Bruderhahnaufzucht – eine Übergangslösung

Seit dem 01.01.2022 ist das Töten der männlichen Küken in Deutschland verboten. Eine Alternative ist die sogenannte Bruderhahnaufzucht, bei der die Brüder der Legehennen aufgezogen, gemästet und anschließend geschlachtet werden. Doch dies kann nur eine Zwischenlösung sein, denn dadurch lösen sich nicht die leistungsbedingten Probleme der Legehennen und Masthühner.  
Die Bruderhähne werden unterschiedlich lang gehalten, etwa 10 bis 22 Wochen. Dies hängt vom Zielgewicht und der Haltungsform ab. Die für die Mast gezüchteten Hybrid-Hühner, sogenannte Broiler, benötigen etwa 4 bis 6 Wochen und wesentlich weniger Futter, um ihr Schlachtgewicht zu erreichen. Durch die längere Dauer entstehen bei der Aufzucht der Bruderhähne höhere Kosten. Diese werden zumeist auf den Eierpreis ihrer “Schwestern” aufgeschlagen. 
Die geschlachteten Bruderhähne haben eine andere Körperform als die Masthühner. Sie sind länglicher und haben nicht viel Brustfleisch. Deswegen sind sie etwas schwieriger zu vermarkten. Außerdem können sie aufgrund der anderen Körperform oft nicht ohne Weiteres in Masthühner-Schlachthöfen geschlachtet werden. 
Da Bruderhähne sehr viel agiler und lebhafter sind als Masthühner, muss ihnen unbedingt ein strukturierter Stall, Beschäftigungsmaterial, Sitzstangen zum Aufbaumen und ein Auslauf zur Verfügung stehen. Nur so können sie tiergerecht gehalten werden. 
Es kann außerdem zu aggressivem Verhalten untereinander kommen, da die Hähne um die Rangfolge in der Herde kämpfen. Auch hier sorgt eine Strukturierung des Stalls für Ablenkung, Beschäftigung und Fluchtmöglichkeiten.  
Es gibt keine gesetzlich vorgeschriebenen Haltungsbedingungen für die konventionelle Aufzucht von Bruderhähnen. In der EU-Bio-Verordnung werden eine Besatzdichte von maximal 21 kg/m2 ein Auslauf und Sitzstangen für die Tiere vorgeschrieben.  

Bruderhähne mit Hennen im Freien
„Junghennen und Bruderhähne werden hier zusammen aufgezogen“ Foto: PROVIEH

PROVIEH setzt als langfristige Alternative zum Kükentöten auf die Etablierung eines gesunden und robusten Zweinutzungshuhns. Bis dies erreicht ist, kann die tiergerechte Bruderhahnaufzucht eine Übergangslösung sein. 

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Aufzucht der Bruderhähne teurer ist und ein schwerer vermarktbares Endprodukt entsteht. Der hohe Futterverbrauch der Bruderhähne ist aus ökologischer Sicht ebenfalls als kritisch zu betrachten.  
Das Problem der Bruderhähne hat sich aus der Aufteilung der Zuchtlinien von Hühnern in Mast- und Legelinien ergeben und ist somit ein “hausgemachtes” Problem der Geflügelwirtschaft. Diese muss sich nun zukunftsorientiert auf die Haltung von gesunden Zweinutzungshühnern konzentrieren, um die leistungsbedingten Leiden der Legehennen und Masthühner zukünftig zu verhindern. 

Mareike Petersen 

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