Milchkühe

Kühe in einer Melkmaschine
Kühe an einer Melkmaschine © Foto: toa555/stock-adobe.com

Die Milchwirtschaft nimmt in Deutschland, aber auch im globalen Kontext eine besondere Stellung ein: Die Milcherzeugung ist vor der Pflanzen- und Fleischproduktion der wichtigste Betriebszweig der deutschen Landwirtschaft, ist anteilig die größte Milchwirtschaft innerhalb der EU und trägt fünf Prozent zur global produzierten Milchmenge bei. Die hiesigen 4,1 Millionen Milchkühe erzeugen dafür jährlich 31 Millionen Tonnen Rohmilch, die zum Großteil zu Milcherzeugnissen weiterverarbeitet und exportiert werden. Der jährliche pro Kopf Verzehr von Kuhmilch liegt in Deutschland bei 49,5 Kilogramm, zuzüglich werden knapp 6 Kilogramm Butter und 25 Kilogramm Käse verzehrt. Auch die Milchviehhaltung ist durch den Strukturwandel bestimmt: In den letzten zwanzig Jahren hat sich zwar die Anzahl der Milchviehbetriebe auf etwa 64.000 halbiert, die durchschnittliche Bestandsgröße ist jedoch von 33 auf 67 Tiere gestiegen und hat sich somit fast verdoppelt. Dies hat zur Folge, dass in deutlich weniger Betrieben weitaus mehr Kühe gehalten werden.  

Grundbedürfnisse

Rinder sind intelligente und soziale Tiere, die ihre Umgebung neugierig erforschen und den Kontakt zu ihren Artgenossen aktiv suchen. In ihrer natürlichen Umgebung leben sie in Herden mit bis zu 70 Individuen, darüber hinaus bilden sie Untergruppen in der Herde. Innerhalb des Herdenverbands kennen sich die Tiere und bilden eine soziale Einheit mit einer festen Rangordnung aus. Die Rangordnung wird beim erstmaligen Aufeinandertreffen von zwei Rindern über Rangkämpfe festgelegt. Über die Stellung des Rindes entscheiden Faktoren wie das Alter, das Gewicht, das Horn sowie das Gemüt des Tieres. Durch die festgelegte Rangordnung werden Kämpfe und Aggressionen innerhalb der Herde vermindert und ein konfliktfreier Zugang zu Wasser, Nahrung und Sexualpartnern gesichert.  

Milchkühe mit Hörnern auf einer Wiese
Milchkühe mit Hörnern sieht man selten © Foto: Kadmy/stock-adobe.com

In naturnahen Bedingungen bilden sich Familienverbände aus Muttertieren und ihrem Nachwuchs, die durch eine intensive Mutter-Kind-Bindung geprägt sind. Bullen schließen sich ihrerseits zu eigenen Herden zusammen. Der Tagesablauf eines Rindes ist von regelmäßiger Nahrungsaufnahme und anschließendem Wiederkäuen im Ruhezustand geprägt. In freier Natur laufen sie täglich mehrere Kilometer für die Nahrungsaufnahme, nehmen als Fluchttier zügig große Mengen Futter auf und legen sich in geschütztem Gefilde zum Wiederkauen nieder. Daher ruhen Rinder zwölf bis vierzehn Stunden am Tag, wobei sie etwa acht Stunden wiederkauen und sich so fünf bis zehn Liegeperioden von etwa einer Stunde ergeben. Diese Ruhephasen sind elementar für das Wohlbefinden von Rindern. Als Weidetiere fressen Kühe vornehmlich Gras und Kräuter und können durch ihre vier Mägen das ökologisch wertvolle Grünland als Futtergrundlage verwerten. Darüber hinaus werden viele arteigene Bedürfnisse von Rindern auf der Weide befriedigt: Sie können neugierig ihre Umgebung erkunden und können die vielfältigen Klimareize wie Sonne, Wind und Regen genießen. Außerdem entlasten Kühe ihre Klauen und Gelenke auf der Weide optimal, können sich ohne Einschränkungen ablegen und aufstehen und sich trittsicher auf der Weide austoben. Wer Kühe schon einmal beim Frühjahrsaustrieb beobachtet hat, kann die Freude der Tiere am Weidegang nicht verleugnen. Sie können rennen, springen, spielen und ihrem Bewegungsdrang individuell nachkommen. 

Zucht 

Das Rind ist eines der ältesten Haustiere und wurde über die Jahrtausende zu hunderten vielfältigen Rinderrassen domestiziert. Die heutige Milchviehzucht verfolgt mit der gezielten Anpaarung vornehmlich die Optimierung wirtschaftlich relevanter Zuchtziele, sodass alte Nutztierrassen trotz ihrer vielfältigen Vorzüge in der praktischen Landwirtschaft verschwinden und nur noch wenige moderne Rassen die Milchviehhaltung dominieren. 

Die Zucht in der Milchviehhaltung wird in erster Linie durch das (Zucht)Ziel einer möglichst hohen Milchleistung bestimmt. Sekundäre Zuchtziele sind Robustheit in gesundheitlichen Merkmalen, wie zum Beispiel Klauen- und Eutergesundheit, ausgewogene Milchinhaltsstoffe sowie eine gute Futterverwertung und Fruchtbarkeit. Aufgrund der Priorität der Milchleistung hat sich die Rasse Holstein-Friesian in der Milchviehhaltung durchgesetzt: Die umgangssprachlich auch “Schwarzbunte” genannte Hochleistungsrasse kommt auf jährliche Milchmengen von deutlich über 10.000 Kilogramm pro Tier. Lag die durchschnittliche Leistung dieser Rasse vor fünfzig Jahren noch bei 3.785 Kilogramm, hat sie sich bis heute auf 7.879 Kilogramm pro Jahr und Tier mehr als verdoppelt. Vertreter der Zuchtverbände betonen, dass diese Hochleistung der Tiere bei gutem Management nicht mit Gesundheitsproblemen eingeherginge. Die Statistik zeigt aber, dass Kühe auf eine solche hohe Milchleistung mit sogenannten „Produktionskrankheiten“, wie beispielsweise erhöhten (Entzündungs-) Zellzahlen, Lahmheiten, Stoffwechsel- und Fruchtbarkeitsstörungen reagieren. Diese Probleme führen wiederum häufig zu einem verfrühten „Abgang“ der Tiere – sie werden oft bereits mit knapp vier Jahren aussortiert – nach nur zwei Laktationen.  

Die einseitige Zucht auf eine hohe Milchleistung wirkt sich auch negativ auf die Masteigenschaften der Milchrinder aus: Die Milchrinder setzen weniger und schlechter marmoriertes Fleisch an, sodass insbesondere die männlichen Milchrinder von geringem wirtschaftlichem Nutzen sind und ähnlich wie die männlichen Küken in der Eierproduktion ein „Abfallprodukt“ der Milchwirtschaft darstellen. Dies hat zur Folge, dass Bullenkälber sowie überschüssige, schwache Kuhkälber häufig bereits mit zwei bis vier Lebenswochen für die Mast strapaziös über weite Strecken, überwiegend ins Ausland transportiert werden und dort in großen Kälbermastanlagen unter widrigen Bedingungen gemästet werden. Heute hat die Milchviehzucht jegliche Faszination verloren: Die Zuchtbullen produzieren hunderttausende Spermaportionen, wenn ihre genomische Zuchtwertschätzung für die zukünftigen Nachkommen besonders hohe Leistungen in Aussicht stellen. Das hat schwindelerregende Inzuchtwerte zur Folge. Die heutige Zucht auf maximale Milch- oder Fleischerträge hat ein starkes Artensterben ausgelöst, weil nur wenige Hochleistungsrassen des vielfältigen Rindergenpools den strengen Ansprüchen der leistungsorientierten Nutztierhaltung genügen. Viele alte Rinderrassen sind bereits verloren. 

Eine Milchkuh auf einer Wiese
Milchrinder sind genetisch dazu veranlagt, alle Energie in die Milchproduktion zu stecken, setzen dagegen kaum kein Fleisch an. Jede zweite Milchkuh ist in Deutschland mager, weil ihre hohe Milchproduktion nicht durch das Futter gedeckt ist. © Foto: Clara/stock-adobe.com

Haltungsbedingungen 

Milchkühe leben in Deutschland überwiegend in ganzjähriger Stallhaltung. Nur 42 Prozent der Milchkühe kommen zu ihren Lebzeiten in den Genuss der Weidehaltung – und dann häufig auch nur für wenige Stunden in den Sommermonaten. Über 70 Prozent werden zumindest in offenen Laufställen gehalten, in denen sie sich frei bewegen und sich mit ihren Artgenossen austauschen können.  Die Anbindehaltung wird noch immer von 64 Prozent der Milchviehbetriebe betrieben, da sie insbesondere von kleinen Betrieben praktiziert wird, die alte Ställe mit der früher dominierenden Anbindehaltung nutzen. 15 Monaten als sogenannte Färsen das erste Mal künstlich besamt – damit sie nach neunmonatiger Trächtigkeit mit ihrem ersten Kalb beginnen Milch zu geben. Etwa 90 Prozent der Milchkühe in Europa werden an Stelle des Natursprunges durch einen Bullen künstlich besamt. Zum einen, weil das Verletzungsrisiko für die Kühe groß ist und zum anderen, weil mit der künstlichen Besamung Zuchtbullen zielgerichtet eingesetzt werden können. Zudem kann aus dem Besamungstermin der Stichtag berechnet werden.

Nach der Kalbung wird das Kalb meist unmittelbar von der Mutter getrennt und an Stelle der Mutterkuh durch den Tierhalter getränkt. Mit der ersten Kalbung beginnt die Kuh Milch zu geben und befindet sich in ihrer ersten Laktation, dem Zeitraum des Milchflusses. Damit der Milchfluss bis auf kurze Unterbrechungen nie zum Erliegen kommt und konstant eine hohe Milchmenge produziert wird, wird die Kuh bereits durchschnittlich zwei Monate nach der Kalbung neu besamt und trägt somit in der Zeit des Milchflusses bereits die nächste Schwangerschaft aus. Zwei Monate vor der nächsten Kalbung stellt der Bauer die Kuh „trocken“: die Kuh wird nicht mehr gemolken, darf sich dafür zwei Monate regenerieren und kommt kurz vor der Kalbung wieder in die laktierende Herde. Milchkühe werden für gewöhnlich zwei- bis dreimal am Tag gemolken und geben in der Laktationsspitze bis zu 80 Liter Milch an einem Tag – das entspricht einem pausenlosen, lebenslangen Hochleistungssport.

Milchrinder im Laufstall © Foto: Agrarmotive/stock-adobe.com

Ganzjährige Stallhaltung und Anbindehaltung 

Milchkühe als Weidetiere sehen zu ihren Lebzeiten nur selten eine Wiese und verbringen häufig ihr Leben lang im Stall. Dies ist nicht artgemäß – Kühe gehören auf die Weide! Die ganzjährige Stallhaltung belastet die Kühe, indem sie als sehr neugierige Tiere kaum Außenreize haben und ihre Umgebung nur begrenzt erkunden können.  

Die Anbindehaltung widerspricht gänzlich den arteigenen Bedürfnissen: Die Tiere stehen zum Fressen, Liegen, Urinieren und Koten auf derselben Stelle und können sich weder säubern, scheuern noch gegenseitig belecken. Des Weiteren können sie ihre Umgebung nicht erkunden, ihrem natürlichen Fortpflanzungsverhalten nicht nachkommen und keinerlei soziales Verhalten ausüben. Somit kommt die wissenschaftliche Auseinandersetzung zu dem Konsens, dass die Anbindehaltung ein tierungerechtes Verfahren darstellt, da es das arteigene Verhalten der Tiere massiveinschränkt. Selbst der Bundesrat hat 2016 die Anbindehaltung als tierschutzwidrig bewertet, dennoch windet sich der Gesetzesgeber um ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung. Fast ein Drittel aller Milchkühe in Deutschland werden in Anbindung gehalten. 

Doch auch Laufställe führen häufig zu Stress für das Tier: Zu schmale Gänge und das Verhältnis von Fress- und Liegeplätzen unter 1:1 (relativ zu Tierzahlen) belasten die Kühe und führen zu Konkurrenzdruck am Futtertisch sowie zu unzureichenden Erholungsphasen in der Liegebox. Der Liegebereich sollte allen Kühen zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung stehen und ihnen einen hohen Liegekomfort und ausreichend Bewegungsfreiheit schenken.  Leider sind Liegeboxen häufig zu klein, unzureichend eingestreut oder bestehen nur aus einer Gummimatte. Günstiger sind großzügige Tiefsteu- und Tretmistliegeboxen zu bewerten, welche den Kühen durch ein Gemisch aus Stroh, Sand, Rinden und Mist eine weiche Unterlage bieten, welche die Gelenke, das Euter und die Klauen entlastet und der Kuh einfach eine gemütliche Liegebox bietet.  Entscheidend ist auch, dass die Kuh beim Niederlegen und Aufstehen ausreichend Platz hat, um den klassischen Ausfallschritt auszuführen, ohne sich am Nacken oder an den Gelenken zu stoßen. Kritisch ist auch die unzureichende Säuberung der Spalten von Kot und Urin, indem die Bewegungssicherheit und die Klauengesundheit der Tiere beeinträchtigt werden. Die ganzjährige Stallhaltung lässt den Rindern zudem zu wenig Raum für das Ausleben ihrer sozialen Bedürfnisse. Anstatt die Haltungsbedingungen nach den Bedürfnissen des Rindes auszurichten, werden die arteigenen Bedürfnisse untergeordnet und die Tiere an die Haltungsverfahren und wirtschaftlichen Regeln der Milchwirtschaft angepasst.  

Nicht tierphysiologisches Futter 

Kühe sind mit ihren vier Mägen zur Verwertung der faserreichen Gräser befähigt. Die auf eine hohe Milchleistung gezüchteten Kühe benötigen allerdings sehr energiereiches Futter. In der modernen Milchviehhaltung bekommen sie daher nur einen Teil Gras oder Grassilage und zusätzlich zucker- und proteinreiche Maissilage sowie Eiweißkonzentrate wie Raps- und Sojaschrot, welches jedoch weniger der Kuh als Wiederkäuerin gerecht werden. Dennoch ist eine ausgeglichene Futterration für das Wohlergehen der Rinder entscheidend, ansonsten reagieren die Tiere mit Stoffwechselproblemen und Verhaltensanomalien/ Stereotypien wie das Zungenrollen. Auch durch dieses spezielle, auf Hochleistung angepasste Futterregiment hat sich die ganzjährige Stallhaltung von Milchkühen heute als Standard der konventionellen Haltung durchgesetzt. 

Ein frisch geborenes Kalb
neugeborenes Kälbchen © Foto: Fotolyse/stock-adobe.com

Trennen von Kuh und Kalb 

In der modernen Landwirtschaft, konventioneller sowie ökologischer Natur, ist die gängige Praxis Kuh und Kalb unmittelbar nach der Kalbung voneinander zu trennen. Den Rindern wird damit ein Teil ihres natürlichen Verhaltensrepertoires genommen: Sie können die intensive Bindung zwischen Kuh und Kalb nicht ausleben, Mutterinstinkte werden unterdrückt und den Kälbern wird die mütterliche Fürsorge verwehrt. 

Enthornen der Tiere 

Der Großteil der Rinder in Deutschland wird an das knappe Platzangebot und das Haltungsverfahren angepasst, indem die Tiere mit wenigen Lebenswochen die Hornanlagen verödet bekommen und der Hornbewuchs damit ausbleibt. Das Enthornen fügt den Kälbern starke Schmerzen zu. Obwohl das Enthornen eigentlich nur unter Betäubung und Schmerzmittelgabe erfolgen darf, wird in der Praxis das Veröden mit einem glühenden Brennstab häufig auch ohne eine hinreichende Schmerzlinderung durchgeführt. Die Hauptargumente sind, dass sich die Rinder auf diese Weise bei Rangkämpfen und auch den Tierhalter nicht verletzen können. Die Halter horntragender Rinder weisen jedoch darauf hin, dass sich bei ausreichendem Platzangebot sowie bei einem gesamten Hornbewuchs der Herde und damit gleichen Kampfbedingungen keine erhöhte Aggressivität darstellt. Wieder löst sich die Problematik, wenn die Tiere nicht in eine Haltungsbedingung gezwängt werden, sondern ihnen ausreichend Platz eingeräumt wird, sodass sie Rangkämpfen aus dem Weg gehen können ohne Verletzungen davonzutragen.  

PROVIEH fordert 

Weidehaltung! Kühe sind natürliche Weidegänger und ihr natürlicher Lebensraum sowie ihre natürliche Futtergrundlage ist das Grünland. Wir fordern, Rinder, wenn immer möglich und mindestens in der Weidesaison auf großzügigen und futterspendenden Weiden zu halten.

Mehr Platz und Bewegungsfreiheit in den Ställen! Großzügige und voneinander abgetrennte Lauf- und Liegebereiche sowie ein Tier-Liegeplatz- und -Fressplatzverhältnis von 1:1 müssen gesetzlich verpflichtend sein, damit Rinder ihre artgemäßen Verhaltensweisen ausleben können, wie die Individualdistanz zueinander einzuhalten, herdensynchron aktiv zu sein, Rangkämpfe auszutragen und ranghöheren Tieren auszuweichen. Dafür sollten zudem Sackgassen vermieden werden und ausreichend Übergänge vorhanden sein. Sollte einem Betrieb aufgrund einer dichten Besiedelung oder wegen unzureichenden betriebsnahen Flächen kein Weidegang möglich sein, bedarf es zumindest eines Laufhofs sowie eines großzügigen Platzangebots im Laufstall.  

Konsequentes Verbot der Anbindehaltung! Die fixierte Haltung schränkt Rinder in ihren wesentlichen Bedürfnissen und artgemäßen Verhaltensweisen grundlegend ein. Die Haltung wird daher als tierungerecht bewertet gehört ganzjährig wie saisonal verboten. Die Politik muss endlich einen zuverlässigen Ausstiegsplan für die praktizierenden Landwirte schaffen und diese finanziell beim Um- und Ausbau unterstützen. Bequeme, großzügige Liegeflächen! Das artgemäße und ungestörte Ruhen und Aufstehen bzw. Abliegen sind für das Wohlergehen von Rindern essenziell! Dafür muss ihnen eine großzügige, frei zugängliche, funktional abgetrennte, trockene und weich-verformbare Liegefläche durch Einstreu zur Verfügung stehen.

Trittsichere Laufflächen! Das Rind braucht aufgrund der Physiologie seiner Klaue und seines Gewichts eine trockene, verformbare und ebene Lauffläche, weil nur so artgemäßes Laufen möglich ist. Die Haltung auf Vollspalten ist für das Rind in keiner Weise geeignet. Die Mindestanforderung ist die Haltung auf einer planbefestigten Fläche, die regelmäßig abgeschoben und dadurch trocken gehalten wird. 

Licht und Luft im Stall! Rinder brauchen gute Licht- und Luftverhältnisse! Dafür sollte der Tageslichteinfall ermöglicht und ein guter Luftaustausch garantiert werden. Die Haltung von Rindern direkt über der Güllegrube setzt den Tieren ständig Schadgasen wie Ammoniak und Schwefelwasserstoff zu und sollte daher vermieden werden. Außerdem sollte Rindern der Zugang zu Außenklimareizen wie Sonne, Schnee, Regen und Wind ermöglicht werden, gleichzeitig aber auch der Schutz vor zu starken Witterungsverhältnissen und Hitzestress gewährt werden.

Komfort- und Erkundungsmöglichkeiten! Scheuerbürsten tragen dem Komfortbedürfnis der Tiere Rechnung. Ausläufe und noch besser Weiden mit Witterungsschutz wie Hecken und Grüninseln bieten gesundheitsfördernde Außenreize und zusätzliche Bewegungs- und Erkundungsmöglichkeiten.

Artgemäßes Futter und qualitativ einwandfreies Wasser! Rinder als Wiederkäuer und Weidegänger sind von Natur aus auf eine Fütterung mit Gras ausgerichtet. Daher ist streng genommen nur eine Fütterung mit frischem Gras und Kräuter sowie Gräsern und Heu artgemäß. Zusätzlich muss die Fütterung jedoch leistungs- bzw. bedarfsgerecht sein: Aufgrund der hohen Leistungen der Milch- und Fleischrinder Allerdings kann eine verhältnismäßige Fütterung zusätzlich mit Mais und regionalen Eiweißkomponenten wie Raps oder Leguminosen als Kompromiss der modernen Milchviehhaltung notwendig sein. Darüber hinaus müssen Tränken in ausreichender Anzahl, Stellung und hygienischem Zustand vorhanden sein und mit einer offenen Trinkfläche und einer Durchflussgeschwindigkeit von 10-15 Litern pro Minute das artgemäße Trinken von Rindern gerecht werden.

Kuhgebundene Kälberaufzucht! Zum artgemäßen Verhalten von Rindern gehört die gemeinsame Aufzucht von Kühen mit ihren Kälbern. Sowohl die Mutterkuhhaltung in der Fleischrinderaufzucht als auch die kuhgebundene Kälberaufzucht in der Milchkälberaufzucht sollten die natürliche und übliche Aufzuchtform sein. Kuh und Kalb genießen die Zweisamkeit ungemein, Kuh- und Kälbergesundheit sind verbessert, außerdem bekommt das Kalb so mehr und regelmäßiger Milch, wodurch sich sein Magen-Darm-Trakt besser entwickelt und dadurch ein Leben lang profitiert.

Hörner gehören zum Rind! Das Enthornen ist ein tiefgreifender, äußerst schmerzvoller und stressiger Eingriffe an dem Tier und widerspricht dem Tierschutzgesetz, weil sie allein durch Verbesserungen der Haltungsbedingungen vermieden werden könnten. Die minimale und überfällige Anforderung im Falle eines Enthornens von Kälbern müsste zumindest ein umfassendes und gesetzlich vorgeschriebenes Konzept zur Betäubung und Schmerzlinderung während der Behandlung und danach sein.

Transport- und Schlachtbedingungen Die Transporte von Kälbern und Milchkühen setzen den Tieren enorm zu und sollten umfassend revolutioniert werden! Wir fordern eine regionale, dezentrale Struktur von bäuerlichen Mästern und kleineren Schlachtstrukturen, die Langstreckentransporte erübrigen. Für alle Transporte und Schlachtungen sollten immer die fünf Freiheiten berücksichtigt werden. So sollten alle Tiere frei von Hunger und Durst, frei von Angst und Leiden, frei von Schmerz, Verletzung und Krankheit, frei von Unbehagen und frei zum Ausleben des Normalverhaltens sein.  

Hier finden Sie unseren Text über Milchkühe auch noch einmal mit Quellenangaben als pdf-Datei zum Download:

Milchkühe PDF
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