Rollback statt Öko? Agrarminister streiten, Milchkühe leiden

Umsetzung der bundesweiten Weideprämienregelung bedroht  

Kiel, 26. März 2025: Von heute bis Freitag tagen die Agrarminister unter Vorsitz von Peter Hauk in Baden-Baden. Kurzfristig vor der Frühjahrskonferenz hatte Mecklenburg-Vorpommern einen Änderungsantrag zum nationalen Strategieplan für die gemeinsame Agrarpolitik 2026 eingereicht. Darin lehnt Agrarminister Till Backhaus eine Einführung der Öko-Regelungen für das Jahr 2026 ab. Obwohl diese bereits seitens der Bundesregierung „in trockenen Tüchern“ zu sein schien, droht nun das Aus. Es ist zu erwarten, dass weitere Bundesländer den Antrag unterstützen. Unter anderem die geplante Weideprämie für Milchkühe ist dadurch in Gefahr.  

„Eine bundesweite Einführung der Weideprämie für Milchviehalter:innen wäre eine große Chance, um das Leben zahlreicher Milchkühe in Deutschland maßgeblich zu verbessern. Der Weidegang steigert das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere nachweislich erheblich“, beton Kathrin Kofent, PROVIEH-Fachreferentin für Tiere in der Landwirtschaft, Schwerpunkt Rinder und Pferde.

Brief an Minister Hauk 

In einem Brief an den AMK-Vorsitzenden Minister Hauk appelliert PROVIEH, dass er sich für den Bestand der Weideprämie und damit bessere Bedingungen für Deutschlands Milchkühe einsetzen möge.

Ein einheitlicher und gesicherter finanzieller Anreiz würde milchviehhaltenden Betrieben die Umstellung von reiner Stallhaltung hin zu einer tierfreundlicheren Haltung mit Freilauf erleichtern und bestehende Weidehaltungen honorieren. Des Weiteren würden auch Natur und Umwelt durch geförderte Biodiversität sowie ein reicheres Bodenleben klar profitieren.  

Zuvor hatte bereits Bayern Bedenken geäußert, dass die Weideprämie nicht ausreichend auf die spezifischen Bedürfnisse der bayerischen Landwirtschaft abgestimmt sei. Niedersachsens Kritik bezog sich auf die Bürokratie und die Umsetzung der Weideprämie. Niedersächsische Landwirt:inenn befürchten zu hohe bürokratische Hürden. In Nordrhein-Westfalen bestehen Zweifel, dass die Prämie nicht die gewünschten ökologischen Effekte erziele.  

Die Diskussion um die Weideprämie ist Teil eines größeren Dialogs über die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Tierwohl und wirtschaftliche Stabilität. Die Diskussionen um Abschaffung der Prämie und anderer gerade beschlossener Öko-Regelungen durch die Agrarminister der Länder schaffen Unsicherheit für tierhaltende Betriebe – dabei benötigen sie eine verlässliche Planungssicherheit. Ein Mehr an Tierschutz muss auch angemessen monetär wertgeschätzt werden. Denn nur so können nachhaltige Verbesserungen etabliert werden. 

Kuhleben heute 

Etwa 3,6 Millionen Milchkühe leben in Deutschland überwiegend in ganzjähriger Stallhaltung, trotz mannigfaltiger Probleme, die diese mit sich bringt. Heute kommen weniger als ein Drittel von ihnen in den Genuss der Weide. Dabei entspricht diese Form der Haltung ganz den natürlichen Bedürfnissen der Tiere. 

Weide ist artgerecht 

Alle Rinder wollen instinktiv grasen. Wenn sie können, tun sie dies um die zehn Stunden täglich in mehreren Abschnitten. Nachweislich finden in Rindergruppen auf der Weide weniger Rangkämpfe statt. Der Stresslevel sowie Verletzungsgefahren sind geringer. Das Liege- und Ruheverhalten kann bestmöglich ausgelebt werden. Das arttypische synchrone Fressen, Ruhen, Wiederkäuen, etc. ist uneingeschränkt möglich.   

Weide erhält gesund 

Weidehaltung ist nachweislich gesünder. Durch den weichen und im Vergleich zum Stallboden hygienischeren Untergrund sowie durch die Bewegung selbst ist bereits bei sechsstündigem Weidegang in den Sommermonaten eine vielfältige Steigerung der Tiergesundheit festgestellt worden: Klauen, Gliedmaßen und Euter waren durchweg gesünder. Fruchtbarkeitsstörungen und frühe Kälberverluste nahmen ab. Insgesamt war eine höhere Lebenserwartung der Tiere festzustellen. 

PROVIEH fordert insgesamt eine Verbesserung der Haltungs- und Fütterungsmethoden von Milchkühen. Die Weidehaltung kann einen wesentlichen Beitrag leisten. 

Eine bundesweite Weideprämie muss kommen!  

Weitere Informationen rund um die Milchkuh: https://www.provieh.de/tiere/nutztiere/rinder/milchkuehe/ 

Ansprechperson: 

Kathrin Kofent, Fachreferentin für Tiere in der Landwirtschaft, Schwerpunkt Rinder und Pferde
Telefon: 0431. 24828-05
E-Mail: kofent@provieh.de

 

  

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