Größenwahn auf Kosten der Tiere

Wie immer größere Ferkelwürfe das Leid von Sau und Ferkeln vermehren 

Es ist eigentlich kaum zu glauben: In Brasilien soll eine Sau tatsächlich in einem Wurf 45 Ferkel zur Welt gebracht haben. Dies berichtete die Zeitschrift topagrar am 13. Februar 2025 (Rekord aus Brasilien: Sauenwurf mit 45 Ferkeln).  

Unter natürlichen Bedingungen beginnt die hochtragende Sau kurz vor der Geburt ein Nest aus Gräsern, Blättern und Zweigen zu bauen. Hier bringt sie dann ein bis acht Ferkel zur Welt. Unter den Ferkeln herrscht schnell eine geregelte „Saugordnung“ bei der jedes Ferkels seine „eigene“ Zitze am Gesäuge der Sau hat. So gibt es keinerlei Konkurrenz und die Ferkel können artgemäß heranwachsen. 

Unter industriellen Haltungsbedingungen werden die Sauen der Hochleistungssrassen zum Abferkeln in Metallkäfige, sogenannte Kastenstände, gesperrt. Mittlerweile bringt eine solche Sau bis zu 16 Ferkel pro Wurf zur Welt und das durchschnittlich 2,2-mal pro Jahr. Die Geburtsdauer erhöht sich dabei durch die erhöhte Anzahl an zu gebärenden Ferkeln und hat schwerwiegende tierschutzrelevante Konsequenzen für Sau und Ferkel:  

  • Die verlängerte Geburtsdauer erhöht das Risiko für Totgeburten. Für zuletzt geborene Ferkel besteht dabei ein besonders großes Risiko totgeboren zu werden.  

 Von den lebend geborenen Ferkeln sterben außerdem rund 16 Prozent in den ersten 28 Lebenstagen. 

  • Die verlängerte Geburtsdauer führt dazu, dass vor allem älteren Sauen am Ende der Geburt oft die Kraft fehlt. Das Risiko, dass die Sau unter Schmerzen leidet, ist erhöht und begleitend stressbedingtt die Gefahr, dass es zum Erdrücken der Ferkel und aggressivem Verhalten durch die Sau kommt, größer.   
  • Da bei so vielen Ferkeln nicht für jedes Tier eine funktionsfähige Zitze zur Verfügung steht, bekommt nicht jedes Ferkel seine „eigene“ Zitze. Das führt zu Rangkämpfen. Die Folge sind leichte bis schwere Verletzungen am Kopf der Ferkel, aufgeschürfte Karpalgelenke und Verletzungen am Gesäuge der Sau. Spätgeborene beziehungsweise bereits schwache Ferkel kommen hierbei oft zu kurz. 
  • Bei zu großen Würfen stößt die Milchleistung der Sau schnell an ihre Grenzen. Schwache Ferkel, die keinen festen Zitzenplatz haben, bekommen dann oft zu wenig Milch. Vor allem die erste Milch (Kolostralmilch) aber auch die reife Sauenmilch enthält wichtige Nähr- und Schutzstoffe, die nicht so einfach zu ersetzen sind.  
  • In einigen Ställen werden Ferkel umsortiert und fremden Sauen „untergeschoben“. Aber nicht selten verenden sie qualvoll oder die lebensschwachen, überschüssigen Ferkelwerden einfach unsachgemäß getötet. 
  • Die Hochfruchtbarkeitszucht von Sauen ist äußerst kritisch zu betrachten, denn die überlebenden Ferkel sind oft schwächer und krankheitsanfälliger, was wiederum zu einer zunehmenden Ferkelsterblichkeit führt. Schon mit 16 Ferkeln pro Wurf ist die Grenze aus Tierschutzsicht überschritten.  

Eine Zucht auf noch größere Ferkelwürfe, wie dies in Brasilien offensichtlich betrieben wurde, bedeutet damit eine extreme Erhöhung des Leidens und Sterbens vieler in solchen riesigen Würfen geborenen Ferkel und deren Muttersauen. Hier gilt es genau hinzuschauen, wo die Grenzen der Tierproduktion zu ziehen sind. 

PROVIEH sagt „Nein“ zu solcher einer Form der Tierausbeutung. Gleichzeitig setzen wir für eine artgemäße Haltung von Schweinen ein. Wir fordern die Nutzung von gesunden und robusten Schweinerassenmit einer maximalen Anzahl von zwölf Ferkeln. 

Anja Höhne 

20.03.2025

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