Tierwohl als Kernziel der Europäischen Agrarpolitik: Jetzt handeln statt aufschieben!
PROVIEH drängt nach Abschlussbericht des europäischen Strategischen Dialogs auf Umsetzung der Tierschutzreformen
Berlin, 04.09.24: Die Europäische Kommission hat heute in Brüssel den Abschlussbericht des Strategischen Dialogs zur Landwirtschaft vorgestellt. Der Bericht skizziert eine Vision für die europäische Landwirtschaft, um den globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel und dem Artenverlust zu begegnen. Unter anderem sollen die Tierwohlstandards bis 2040 entscheidend verbessert werden. PROVIEH begrüßt die klaren Ziele, kritisiert jedoch die Verschiebung der Reform des europäischen Tierschutzrechts auf 2026.
„Der Zeitpunkt für den Wandel ist jetzt, wie der Bericht feststellt. Nachhaltige Landwirtschaft verbunden mit Tierwohl ist eine gute Vision. Doch statt sofort zu handeln, wird die überfällige Reform des EU-Tierschutzrechts auf 2026 verschoben. Die deutsche Umsetzung würde frühestens 2030 folgen. Das ist viel zu spät“, erklärt Andreas Schenk, Hauptstadtreferent von PROVIEH. „Wir brauchen in Deutschland jetzt ein Tierschutzgesetz, das den Namen verdient – und zwar noch in diesem Jahr. Auf Europa können wir nicht warten.“
Der Bericht des Dialogs sieht vor, die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union ab 2028 grundlegend zu reformieren. Einkommensförderung soll künftig stärker an der wirtschaftlichen Bedürftigkeit der Betriebe ausgerichtet werden, statt wie bisher allein am Flächenbesitz. Die Förderung von Umwelt- und Tierschutzleistungen soll finanziell attraktiv und ergebnisorientiert erfolgen. Zu den vorgesehenen Förderschwerpunkten zählt die extensive Weidetierhaltung. Der Tierschutz wird als ein zentrales Ziel der GAP hervorgehoben, neben dem Erhalt der ländlichen Räume und dem Umweltschutz. Auch die Reduktion der Tierbestände und des Fleischkonsums sowie der Lebendtierexporte werden angesprochen, jedoch nur beiläufig. Die Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung soll staatlich erfolgen, da eine Lösung über den Markt kurzfristig nicht realistisch sei.
Außerdem fordert der Bericht eine Harmonisierung des europäischen Tierschutzrechts und schlägt vor, das Modell der „Fünf Domänen des Tierwohls“ zu nutzen. Dieser etablierte Ansatz umfasst die Indikatoren Ernährung, Haltungsumwelt, Gesundheit, Verhaltensinteraktion, und mentaler Zustand. Begleitend dazu soll eine europäische Tierwohlkennzeichnung für Fleisch- und Milchprodukte eingeführt werden. Zudem soll Tierwohl eine größere Rolle in Handelsverträgen spielen. PROVIEH unterstützt diese Ansätze, fordert jedoch eine zeitnahe Reform des europäischen Tierschutzrechts.
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