Von rauhwolligen Schafen, fleißigen Bienen und weißen Wikingerkühen
Dass ihre Tiere so frei wie möglich leben können, ist für Arne Articus und seine Frau Franziska besonders wichtig. Alles begann 2016 mit einer kleinen Schafherde, die im Laufe der Zeit immer größer wurde. Es kamen nach und nach Bienen, Hühner und Rinder hinzu und seit kurzem ist der Hof ein anerkannter Biobetrieb (nach DE-Öko 009). Zeitweise ist es eine Menge Arbeit, die das Ehepaar Articus neben ihren Hauptjobs als Grundschullehrerin und Vertriebler für Kontaktlinsen bewältigt, aber die beiden sind mit ganz viel Herzblut dabei. Sehr viel Freilauf, gutes Futter und eine dem Bedürfnis der Tiere angepasste Haltung sind dabei oberste Prämisse.
Weil es sich schön anfühlt
Die Schafe von Familie Articus leben ganzjährig draußen und kommen nur bei großer Nässe und speziell zum Lammen für wenige Tage in den Offenstall am Hof. Es sind rauhwollige Pommernschafe, eine alte, gefährdete Schafrasse, die sehr gut an diese robuste Haltung angepasst ist. Bis Anfang Mai haben die Muttertiere ihre Lämmer geboren, die nun fröhlich über die weitläufigen Wiesen springen. Sie kommen schwarz zur Welt und verändern ihre Farbe im Laufe der Zeit über Dunkelbraun zu einem variierenden Grau-Beige. Derzeit grasen die 21 Mutterschafe und 42 Lämmer auf der Hausweide. So hat Familie Articus vom Küchenfenster aus alles im Blick.
Die Schafe leben in einer Weidesymbiose mit den sechs Fjäll-Rindern des Hofes. Alle grasen auf insgesamt 15 Hektar großen ehemaligen schleswig-holsteinischen Ostsee-Salzwiesen rund um das beschauliche Dorf Wisch. Die Fjäll-Rinder sind ebenfalls eine seltene Rasse. Die drei Kühe und der Jungbulle fressen die Weiden kurz, bevor die Schafe nachweiden dürfen. Dies ist aktive Parasitenprophylaxe, da die für die Schafe gefährlichen Parasiten an den oberen Pflanzenabschnitten vorkommen. Die Rinder fressen sie einfach weg. Getrennt vom Bullen und den Mutterkühen arbeiten noch zwei junge Fjäll-Rind-Färsen als Landschaftspflegerinnen. Sie durften fast ein Jahr an der Seite ihre Mütter aufwachsen. Dann war die Trennung unproblematisch. Für die Rinder und Schafe wurden – als Witterungsschutz und wertvolle Schattenspender im Sommer – Bäume und Sträucher an und auf den Weiden gepflanzt. Für extreme Wetterlagen in der kalten Jahreszeit steht auch den Rindern eine großzügige Rundbogenhalle zur Verfügung. Um den Parasitenbefall niedrig zu halten, sollen die Tiere nicht aus den reichlich vorhandenen Wassergräben trinken, sondern erhalten ihr Wasser aus Tränken oder dem Wasserwagen.
Der regelmäßige Weideumtrieb beziehungsweise -transport ist bei Familie Articus stets geprägt von sehr viel Ruhe. Die Schlachtung der Tiere erfolgt so schonend wie möglich. Rinder und Schafe werden persönlich zum nur 20 Autominuten entfernten Landschlachter gefahren. Dort kommen die Tiere direkt auf Termin und somit ohne Wartezeiten in den Schlachtraum und werden mit Ruhe und Achtung fachgerecht betäubt und getötet.
Glückliche Hühner und fleißige Bienen
An die 20 glückliche Hühner laufen frei auf dem Hof und auch schon mal zwischen den Schafen und liefern Eier. Es sind Schwedische Blumenhühner (eine alte schwedische Landrasse) und Deutsche Sperber. Hin und wieder wird ein Hahn aus der Nachzucht geschlachtet, nachdem er ein schönes freies Leben hatte.
Im großen Garten der Familie leben und arbeiten außerdem noch drei Bienenvölker. Sie haben einen großen Brutraum und ihnen wird nur ein kleiner Teil des Honigs weggenommen. Dadurch haben sie weniger Stress und sind robuster gegenüber dem Befall durch die gefürchtete Varroamilbe. Die Bienenhaltung soll durch sogenannte Ableger auf bis zu acht Völker ausgeweitet werden.
Kreislaufwirtschaft
Auf einem guten Hektar baut das Ehepaar Gemüse zum Verkauf und den Eigenbedarf an. Zudem wurde in diesem Jahr zum ersten Mal auch eigenes Futtergetreide ausgesät. Den Mist der Pommernschafe und Fjäll-Rinder aus der Stallzeit nutzt die Familie Articus dabei als wertvollen Dünger. Die vier Schafböcke mit unterschiedlicher Genetik sowie die elf Jährlinge grasen gerade das Kleegras auf der zukünftigen Gemüsefläche ab. Dort wird der Boden bald schonend umgebrochen und Kürbisse, Zucchini und Zuckermais ausgesät.
Das Fleisch und die Fleischprodukte der Rinder und Schafe sowie Felle, die Eier, Gemüse und Gemüseprodukte und der Honig werden über ein regionales Netzwerk von Erzeuger:innen direkt zu den Verbraucher:innen, den Lebensmitteleinzelhandel, auf dem Wochenmarkt und ab Hof vermarktet.
Arne und Franziska Articus
Kathrin Kofent
Betriebsspiegel Hof Articus
Adresse: Arne und Franziska Articus, Redder 45, 24217 Wisch,
Lage: ehemalige Salzwiesen, Probstei/Ostsee, 15 Hektar (2,5 Hektar Ackerland)
Mitarbeiter: 2,5 Personen
Vermarktung: Fleisch und Gemüse über Wochenmarkt, regionale Supermärkte, Marktschwärmer (www.marktschwaermer.de/de-DE/producers/24883/farm), Direktvermarktung
Tiere: 6 Fjällrinder, 79 Schafe, 20 Hühner, 3 Bienenvölker Kontakt: www.wiesen-freunde.de, info@wiesen-freunde.de
Dieser Artikel ist im PROVIEH-Magazin “respektiere leben.” 02-2022 erschienen.