Özdemir für Tierwohlsteuer, aber leider gleichzeitig für Anbindung von Rindern

PROVIEH fordert langfristige Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung und das Ende der tierschutzwidrigen Anbindehaltung 

Berlin, 19.04.24: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir betonte gestern bei einem Treffen mit Agrarjournalisten in Berlin die Notwendigkeit, das Tierwohl in der Landwirtschaft besser zu fördern. Er sei offen für verschiedene Finanzierungsoptionen, darunter die Einführung eines Tierwohl-Cents und die Anpassung der Mehrwertsteuer auf tierische Erzeugnisse. Gleichzeitig bekannte sich Özdemir zur saisonalen Anbindehaltung von Rindern. Während die Tierschutzorganisation PROVIEH das Engagement des Ministers für die Finanzierung von Tierwohl lobt, kritisiert sie gleichzeitig seine Position zur Anbindehaltung als nicht tiergerecht.

„Aus Tierschutzsicht kann keine Form der Anbindehaltung befürwortet werden, weder ganzjährig noch saisonal. Gelegentlicher Auslauf bringt nur wenig Erleichterung, wenn ein Tier fast rund um die Uhr im Stall angebunden ist. Mit dieser mittelalterlichen Praxis muss endlich Schluss sein. Von einem grünen Landwirtschaftsminister erwarten wir, dass er sich dafür einsetzt!“, so Andreas Schenk, Hauptstadtreferent der Tierschutzorganisation PROVIEH.

Nachdem das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Ende letzten Jahres eine Tierwohlabgabe ins Gespräch gebracht hatte, sprachen sich die Mitgliedsorganisationen der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) vergangene Woche bei einem Treffen mit Bundeskanzler Scholz einstimmig für eine Anpassung der Mehrwertsteuer für tierische Produkte aus. PROVIEH unterstützt die Forderung nach einer langfristig gesicherten Finanzierung für den Umbau der Tierhaltung. 

„Mit dem Ja zur Mehrwertsteueranpassung für tierische Erzeugnisse gibt es nun eine geeinte Position der Zivilgesellschaft, von den Tierschutzverbänden bis zu den Bauernverbänden. Es wäre tragisch für die jährlich 750 Millionen in Deutschland gehaltenen Nutztiere und ihre Halter:innen, wenn die politische Umsetzung nicht unmittelbar folgen würde. Wer sich der Tierwohlfinanzierung jetzt noch verweigert, der stellt sich nicht nur gegen den Tierschutz, sondern auch gegen den erklärten Willen der Landwirtschaft“, kommentiert Andreas Schenk weiter. 

Weniger positiv bewertet die Organisation PROVIEH die unkritische Einstellung des Bundeslandwirtschaftsministers in Bezug auf die Anbindehaltung. Bei der Anbindehaltung werden landwirtschaftlich genutzte Rinder entweder ganzjährig oder saisonal im Stall angebunden gehalten, ohne oder nur mit gelegentlichem Auslauf. Diese Praxis ist für die Tiere mit erheblichen Leiden und Gesundheitsrisiken verbunden. Sie wird daher von Fachorganisationen wie der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) oder der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e. V. (TVT) scharf kritisiert. Nach Angaben des Thünen-Instituts wird die Anbindehaltung hauptsächlich in Süddeutschland praktiziert, insbesondere in Bayern, aber auch in Baden-Württemberg, der Heimat des Bundesministers.

Lesen Sie hier PROVIEHs ausführliche Positionen zum Tierwohl-Cent  und zur Novelle des Tierschutzgesetzes inklusive der Anbindehaltung. Weitere Fachinformationen finden Sie auf PROVIEHs Kampagnenseite „Legalisierte Tierqual beenden!“.   ­ ­ ­

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