Qualzucht bei Hühnern

Durch die einseitige Zucht auf hohe Leistung (so genannte Hybridzucht) haben wir aus unseren Hühnern in den letzten Jahrzehnten hoch spezialisierte Lebensmittelproduzenten für Eier oder für Fleisch gemacht. Die Legehennen legen mittlerweile über 320 Eier pro Legeperiode und die Masthühner steigern ihr Gewicht in nur 42 Tagen um das 60-Fache, von 42 Gramm auf 2500 Gramm. Diese enorme Leistung hat für die Tiere schwere gesundheitliche Folgen. 

Legehennen 

Die leidvollen Folgen der Qualzucht bei Legehennen

Durch die hohe Anzahl an gelegten Eiern kommt es zu schweren Erkrankungen des Legeapparates, welche die zweithäufigste Ursache für das Aussondern oder Töten der Legehennen ist. 

Um den hohen Bedarf an Kalzium für die Bildung der Eischalen zu decken, nutzen die Hennen das Kalzium unter anderem aus dem Bereich des Brustbeins. Die Knochenstabilität sinkt, es kann zu Frakturen im Bereich des Brustbeins kommen. Bis zu 48,8 Millionen Legehennen sind davon betroffen.  

Durch die Fütterung der Hennen mit einem energiereichen Futter, kann es zu einem Überangebot an Energie und zu einer Verfettung der Leber kommen. Eine hohe Legeleistung und eingeschränkte Bewegung begünstigen die Leberverfettung zusätzlich.

Es kommt zum Rückgang der Legeleistung, blassen Kämmen, Übergewicht, bis hin zum Tod. Rund 18 Millionen Legehennen erkranken jährlich an einer hochgradigen Leberverfettung. 

Masthühner 

Durch das schnelle Wachstum und das hohe Körpergewicht von Mastgeflügel kommt es zu Erkrankungen der Gelenke und Knochen der Beine. Infolgedessen kann es zu Deformationen und Schiefstellung der Beine bis hin zu Frakturen kommen. Die Tiere leiden unter einer sogenannten „Beinschwäche“, die sich schnell in einer verminderten Lauffähigkeit äußert. Durchschnittlich 360 Millionen Masthühner sind davon pro Jahr betroffen.  

Die leidvollen Folgen der Qualzucht bei Masthühnern

Die Entwicklung der inneren Organe und des Herzkreislaufsystems kann nicht mit dem intensiven Wachstum der Masthybriden Schritt halten. Es kommt zu Gesundheitsschäden durch die überhöhte Gewichtszunahme bis hin zum plötzlichen Herztod. 19 bis 38 Millionen Tiere in der intensiven Mast sterben pro Jahr an einem plötzlichen Herztod.  

Die Elterntiere der Masthühner wachsen wie die Masthybriden sehr schnell und haben ein fehlendes Sättigungsgefühl. Bei unbeschränkter Fütterung, wie in der Mast üblich, erreichten die Elterntiere zu schnell ein unnatürlich hohes Gewicht. Sie werden daher nur phasenweise gefüttert und hungern.

Dadurch kommt es zu Verhaltensstörungen wie Leerpicken (Picken im leeren Trog), vermehrtem Trinken, Objektpicken und Unruhe. Alle Elterntiere der Masthybriden sind von diesem Problem betroffen. 

All diese hier aufgeführten Merkmale führen zur Beeinträchtigung wesentlicher körperlicher Funktionen und ziehen Leiden und Schmerzen nach sich. Deshalb fordert PROVIEH, die Liste der Qualzuchtmerkmale bei Hühnern im Tierschutzgesetz um diese Merkmale zu ergänzen. Denn laut Paragraf 11b des Deutschen Tierschutzgesetzes sind Qualzuchten verboten. Dieses Verbot muss endlich konsequent angewandt werden und dafür braucht es umfassende, konkret anwendbare Merkmale. 

Dr. Anja Höhne

Dieser Artikel ist erschienen im PROVIEH-Magazin „respektiere leben.“ 2/2024 

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