Legehennen

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern betrug im Jahr 2018 ungefähr 235 Stück. Um diesen Bedarf zu decken, werden in deutschen Ställen in etwa 50,3 Millionen Legehennen gehalten. Der Selbstversorgungsgrad an Eiern in Deutschland beträgt derweil rund 71,9 Prozent, daher müssen zusätzlich zu den hier produzierten 14,69 Milliarden Eier noch etwa 6,2 Milliarden Eier importiert werden, hauptsächlich aus den Niederlanden. Hinzu kommen über 130.000 Tonnen importierte Eiprodukte wie zum Beispiel Vollei.

Grundbedürfnisse von Legehennen

Der wilde Vorfahre der Legehenne ist das Bankivahuhn. Trotz der tausenden von Jahren der Domestikation besitzen unsere Haushühner immer noch viele Verhaltensweisen ihres wilden Vorfahrens. Ein Grundbedürfnis der Hennen ist die Suche nach einem geeigneten Nest. Dieses sollte ruhig und ungestört von anderen Aktivitätsbereichen liegen. Hühner nutzen verschiedene Materialien zum Nestbau und auch bei den heutigen Legehennen konnte das Bearbeiten von Stroh und Einstreu sowie weiteres Nestbauverhalten beobachtet werden. Ein eingestreutes Nest gibt es in der konventionellen Legehennenhaltung aber eher selten. Hier werden zumeist Abrollnester verwendet, die nur mit Kunstrasen ausgestattet sind. Gleich nach der Eiablage rollen die Eier dabei aus dem Bereich der Legehennen.

Zum Ruhen suchen die Hennen gerne erhöhte Plätze auf. In freier Natur fliegen sie dafür Äste von Bäumen an. Das sogenannte Aufbaumen kann in der Legehennenhaltung auf Sitzstangen ausgeführt werden. Nachts sitzen die Hennen zum Schlafen gerne eng zusammen auf den Sitzstangen.

Hühner verfügen über ausgeprägte soziale Interaktionen. Durch Rangkämpfe untereinander finden sie ihren Platz in der Hackordnung. Wenn diese einmal geklärt ist, kommt es in kleinen Gruppen selten zu aggressivem Verhalten. Wird die Gruppe größer oder verändert sich in ihrer Zusammensetzung, häufen sich jedoch auch die Aggressionen wieder. Je höher die Besatzdichte ist, also die Anzahl der Hennen pro Quadratmeter, desto schlechter geht es hier dem Einzeltier. In der Bodenhaltung werden unter den tausenden von Tieren zumeist Untergruppen gebildet, da sich nicht alle Hennen kennen.

Henne beim Sandbaden
Henne beim Sandbaden © danielsfotowelt/ pixabay

Das Sand- oder Staubbaden ist wichtig für die Gefiederpflege der Hühner und wird häufig von mehreren Hennen gleichzeitig durchgeführt. Hat das Huhn keinen Zugang zu einem geeigneten Sandbad, macht es dennoch die dafür typischen Bewegungen, was zu Verletzungen und Gefiederschäden führen kann. Besonders durch den Drahtgitterboden in einem Käfig kann dies zu Gefiederschäden führen. Für die Hühner ist es wichtig, dass das Sandbad ständig zur Verfügung steht.

Ein weiteres Grundbedürfnis von Hühnern ist es, im Rahmen der Futteraufnahme ausgiebig zu Picken, zu Scharren und nach dem Futter zu suchen. Hühner fressen vornehmlich Pflanzen und Samen, aber auch Insekten und Würmer. In freier Wildbahn verbringen sie rund 40 bis 60 Prozent ihrer Zeit mit der Nahrungssuche.

Haltungsbedingungen von deutschen Legehennen

Kleingruppenhaltung

Da die Käfighaltung seit 2010 in Deutschland gesetzlich verboten wurde, stellten manche Betriebe auf die Kleingruppenhaltung um.

Legehennen in Kleingruppenhaltung
Kleingruppenhaltung von Legehennen © PROVIEH

In der Kleingruppenhaltung hat jede Henne ungefähr 800 cm2 Platz und lebt in einer Gruppe von bis zu 60 Hennen. Die Käfige sind mit Nestern, Sitzstangen und einem Scharrraum ausgestattet. Aufgrund des geringen Platzangebotes, dem fehlenden Auslauf, der unzureichenden Strukturierung und dem Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten für die Legehennen lehnt PROVIEH die Haltung von Legehennen in Kleingruppen ab.

Die Eier aus Kleingruppenhaltung sind mit der Ziffer „3” gekennzeichnet, im deutschen Einzelhandel sind Eierpackungen aus dieser Haltungsform allerdings nicht mehr zu finden. Noch knappe sechs Prozent der Legehennen werden in Deutschland in diesem System gehalten. Ab 2025 beziehungsweise ab 2028 läuft die Kleingruppenhaltung gesetzlich aus.

Bodenhaltung

Die Bodenhaltung kann ebenerdig oder in einer Voliere mit bis zu vier Ebenen erfolgen. Hier stehen den Hühnern Sitzstangen und ein eingestreuter Scharrraum zur Verfügung sowie Nester zur Eiablage. In der konventionellen Haltung teilen sich neun Hennen einen Quadratmeter Stallgrundfläche, in der Volierenhaltung sogar 18 Hennen. Bis zu 6.000 Legehennen pro Stalleinheit sind zulässig. Die Bodenhaltung ist in Einkaufsläden mit der Nummer „2“ gekennzeichnet. Ungefähr 60 Prozent aller Legehennen leben in dieser Haltungsform. Neuere Ställe bieten den Legehennen zwar Außenklimakontakt durch einen sogenannten Kaltscharrraum, dennoch ist Bodenhaltung nicht artgemäß, da die Tiere hier zusätzlich zu den gesetzlichen Mindestanforderungen mehr Platz, kleinere Gruppen, Beschäftigungsmaterialien (zum Beispiel Stroh- oder Luzerneballen), Sandbäder und Pickgegenstände benötigen. Auch ein Auslauf fehlt. Ein weiteres Problem ist die mitunter hohe Staub- und Ammoniakbelastung in den Ställen. Daher lehnt PROVIEH die Bodenhaltung für Legehennen ab.

Freilandhaltung

Zusätzlich zu einem Stall wie in der Bodenhaltung, mit der gleichen Ausstattung und Besatzdichte, stehen Legehennen, die in der Freilandhaltung gehalten werden, zusätzlich jeweils vier Quadratmeter Auslauf zur Verfügung. Wenn der Auslauf nicht großzügig mit Deckungsmöglichkeiten ausgestaltet ist, trauen sich die Hühner jedoch zumeist nicht auf die Fläche, sondern halten sich in der Nähe des Stalls auf. Daher ist es wichtig, ausreichende künstliche oder natürliche Strukturen zu schaffen, unter denen die Legehennen Schutz suchen können, um sich draußen sicher zu fühlen. Unter der Nummer „1“ findet sich die Freilandhaltung der Legehennen. Gut 22 Prozent aller Legehennen leben in dieser Haltung in Deutschland.

Ökologische Haltung

Eier-Legehennen

Die unter jetzigen Standards beste Haltung ist für Legehennen lediglich unter ökologischen Haltungsbedingungen möglich, wenn sie den Bedürfnissen der Legehenne entsprechend durchgeführt wird. Die Besatzdichte entspricht hier sechs Hennen pro Quadratmeter und pro Stalleinheit dürfen maximal 3.000 Tiere gehalten werden. Wie in der Freilandhaltung stehen den Legehennen zusätzlich vier Quadratmeter Auslauf zur Verfügung. In Deutschland leben in dieser Haltungsform nur in etwa 13,6 Prozent aller Legehennen. Bio-Eier sind auf der Packung mit der Ziffer „0“ gekennzeichnet.

Mobilstall

Eine besondere Form der Freiland- oder Öko-Haltung ist der Mobilstall, auch Hühnermobil genannt. Dies sind Ställe auf Kufen oder Rädern. Sie sind ebenfalls mit Sitzstangen und Nestern ausgestattet und bieten je nach Größe wenigen hundert bis ungefähr 2.000 Hennen Platz. Die Beweglichkeit dieser Ställe bringt den Vorteil mit sich, dass die Eintragsmenge an Stickstoff in den Boden besser über eine Fläche verteilt werden kann und die Pflanzendecke erhalten bleibt.

Zucht von Legehennen

Das Bankivahuhn legte zur Fortpflanzung maximal 40 Eier im Jahr. Durch züchterischen Fortschritt konnte dies mittels der heutigen Hybridhennen auf bis zu 320 Eier pro Jahr erhöht werden. Die Steigerung der Produktionsleistung hebt unweigerlich die Ansprüche an das Umfeld in denen ein Tier gehalten wird, das Management des Halters und die Fütterung an. Probleme, die in der Legehennenhaltung auftreten, sind daher häufig multifaktoriell. Legehennen können während ihres kurzen Lebens an Verhaltensstörungen, Knochenschwäche und -brüchen sowie Erkrankungen der inneren Organe (Leber, Legeorgane) leiden. Nach ca. 18 Monaten Lebenszeit lässt ihre Leistung nach und sie werden geschlachtet.

Die männlichen Küken der Legehennen gelten leider zumeist als wertlos
Wertlos? © congerdesign/ Pixabay

Krankheiten/Probleme

Männliche Küken der Legelinie legen keine Eier und setzen nicht so schnell Fleisch an wie die dafür gezüchteten Masthühner. Durch die einseitige Zucht der Legehennen auf Legeleistung und Masthühner auf Fleischansatz ergibt sich die Problematik des Kükentötens.

Verhaltensstörungen und Kannibalismus

Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus liegen verschiedene Ursachen zugrunde. Die Tiere bepicken sich gegenseitig, was zu schweren Verletzungen und dem Tod führen kann. Gründe sind mitunter das falsche Management (zum Beispiel Licht, Temperatur, Schadgase, Fütterungsfehler) eine zu hohe Besatzdichte oder schlichtweg, dass die Tiere sich langweilen und ihren angeboren Picktrieb gegeneinander richten. Beim Zehenpicken fressen die Hühner zumeist ihre eigenen Zehen ab, dies kann bis zum Tod durch Verblutung führen. Dieses Phänomen ist nur wenig erforscht und tritt zumeist bei Weißlegern auf. Ein weiteres Problem ist das gegenseitige Erdrücken. Durch zum Beispiel Panikreaktionen, Lichtkegel oder den Stallaufbau sammeln sich sämtliche Hühner an den Wänden oder in den Ecken des Stalls und erdrücken sich gegenseitig.

Osteoporose und Brustbeinveränderungen

Ein weiteres Problem in der Legehennenhaltung kann die Osteoporose darstellen. Für die Bildung der Eischale benötigt die Legehenne Kalzium. Wenn dieser Bedarf nicht durch das Futter gedeckt wird, kann es zu tierschutzrelevanten Problemen kommen. Denn wenn nicht genügend Kalzium über das Futter aufgenommen wird, löst der Organismus Kalzium aus den Knochen der Legehenne. Durch Kalziummangel und aufgrund von weiteren Faktoren (zum Beispiel Phosphormangel, Vitamin D-Mangel, Bewegungseinschränkungen oder die Genetik), werden die Knochen mit der Zeit spröde. So können Knochenbrüche und Brustbeinveränderungen auftreten, die sehr schmerzhaft für die Tiere sind. Sie treten in allen Haltungsformen auf und können mitunter 50 Prozent der eingestallten Legehennen betreffen. Vermutlich könnte dies durch den Einsatz von robusteren Rassen mit weniger Legeleistung verhindert werden.

Erkrankungen des Legeapparates

Erkrankungen der Legeorgane, beispielsweise Eileiterentzündungen, hängen eng mit dem Kannibalismus in der Herde und mit bakteriologischen Infektionen zusammen. Sie sind auch von der hohen Legeleistung abhängig und gelten auch als „Berufserkrankungen der Legehennen“. Erkrankungen der Legeorgane sind eine der häufigsten Abgangsursachen in der heutigen  Legehennenhaltung und in Schlachthöfen ebenfalls eine der häufigsten Ursachen des Verwurfs des Schlachtkörpers Legehennen.

PROVIEH fordert:

Mehr Platz, Struktur und Auslauf! Hühner sind neugierig und wollen ihre Umgebung erkunden. Es muss ihnen gestattet werden in einem vielfältig strukturierten Auslauf ihren arteigenen Bedürfnissen nachzugehen.

Haltung in kleineren Gruppen! Hühner zu tausenden pro Stallabteil zu halten ist keineswegs artgemäß. Zur Auslebung ihres natürliches Sozialverhaltens benötigen sie kleine überschaubare Gruppen.

Kein Kükentöten mehr! MännlicheKüken der Legelinien dürfen nicht länger ein „Kollateralschaden“ der Geflügelwirtschaft sein.

Rückkehr zum Zweinutzungshuhn! Durch den Einsatz von robuste und extensive Rassen können viele der Probleme, die durch die Hochleistungszucht verursacht werden, behoben werden.

Gesetzliche Haltungsstandards für Junghennen und Elterntiere! Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung enthält nicht für alle Tiere in der Landwirtschaft spezielle Regelung zur Haltung. PROVIEH fordert gesetzliche Mindeststandards für alle Tiere, die an ihre Bedürfnisse angepasst sind.

Kennzeichnungspflicht für Eiprodukte!  Wenn es nicht entsprechend anders deklariert ist, können in verarbeiteten Produkten Eier aus Käfighaltung sein. Wir fordern eine verbindliche Kennzeichnungspflicht zur Herkunft der Eier.