Tatort Schlachthof – Tierleid am Fließband

Dass auf Schlachthöfen nicht gerade zimperlich mit Tieren umgegangen wird, ist hinreichend bekannt. Berichte über massive Tierschutzverstöße, insbesondere Tierquälerei, schlechte Haltung und Misshandlung vor und während der Schlachtung, wie auch hohe Fehlbetäubungsraten deutschlandweit und seit Jahrzehnten wiederkehrend sind ein Indiz für das Versagen eines kranken Systems. 

Grausame Szenen im Geflügelschlachthof Buckl 

Diese Woche kam ein besonders schwerer Fall in die Presse, der erschütternde Bilder und Fakten liefert. In einem der größten Geflügelschlachthöfe, einem Betrieb der Firma Buckl im bayerischen Landkreis Ansbach, steht deshalb und aufgrund einer gerichtlichen Anordnung bis auf Weiters alles still. Bis zu 60.000 ausgemusterte Althennen wurden hier täglich getötet. Dabei verfingen sich nicht nur immer wieder lebende Tiere mit ihren Köpfen an veralteten Förderbändern. Videoaufnahmen zeigen auch wiederholt grausame aktive Tiermisshandlungen durch Mitarbeiter. Die Bilder lassen keinen Zweifel daran, dass der Umgang mit den Tieren im Schlachthof eine erschreckende Routine geworden ist, geprägt von Sadismus und jeglichem Fehlen von Empathie für das Tier. Es scheint nicht nur eine Frage von einzelnem Fehlverhalten, sondern vielmehr ein Indiz für eine tief verwurzelte Missachtung des Tierschutzes im Betriebsalltag vorzuliegen. Die Tatsache, dass solche Zustände offenbar ohne Eingreifen oder kritische Reflexion von Vorarbeitern und Betriebsleitung hingenommen wurden, ist inakzeptabel und erfordert eine konsequente Aufklärung. Die Verstöße müssen angemessen geahndet werden. 

Die rasche Reaktion der zuständigen Kontrollbehörde, die den Betrieb vorübergehend stilllegte, ist grundsätzlich ein wichtiger Schritt im Schutz der Tiere. Doch aufgedeckt beziehungsweise öffentlich gemacht wurde dieser Fall – wieder einmal – nicht durch amtliche Tierärzte, sondern durch eine Tierschutzorganisation.  

Schauen Tierärzte weg? 

Besonders alarmierend ist die Frage, wie es sein kann, dass der amtlich bestellte Tierarzt, der regelmäßig vor Ort war, von den Grausamkeiten nichts mitbekommen haben will. Hier ergeben sich erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit der Kontrollmechanismen und es drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob hier gezielt weggeschaut wurde. Die Arbeitsweise und Funktion amtlicher Kontrolleure in solchen tierschutzkritischen Bereichen muss deutlich hinterfragt werden und eine unabhängige Bewertung zum Wohle der Tiere sichergestellt werden. 

Kontrollinstrument Videoüberwachung 

Nicht nur diese jüngsten Filmaufnahmen, sondern eben eine Vielzahl an Skandalen offenbaren eine erschütternde Realität. Es kann nicht länger von Zufallsentdeckungen abhängen, ob schwerste Tierschutzvergehen aufgedeckt, abgestellt und geahndet werden. 

Seit langem fordert PROVIEH eine gezielte und gesetzlich verpflichtende Kontrolle in Form von Videoüberwachungen auf Schlachthöfen. Leider wurde diesbezüglich trotz einiger erster Vorstöße seitens der Bundesregierung bis heute nichts Konkretes zur Umsetzung einer gesetzlichen Verpflichtung unternommen. Auch im aktuellen Koalitionsvertrag der neuen Regierung steht, dass man die Videoüberwachung auf Schlachthöfen prüfen will. Hier bleibt nur zu hoffen, eine solche „Prüfung“ tatsächlich schnellstmöglich und umfassend durchgeführt wird und es im Ergebnis auch zu einer tatsächlichen Umsetzung eben dieser Überwachungsmaßnahmen kommt, wie sie bereits in der gescheiterten Novelle zum Tierschutzgesetz 2024 bereits geplant war.

Dass es machbar wäre, zeigt die Umsetzung in anderen Ländern, wie beispielsweise in Frankreich, wo die Videoüberwachung bereits vor einigen Jahren eingeführt wurde. Es erfordert jedoch eine klare rechtliche Rahmensetzung, Ressourcen für die Kontrolle und Akzeptanz bei den Betrieben.  

Wir werden zeitnah auf das Landwirtschaftsministerium zugehen und erfragen, wie ernsthaft das Thema dort angefasst werden wird. Fakt ist, dass zwingend etwas passieren muss. Insgesamt hängt die Umsetzung sowohl vom politischen Willen und finanziellen Mitteln als auch der Zusammenarbeit aller Beteiligten ab. Wir hoffen, dass schon bald erste Pflöcke zum Wohle der Tiere eingeschlagen werden und sich ein Bewusstsein für das Tier auf allen Schlachtbetrieben einstellen und deutschlandweit zur klaren Firmenpolitik wird. Somit könnten auch solche grausamen Bilder wie die aktuellen bald der Vergangenheit angehören. 

Kathrin Kofent  

30.04.2025

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