Verhalten von Nutztieren verstehen: Tierschutzprobleme angehen
Jetzt auch Pferde im Focus
Im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist eine Online-Tierwohlplattform entstanden. Sie wurde durch Mittel des Ökoaktionsplans Hessen gefördert. Neben den Lehrfilmen zu Hühnern, Rindern und Schweinen, bereichern seit März 2022 auch Filme über Pferde das Bildungsangebot. Mit dieser thematischen Erweiterung wird der Tatsache Rechnung getragen, dass ebenso wie in der Rinder-, Geflügel- und Schweinehaltung in der Pferdehaltung teils erhebliche Lücken bis hin zu tierschutzrelevanten Defiziten zu verzeichnen sind. Die Landestierschutzbeauftragte Dr. Madeleine Martin stellte die vier sehr anschaulichen Kurzfilme kürzlich der Öffentlichkeit vor. Sie entstanden gemeinsam mit Dr. Miriam Baumgartner und Dr. Margit Zeitler-Feicht (TU München) zu den Themen Alarmsignale erkennen, Entwicklung von Verhaltensstörungen, Grundbedürfnisse der Pferde sowie Ursachen von Verhaltensabweichungen.
Verhaltensstörungen vorbeugen
Fehler in der Haltung, dem Management, bei Nutzung und Umgang können bei Pferden orale oder bewegungsstereotypische Verhaltensstörungen hervorrufen. So entstehen zum Beispiel durch die Unterdrückung von Bedürfnissen, besonders in der Boxenhaltung, Stereotypien wie Koppen, Weben, Kopf- und Lippenschlagen, Stangenbeißen und Fressen von unverdaulicher Einstreu (wie Sägespänen). Verhaltensstörungen sind ein Indikator für Leiden und somit tierschutzrelevant! Bevor sich eine Verhaltensstörung manifestiert und es zu strukturellen Veränderungen im zentralen Nervensystem kommt, bleibt Zeit Abhilfe zu schaffen. Hier kommen die Lehrfilme zum Tragen: Gedacht sind diese als objektives Bewertungsinstrument für gewerbliche und private Pferdehalter:innen, aber auch alle Pferdeinteressierten.
Was Pferde brauchen
Essenziell für ein artgemäßes Pferdeleben sind Sozialkontakte, eine stressfreie und regelmäßige Raufutteraufnahme, eine täglich mehrstündige freie Bewegung, eine ausreichend große Liegefläche sowie ein schonender Umgang und eine dem Pferd angepasste Nutzung. Anschaulich werden in kurzen Fallbeispielen Schwachpunkte und vermeidbare Fehler in der Boxen- und Gruppenhaltung vermittelt, so dass jeder Pferdefreund und auch der Laie Alarmsignale wie bestimmte Verhaltensmuster gut identifizieren kann. Durch ein frühzeitiges Erkennen kann dann eine Anpassung in Haltung, Fütterung oder bei Nutzung und Umgang veranlasst und so die Lebenssituation für die betroffenen Pferde maßgeblich verbessert werden.
Die Kurzfilme finden Sie hier.
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Kathrin Kofent
Was Pferdefreunde wissen sollten
Doch auch wenn beide Leitlinien bereits lange existieren, ist deren Inhalt bei einem großen Teil der Halter und Reiter der mehr als eine Millionen Pferde in Deutschland noch nicht angekommen. Deshalb hat der Tierschutzbeirat Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit der Landestierschutzbeauftragten das Merkblatt „Pferdewohl und Pferdeleid – Was Pferdefreunde wissen sollten“ entwickelt.
Weitere spannende Infos rund ums Pferd, sowie die Leitlinien zur Haltung und zum Tierschutz im Pferdesport finden Sie hier: