Ende des Kükentötens:

PROVIEH fordert Zweinutzungshuhn statt Zwischenlösungen

Berlin, 01.01.2022: Seit heute ist das Töten von männlichen Küken in Deutschland endlich verboten. Trotz dieses längst überfälligen Schrittes warnt PROVIEH davor, sich auf Zwischenlösungen wie der Geschlechtsbestimmung im Ei und der Bruderhahnaufzucht auszuruhen. Denn diese Ansätze lösen nicht die leistungsbedingten Probleme der Legehennen und Masthühner. Das Ziel für den Tierschutz bleibt das Zweinutzungshuhn. 

Legehennen legen unsere Eier, Masthühner werden für die Fleischproduktion gehalten. In der Geflügelwirtschaft herrscht eine auf Effizienz getrimmte Trennung der beiden Nutzungsrichtungen. Jahrzehntelang wurden die männlichen Küken der Legelinie direkt am ersten Tag getötet. Sie galten als ein für die Mast “unwirtschaftliches Nebenprodukt”, da sie nicht so viel Fleisch ansetzen, wie die dafür gezüchteten Masthühner. 2019 entschied das Bundesverwaltungsgericht Leipzig, dass dieses Verfahren nicht länger mit dem Tierschutz vereinbar sei. Ab 2022 müssen die Eier mit männlichen Embryonen entweder vorher aussortiert oder die Küken als sogenannte Bruderhähne aufgezogen werden. 

Hierzu sagt Mareike Petersen, Fachreferentin für Geflügel bei PROVIEH: “Weder die Bruderhahnaufzucht noch die Geschlechtsbestimmung im Ei lösen die leistungsbedingten Probleme unter denen Legehennen und Masthühner täglich leiden. Für eine zukunftsorientierte Geflügelwirtschaft muss die Bundesregierung stattdessen die Zucht robuster und gesunder Zweinutzungshühner stärker fördern und sich nicht auf Zwischenlösungen ausruhen.”  

Übergangsweise ist eine tiergerechte Bruderhahnaufzucht bis zur Etablierung des Zweinutzungshuhns zwar akzeptabel, hier bedarf es jedoch eines guten Managements: Bruderhähne sind sehr viel agiler als Masthühner. Sie brauchen mehr Platz und einen strukturierten Stall mit Beschäftigungsmaterial und Sitzstangen sowie einen Auslauf, um sich wohlzufühlen.  

Für eine echte Lösung des Problems wird sich PROVIEH weiterhin dafür stark machen, dass Politik und Handel die nötigen Voraussetzungen schaffen, um die Zucht und Vermarktung des Zweinutzungshuhns aus der Nische herauszuholen. Zweinutzungshühner legen weniger Eier und wachsen langsamer. Dafür können beide Geschlechter verwendet werden. Die moderaten Leistungen sind ein vielversprechender Ansatz, um zuchtbedingte Gesundheitsprobleme zukünftig zu verhindern.

Hintergrund: 
Bisher wurden in Deutschland jährlich ca. 45 Millionen männliche Küken getötet, während ihre Schwestern als Legehennen gehalten wurden. Die Trennung der Hühner in Lege- und Mastlinie hat neben dem Kükentöten noch andere tierschutzrelevante Folgen. Legehennen legen über 300 Eier im Jahr, Masthühner wachsen so schnell, dass sie bereits nach vier bis sechs Wochen schlachtreif sind. Aufgrund der Hochleistungszucht beider Linien leiden Legehennen an Osteoporose, Brustbeinbrüchen und Erkrankungen der Legeorgane, und Masthühner wachsen so schnell, dass bei ihnen Herz-Kreislauferkrankungen und Beinschwäche vorkommen.

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