufig durch Amputationen an die Haltung angepasst, damit sie sich in der Enge und der reizarmen Umgebung nicht gegenseitig verletzen.   
  
Schweine leben auf Vollspaltenböden über ihren eigenen Exkrementen, Muttersauen verbringen ihr halbes Leben in Käfigen, viele Rinder müssen immer noch den Großteil des Jahres in Anbindehaltung ihr Leben fristen, Kälber werden von ihren Müttern getrennt und kurz nach der Geburt in Kälberiglus gesperrt, Legehennen und Masthühner leiden unter ihrer Hochleistungszucht… Die Liste geht schier endlos weiter. Diese unwürdigen Haltungsbedingungen entsprechen nicht unseren Ansprüchen an eine tiergerechte Haltung. Deshalb setzen wir uns für eine artgemäße und wertschätzende Tierhaltung ein, die an den Bedürfnissen der Nutztiere ausgerichtet wird, anstatt sie als bloße Produktionseinheiten zu behandeln. 

PROVIEH sagt: „Nicht so, sondern so!“

Unsere Vision: Kühe, die auf der Weide grasen, Schweine, die im Erdreich wühlen und Hühner, die im Gras picken und scharren.  

Viele Menschen teilen inzwischen unsere Vision und wünschen sich, dass ihre Nahrungsmittel aus nachhaltigem Anbau oder aus ethisch vertretbaren Tierhaltungssystemen stammen. Um auf die Diskrepanz zwischen derzeitigen Haltungsbedingungen und einer artgemäßen Haltung hinzuweisen, aber auch um noch einmal daran zu erinnern, dass jeder Einkaufzettel ein Stimmzettel für oder gegen eine artgemäße Tierhaltung ist, haben wir die Aktion „Nicht so, sondern so!“ ins Leben gerufen.  
  
Mit prägnanten Bildern machen wir in den sozialen Netzwerken, auf Demos und auf unserer Webseite deutlich, wie wir uns die Haltungsbedingungen vorstellen: Nicht so, sondern so!  

So können Sie uns bei der Verbreitung helfen:   

  • Teilen Sie unsere Bilder und Beiträge bei Facebook, Twitter und Instagram, #NichtSoSondernSo.
  • Bringen Sie unseren neuen Aufkleber unter die Leute.
  • Schreiben Sie zum Beispiel an die zuständigen Politiker:innen oder den Lebensmitteleinzelhandel und teilen Sie ihnen mit, dass Sie mit den derzeitigen Haltungsbedingungen nicht einverstanden sind. Nutzen Sie dafür beispielsweise die Protest-Postkarten
  • Leiten Sie diesen Webseitenbeitrag an Interessierte weiter.  
  • Drucken Sie unsere Motive auf Plakate und zeigen Sie Flagge bei Demonstrationen. Hier können Sie die Vorlagen herunterladen:  Demonstrations-plakate_nicht-so-sondern-so

Wir freuen uns über Ihre Unterstützung! Schreiben Sie uns gerne, wie Ihnen die Aktion gefällt und ob Sie sich weitere Motive wünschen. 

 Haltungsbedingungen Schweine 

Mastschweine im Freien und im Stall
Fotos: © Jo-Anne McArthur / WeAnimals Media

Schweine sind ursprünglich Waldbewohner und körperlich ideal darauf ausgerichtet, sich auf moosigem und blätterreichem Untergrund zu bewegen und täglich weite Strecken zurückzulegen. In der konventionellen Schweinehaltung leben die Tiere aber größtenteils auf Spaltenböden. Das sind Betonstege, in deren Zwischenbereiche Spalten eingelassen sind, um den Durchfluss von Harn und Kot zu ermöglichen. Diese stehen im absoluten Widerspruch zu ihrer natürlichen Lebensumgebung und sind für eine Vielzahl von physischen und psychischen Leiden der sensiblen Tiere mitverantwortlich.  

Der bei weitem üblichste Bodenbelag in der konventionellen Mastschweinehaltung ist der Vollspaltenboden, bei dem der perforierte Betonboden den gesamten Stallbereich ausfüllt und eine Trennung von Ruhe- und Kotbereich nicht möglich ist. Außerdem wird den Schweinen viel zu wenig Platz eingeräumt, sodass sie sich dicht an dicht drängen. Ohne Einstreu müssen die Tiere auf dem harten und verdreckten Betonboden laufen, fressen und schlafen, wodurch sie ständig mit ihren eigenen Exkrementen in Berührung kommen. Der harte Betonboden stellt für den Bewegungsapparat der Schweine eine erhebliche Belastung dar: Es resultieren Klauen- und Gelenkerkrankungen sowie diverse weitere Verletzungen.  

Muttersauen im Freien und im Stall
Foto oben: © Jo-Anne McArthur/ Essere Animal / WeAnimals Media; Foto unten: © Stefanie Ortanderl/stock-adobe.com

Auch Muttersauen werden auf Spaltenböden gehalten und haben kaum Möglichkeiten, ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben. Etwa die Hälfte ihres Lebens verbringen sie fixiert in sogenannten Kastenständen und „Ferkelschutzkörben“. Es handelt sich dabei um enge Metallkäfige, in denen sie nur regungslos stehen und liegen können. Ferkel werden in Abferkelbuchten auf Spaltenböden ohne Einstreu geboren. Diese glatten Böden erschweren es ihnen sehr, an die Zitzen der Mutter zu gelangen. Der natürliche Nestbau wird damit unterbunden und auch ein Beschnuppern ihrer Kinder ist der Muttersau nicht möglich. Bereits nach einer etwa dreiwöchigen Säugezeit werden die Ferkel von der Mutter getrennt und in größere Abteile mit Plastikspaltenböden umgesetzt. Stroh sehen die meisten Tiere nie, auch Umwelteinflüsse wie Sonne, Regen oder Schnee sind ihnen völlig unbekannt.

In der industriellen Haltung können die Tiere weder ihren Spieltrieb ausleben noch ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen. Schweine müssen aber in der Erde wühlen und sich auf dem Boden suhlen können, sie brauchen vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten und Auslauf. Sie müssen die Möglichkeit haben, ihre Liege- und Fressbereiche vom Kotplatz zu trennen und Muttersauen müssen sich um ihre Ferkel kümmern können. Und am wichtigsten: Auf jeden Fall müssen die Haltungsbedingungen an die Tiere und nicht die Tiere an die Haltungsbedingungen angepasst werden! 

Haltungsbedingungen Rinder 

Rinder sind Weidetiere, werden heutzutage jedoch kaum noch auf der Weide gehalten. Stattdessen stehen sie zumeist dicht gedrängt unter defizitären Bedingungen ganzjährig im Stall. Ihre arteigenen Bedürfnisse und Verhaltensweisen können sie aufgrund von Platzmangel, der reizarmen Umgebung und schlechter Bodenbeschaffenheit nicht ausleben.  

Foto oben: © JoAnne McArthur/ We Animals Media; Foto unten: Ben Schonewille/stock-adobe.com

Milchkühe leben in Deutschland überwiegend in ganzjähriger Stallhaltung auf harten Betonböden. Nicht einmal die Hälfte von ihnen läuft jemals über eine Weide. Zwar werden die meisten in offenen Laufställen gehalten, in denen sie sich bewegen können, das aber nur eingeschränkt. Die Gänge sind meist zu schmal, die Liegebereiche zu klein und unzureichend eingestreut, sodass es durch Stoßen und zu harten Untergrund zu Verletzungen an Nacken und Gelenken kommt. Da Kühe generell neugierige Tiere sind, belastet sie die Stallhaltung sehr. Sie können ihre Umgebung nur begrenzt erkunden und haben kaum Außenreize. Viele Milchviehbetriebe praktizieren immer noch die Anbindehaltung, die gänzlich den arteigenen Bedürfnissen der Tiere widerspricht. Denn dabei stehen die Kühe zum Fressen, Liegen, Urinieren und Koten auf derselben Stelle und können sich weder säubern, scheuern noch gegenseitig belecken. Auch soziales Verhalten ist nicht möglich.  
 
Kälber werden größtenteils unmittelbar nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt und verbringen ihre ersten zwei Lebenswochen meist komplett allein in einem sogenannten Kälberiglu – von Geborgenheit und mütterlicher Fürsorge keine Spur. Erst mit einem Alter von acht Wochen müssen die jungen Kälber gemäß gesetzlichen Vorgaben in Gruppen untergebracht werden, zuvor haben sie in Einzelhaltung keinerlei Kontakt zu Artgenossen und können sich entgegen ihres Spiel- und Bewegungsbedürfnis kaum bewegen. Statt Muttermilch bekommen die Kälber häufig nur einen Milchaustauscher, der aus aufbereiteten Milchpulver und pflanzlichen Komponenten besteht. Dadurch werden Kälber allzu häufig krank, jedes zehnte stirbt vor dem dritten Monat.

Nicht so, sondern so Plakat, Anbindehaltung
Fotos: © PROVIEH

Mastrinder werden größtenteils unter prekären Verhältnissen gehalten, in denen Licht- und Luftqualität sowie besonders die Bodenbeschaffenheit mangelhaft sind. Damit die Rinder möglichst kostengünstig besonders groß und schwer werden, werden sie so beengt gehalten, dass sie sich kaum bewegen können. Die Tiere liegen, laufen und fressen auf einem räumlich sehr begrenzten Vollspaltenboden, auf dem sie koten und urinieren, sodass er nicht nur hart, sondern auch dreckig, nass und rutschig ist, was wiederum zu Hygienemängeln, Liegeschwielen und starkem Stress für die Rinder führt. Einstreu ist nur selten vorhanden, die Gelenke und Klauen der Tiere leiden. 

Häufig werden Amputationen an den Tieren durchgeführt, um das gegenseitige Verletzungsrisiko zu minimieren und sie auf engerem Raum zu halten. Ein Risiko, dass es unter artgemäßen Haltungsbedingungen kaum gäbe! So werden ihnen die Schwänze entfernt – aufgrund des Platzmangels treten sie sich gegenseitig darauf – und bereits den Kälbchen werden unter großen Schmerzen die Hornanlagen ausgebrannt. Ein schmerzhafter, völlig unnötiger Eingriff, der unter artgemäßen und großzügigen Haltungsbedingungen obsolet wäre!

Rinder müssen auf der Weide grasen können, brauchen den weichen Boden und Platz zum Laufen, auch, um ihren Artgenossen mal aus dem Weg gehen zu können. Außerdem gehören Mutterkuh und Kalb zusammen, um eine tiergerechtere Aufzucht zu gewährleisten und die wesenseigenen, sozialen Verhältnisse zu stärken! 

Haltungsbedingungen Hühner 

Unsere heutigen Masthühner und Legehennen stammen vom wilden Bankivahuhn ab und weisen immer noch viele Verhaltens-weisen ihres Vorfahrens auf. Sie haben eine ausgeprägte Sozialstruktur und in freier Wildbahn leben sie in kleinen Gruppen zusammen. Den Großteil ihrer Zeit verbringen sie mit der Nahrungssuche und besitzen ein starkes Bedürfnis, zu scharren, zu picken oder im Sand zu baden. Doch all das ist in der konventionellen Intensivtierhaltung meist nicht möglich. 

Masthühner im Stall und im Freien, Plakat
Fotos: © Countrypixel Irana-Ukrainets/stock-adobe.com

In der konventionellen Haltung leben Masthühner in großen Hallen in der sogenannten Bodenhaltung, wobei bis zu 26 Tiere auf einem Quadratmeter gehalten werden. Damit stehen sie dicht an dicht und stören sich bereits beim Flügelschlagen oder Ruhen gegenseitig, das Ausleben ihrer natürlichen Bedürfnisse ist in diesen beengten Verhältnissen nicht möglich. Aufgrund der vielen Tiere können auch keine sozialen Strukturen ausgebildet werden. Zwar sind ihre Ställe mit Einstreu ausgelegt, diese wird jedoch nicht ausgetauscht und verschmutz somit zunehmend. Dies begünstigt den Ausbruch und die Ausbreitung von Krankheiten. Beschäftigungsmaterial ist oftmals nicht vorhanden, die Ställe sind unstrukturiert und lediglich mit Futter- und Wasserleitungen durchzogen.  

Mehr als 60 Prozent der Legehennen leben in Bodenhaltung. Diese kann ebenerdig oder in einer Voliere mit bis zu vier Ebenen erfolgen. In der ebenerdigen Haltung teilen sich neun Hennen einen Quadratmeter nutzbare Fläche, in der Volierenhaltung sind es sogar 18 Hühner je Quadratmeter nutzbare Stallgrundfläche und pro Stalleinheit sind bis zu 6.000 Tiere zulässig. In diesen großen Gruppen kann sich keine funktionierende Sozialstruktur ausbilden. Je höher die Besatzdichte ist, also die Anzahl der Hennen pro Quadratmeter, desto schlechter geht es hier dem Einzeltier.
 

Legehennen im Stall und im Freien
Foto oben: © agrarfoto.com, Foto unten: © thelen/stock-adobe.com

Ein Grundbedürfnis von Legehennen ist der Nestbau. Dafür tragen sie verschiedenste Materialien zusammen und suchen einen ruhigen und ungestörten Ort. In der Intensivtierhaltung kommen jedoch hauptsächlich mit Kunstrasen ausgestattete Abrollnester zum Einsatz, aus denen das Ei sofort nach dem Legen aus dem Bereich der Legehennen hinausrollt.  

Hühner sind sehr neugierig und brauchen Platz ebenso wie vernünftigen, sauberen Untergrund, damit sie ihre Umgebung erkunden, scharren, picken und im Sand baden können. Außerdem benötigen sie Sitzstangen oder andere erhöhte Rückzugsmöglichkeiten, denn vor allem nachts ziehen sich Hühner gerne auf Bäume zurück. Sie brauchen einen vielfältig strukturierten Auslauf mit ausreichend Versteck- und Beschäftigungsmöglichkeiten und dürfen nicht zu tausenden pro Stallabteil gehalten werden, sondern in kleinen überschaubaren Gruppen, damit sie ihr natürliches Sozialverhalten und ihre arteigenen Verhaltensweisen ausleben können. 

Haltungsbedingungen Puten

Nicht so, sondern so - Putnenplakat
Foto oben: © Omer_Shoshan/WeAnimalsMedia, Foto unten: © Biohof_ReichderNatur/stock-adobe.com

Natürlicherweise lebt die Wildpute in einem sozialen Verband, der sich im Verlauf des Jahres ändert. Puten suchen tagsüber nach Futter wie Insekten und Samen und laufen dafür mehrere Kilometer. Nachts fliegen sie auf erhöhte Plätze in Bäumen, um sich vor Feinden zu schützen. Diese natürlichen Verhaltensweisen finden sich auch noch in unseren Mastputen wieder. 

Die industrielle Haltung wird den Tieren jedoch sehr häufig nicht gerecht und deshalb leiden die Puten hier unter den unzureichenden Haltungsbedingungen. Bis zu fünf Weibchen beziehungsweise fast drei Männchen müssen sich einen Quadratmeter Stall teilen. Ein Auslauf ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Momentan gibt es noch keine spezielle gesetzliche Haltungsverordnung für Puten, sondern nur allgemeine gesetzliche Anforderungen. Daher gibt es auch keine spezielle Mindestanzahl an Beschäftigungsmaterialien oder eine Verpflichtung für das Angebot von Sitzstangen oder erhöhten Ebenen zum artgemäßen Ruhen.  

Aufgrund dieser Bedingungen leiden die Puten an schmerzhaften Fußballenentzündungen und fangen oft an, sich gegenseitig zu verletzen. Diese Verhaltensstörung wird Federpicken und Beschädigungspicken genannt. Die Geflügelindustrie kürzt Millionen von Puten jedes Jahr die Schnäbel, um diese Verletzungen abzumildern. Das Schnabelkürzen ist eine Amputation und mit Schmerzen und langanhaltenden Beeinträchtigungen für die Puten verbunden.  
 
PROVIEH sagt “Nicht so, sondern so.” Wir fordern eine tiergerechte Auslaufhaltung von Puten, auf der Grundlage einer tierschutzgerechten gesetzlichen Haltungsverordnung. Das Schnabelkürzen muss beendet werden. 



Nicht so, sondern so! 
 

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