Putenhaltung: Bisher nicht tiergerecht

Puten erkunden gerne ihre Umgebung und verbringen einen Großteil des Tages damit, nach Futter zu suchen. Sie legen in der freien Wildbahn bei der Futtersuche täglich mehrere Kilometer zurück. Außerdem baden Puten genau wie Hühner gerne im Sand, um ihr Gefieder zu pflegen und sie legen sich gerne in die Sonne. Nachts schlafen sie zum Schutz vor Beutegreifern in Bäumen. Auch wenn man es ihnen nicht ansieht, wilde Puten können dafür ein ganzes Stück weit fliegen. 

Keine gesetzlichen Vorgaben für die Putenhaltung 

Die industrielle Haltung von Puten wird ihren Bedürfnissen nicht gerecht. Zu Tausenden werden sie in der Bodenhaltung ohne Auslauf eingestallt. Feste Gruppengrößen und Beschäftigungsmaterialien sind gesetzlich nicht festgelegt, denn es gibt für die Tiere noch keine konkreten gesetzlichen Vorgaben in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Stattdessen gibt es die „Bundeseinheitlichen Eckwerte für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen“, die für eine tiergerechte Putenhaltung vollkommen unzulänglich sind, mit viel zu hohen Besatzdichten und keinen klaren Anforderungen zur Strukturierung der Putenställe. Durch die Haltung unter diesen tierschutzwidrigen Bedingungen kommt es bei Puten zu verschiedenen Problemen wie Verhaltensstörungen (Federpicken, Beschädigungspicken) und Fußballenentzündungen. Durch die immer gleiche, feuchte Einstreu weichen ihre Füße auf und Partikel können leicht in die Haut eindringen und sorgen für Entzündungen. 

Damit sich die Tiere nicht gegenseitig verletzen, wird ihnen die Schnabelspitze kupiert. Diese ist jedoch mit Nerven durchzogen und sehr empfindlich. Die Entfernung der Schnabelspitze dient lediglich dazu, die Auswirkungen der schlechten Haltung, also die Symptome, zu kaschieren. Eine echte Ursachenbekämpfung sieht anders aus.  

Auch wenn noch nicht genau geklärt ist, warum sich die Tiere gegenseitig bepicken, steht für PROVIEH fest: Eine tierschutzwidrige Haltung ist dadurch nicht zu rechtfertigen. Es muss wissenschaftlich geklärt werden, wie Puten tiergerecht gehalten werden können, ohne Manipulationen am Tier. 

Puten brauchen viel Platz und ausreichend veränderbares Beschäftigungsmaterial, sowie strukturierte Ställe mit trockener Einstreu, erhöhten Ebenen zum Ausruhen und Unterschlüpfen. Sie müssen sich beschäftigen können und draußen im Auslauf Picken und Scharren sowie ein Sandbad nehmen und in der Sonne laufen dürfen. Sollte sich doch einmal eine Pute verletzen, muss sie in einem Krankenabteil separiert und versorgt werden. 

PROVIEH kämpft weiter für wissenschaftlich fundierte Haltungsvorgaben in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, die eine tiergerechte Haltung der Puten ermöglicht. 

Mehr zur Putenhaltung finden Sie im Interview mit Prof. Dr. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns

Mareike Petersen 

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