Ein längeres Leben für Legehennen – Hof Hasenkrug in Schleswig-Holstein

Hans Dieter Greve bewirtschaftet Hof Hasenkrug, einen Bioland-Betrieb in Schleswig-Holstein. Auf 135 Hektar baut er unter anderem Gemüse, Kartoffeln und Futtermittel an, hält 20 Angus-Mutterkühe und 20 seltene Steinschafe. Zudem hat er mehrere Herden von Legehennen in Mobil- und Festställen sowie die betriebseigene Bruderhahnaufzucht. 

Sie halten Ihre Hennen sowohl in Mobil- als auch in Festställen. Was sind die Vor- und Nachteile der jeweiligen Haltung? 

Die Legehennen bekommen im Mobilstall insgesamt länger den Zugang zu frischem Grün. Außerdem schont der regelmäßige Versatz des Stalls den Boden. Das machen wir jetzt seit elf Jahren so. Da wir die Flächen jedoch zur Reduzierung von eingetragenen Nährstoffen auch als Acker benutzen, haben die Hühner dort nicht so viele Unterschlupfmöglichkeiten. Wir haben uns für große Mobilställe entschieden, weil wir Eier für alle Verbraucher erschwinglich produzieren wollen. Der Mobilstall ist außerdem etwas schwieriger zu reinigen und man muss aufpassen, dass sich dort keine „Untermieter“ breit machen. 

Wir halten den anderen Teil der Legehennen in Herden in Festställen, unter anderem weil dort zum Beispiel ein Wintergarten integriert ist. Wenn wir die Legehennen wegen der Vogelgrippe einsperren müssen, bietet ihnen das mehr Bewegungsraum. Die Ausläufe bei den Festställen konnten wir außerdem mit Bäumen bepflanzen, da trauen sich die Hühner weiter raus. 

Legehennen und Hähne im Feststall

Legehennen Feststall
Feststall
Legehennen im Wintergarten
Wintergarten
Auslauf

Legehennen und Hähne im Hühnermobil

Mobilstall
Klappen nach draußen
Auslauf

Können Sie Ihre Auslaufgestaltung und Prädatorenabwehr erklären? 

Da haben wir schon alles ausprobiert. Wir liegen hier mitten im Wald, da ist der Habicht nicht weit entfernt. Wir hatten schon Attrappen, Abwehrkugeln und Vogelscheuchen. Die Hähne, die in der Herde laufen, warnen die Legehennen, wenn sie einen Greifvogel am Himmel sehen. Gute Erfahrung machen wir zurzeit mit „Chantalle“. Das ist eine ausrangierte Schaufensterpuppe, die mitten auf der Wiese steht. Die Hühner haben sich schnell an sie gewöhnt, aber der Habicht noch nicht. 

Die ausrangierte Kleiderpuppe eignet sich gut zur Habichtabwehr

Hof Hasenkrug lässt die Legehennen nicht wie viele Betriebe nach der ersten Legeperiode schlachten, sondern mausert sie. Wieso haben Sie sich dazu entschieden Ihre Hennen mausern zu lassen? 

Wenn die Hennen länger leben, braucht es weniger Bruderhähne, die man aufziehen muss. Außerdem kennen die “alten” Hennen den Stall und wissen schon genau, wo alles ist. Davon einmal abgesehen hatten wir einfach kein gutes Gefühl dabei, die Legehennen nach bereits elf Monaten zu schlachten, wenn es doch auch anders geht. Unsere Bruderhähne werden ausgemästet, wir halten sie 18 bis 20 Wochen in einem Mobilstall. 

Wie wird das Mausern auf Ihrem Betrieb durchgeführt? 

Wenn man merkt, dass die Hühner langsam vom Legen erschöpft sind, induzieren wir die Mauser durch eine Futterumstellung. Dann kriegen sie Weizenkleie und Hafer. Sonst lassen wir alles gleich. Sie dürfen weiter raus und verdunkeln müssen wir auch nichts. Sie verlieren dabei ein bisschen an Gewicht. Nach zehn Tagen bis zwei Wochen stellen die Tiere dann das Legen ein. Dann bekommen sie ein Aufbaufutter. Die beschädigten Federn werden abgeworfen und erneuern sich. Die Hennen regenerieren, nehmen wieder an Gewicht zu und nach ungefähr acht Wochen legen sie dann wieder wunderschöne und dickschalige Eier. 

Am besten spricht man sich aber im Vorfeld mit Kollegen aus der Nachbarschaft ab, damit nicht die ganze Region plötzlich ohne Eier dasteht. Natürlich ist es ein bisschen mehr Aufwand, die Hennen mausern zu lassen und man muss auf das Timing achten, aber es lohnt sich.

Im Auslauf können die Legehennen frei Scharren, Sand- und Sonnenbaden

Denken Sie, die Mauser von Legehennen hat Potenzial für die Zukunft? 

Absolut. Es erfordert ein gutes Management und die Herde muss in einem guten Zustand sein. Das Gewicht und die Fitness der Tiere müssen stimmen. Arbeitsmäßig ist es plus minus Null. Man hat zwar ein paar Wochen keine Eier, aber dafür auch weniger Leerstände und weniger Reinigungsdurchgänge. Die zu Anfang kleinen Eier der Junghennen fallen da natürlich auch weg. Viele Kollegen und Kolleginnen trauen sich da aber trotzdem noch nicht ran. 

Würden für Sie auch Zweinutzungshühner in Frage kommen? 

Vor sieben oder acht Jahren hatten wir schon mal Zweinutzungshühner, aber das hat für uns noch nicht funktioniert. Sobald ein geeignetes Zweinutzungshuhn da ist, würden wir das noch einmal versuchen. Die Leistung muss stimmen. Wenn wir schon auf ein paar Eier im Gegensatz zu den Legehennen verzichten müssen, dann sollte am Hahn aber auch etwas mehr Fleisch sein. Momentan ist das noch nicht so. Außerdem müssen die Tiere robust sein und um die Mauser weiterhin durchführen zu können, brauchen wir Hennen, die sehr uniform sind. 

Einige Hähne laufen in den Legehennenherden
Bruderhähne im Freilauf, Foto © Hans Dieter Greve

Was wünschen Sie sich von der zukünftigen Landwirtschaftspolitik? 

Ich sitze viel zu viel am Schreibtisch und wünsche mir mehr Eigenverantwortung. Die Politik redet außerdem immer davon, die bäuerliche Landwirtschaft schützen zu wollen, aber tut dann genau das Gegenteil und nur die Großen überleben. Außerdem muss vom Lebensmittelpreis ein größerer Anteil beim Landwirt landen. Und es muss etwas für die Verbraucherbildung getan werden. Viele Menschen kennen keine Wertschätzung mehr und verbinden das Stück Fleisch in der Theke nicht mit dem Tier, das dafür gestorben ist. 

Haben Sie eine Botschaft an unsere Leser:innen? 

Lebensmittel sind die Dinge, die jeder Mensch zum Leben braucht. Es handelt sich hier um wertvolle Produkte und nicht um Wegwerfwaren. Besonders dann, wenn es sich um tierische Lebensmittel handelt, wünschen wir uns einen besseren Umgang damit. Informieren Sie sich darüber, was Sie auf dem Teller haben. Wir bemühen uns täglich um ein hohes Maß an Tierwohl, damit unsere Nutztiere ein schönes Leben haben. Wenn sie dann für uns sterben und uns ernähren haben sie unseren Dank und unsere Achtung mehr als verdient. 

Vielen Dank! 

Das Interview führte Mareike Petersen

Logo Kein Ei mit der Zwei

13.12.2021

Fotos: © PROVIEH

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