Statt grünem Vegetarier nun ein schwarzer Metzger

– neuer Landwirtschaftsminister steht fest 

Alois Rainer am 09.05.17 in Berlin im Deutschen Bundestag. / Fotograf: Tobias Koch (www.tobiaskoch.net)

Nach dem vorzeitigen Rückzug des eigentlichen Wahlkandidaten, dem bayerischen Bauernpräsidenten Günther Felßner, steht nun fest: Alois Rainer aus Niederbayern wird der neue Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat. Aufgewachsen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Gasthaus und Metzgerei, absolvierte Rainer nach dem Hauptschulabschluss eine Metzgerlehre und übernahm schließlich nach seiner Meisterprüfung den Familienbetrieb, den heute seine Söhne weiterführen. Der langjährige CSU-Haushalts- und Finanzpolitiker gelangte per Direktmandat für den Landkreis Straubing in den Bundestag und wurde gestern von Markus Söder als zukünftiger Minister vorgestellt. 

Unterstützung erhält Rainer durch die Juristin und CDU-Politikerin Silvia Breher als neue Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium. Sie wuchs ebenfalls auf einen landwirtschaftlichen Betrieb, in Südoldenburg, auf und war von 2011 bis 2017 Geschäftsführerin des Kreislandvolkverbandes Vechta. Zweite Staatssekretärin wird die ehemalige Berufsschullehrerin und engagierte CSU-Politikerin Martina Enghardt-Kopf aus der Oberpfalz. Sie ist Nebenerwerbslandwirtin. 

Interessenkonflikt oder hilfreicher Branchenkenner?  

Dass sich mit dem Einzug der neuen Bundesregierung einiges ändern würde, war klar. Wenn nun allerdings ein Metzgermeister bald verantwortlich für das Schicksal von rund 700 Millionen “Nutztieren” in Deutschland sein wird, stimmt das durchaus nachdenklich. In einigen Kommentaren zur Personalwahl wird gemutmaßt, dass Rainer weniger im Sinne der Tiere als im Sinne der Schlachtbranche agieren könnte. Markus Söder machte in seiner Verkündung zudem klar, wofür Rainer steht: Statt dem grünen, veganen Özdemir kommt jetzt der schwarze Metzger“, sagte der CSU-Chef – es gebe jetzt wieder „Leberkäs‘ statt Tofu“.  

Jammern wird nicht helfen 

Nachdem der Tierschutz im Koalitionsvertrag sehr zurückhaltend platziert wurde – einmal in der Überschrift und einmal in den Beschlüssen taucht der Begriff auf – und auch auf Europäischer Ebene sich eher eine „Rolle rückwärts“ ankündigt, krempeln alle Tierschützer:innen und Tierschützer die Ärmel hoch und stehen einmal mehr in einem starken Bündnis zusammen – für ein besseres Leben unserer “Nutztiere”. Schaut man auf die vergangenen 50 Jahre, ist es im Nutztierschutz immer weiter gegangen. Rückschläge gab es immer. Und auch die so hoffnungsvollen Tierschutzpläne der Ampelregierung verwässerten zusehends.  

PROVIEH bleibt wachsam und hochmotiviert, auch in dieser Legislatur Verbesserungen für Rind, Schwein, Huhn und Co zu erreichen. Immerhin kennt Alois Rainer die Fleischbranche, stammt aus einer Landwirtschaftsfamilie und ist – in Kombination mit seinen Kenntnissen der Finanzbranche ein vielseitiges, kompetentes Gegenüber bei zukünftigen Gesprächen und Verhandlungen. Auch seine Wertschätzung für regionale Familienbetriebe könnte ein Plus sein, wenn es um die Förderung und den Erhalt eben dieser in Bezug auf landwirtschaftliche und Schlachtbetriebe geht. Wir sind gesprächsbereit, lassen uns keineswegs entmutigen und werden auf allem Ebenen das bestmögliche für unsere “Nutztiere” rausholen. 

Kathrin Kofent 

Berlin, 29.05.2025 

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