Die fünf Sinne der Hühner
Wie nimmt ein Huhn seine Umwelt wahr? Mit welchen Sinneswahrnehmungen ist es ausgestattet und wieso legt es so viele Eier?
Hühner besitzen zwar keine sichtbaren Ohren, haben aber ein äußerst gutes Gehör. Es gibt mehr als 20 verschiedene Lautäußerungen, mit denen sie sich untereinander verständigen. Um Feinde erkennen zu können, müssen Hühner gut hören können. Hähne krähen ihr Kikeriki aber nicht nur als Warnrufe, sondern auch als Zeichen ihrer Macht. Nebenbuhler werden bis auf eine Entfernung von zwei Kilometern eingeschüchtert.
Bis vor kurzem glaubte man, dass Hühner nicht besonders gut riechen können. Da sie gern im Mist scharren, hatten sie den Ruf, geruchsunempfindlich zu sein. Bei der Entschlüsselung des Hühner-Genoms im Jahr 2004 stellte sich heraus, dass 570 Gene beim Huhn allein für das Riechen zuständig sind. Im Vergleich dazu: Hunde haben rund 1.200 Geruchsgene. So gesehen kann man das Huhn sogar zu den Spürnasen zählen.
Das räumliche Sehvermögen lässt dagegen zu wünschen übrig. Das Sehen mit beiden Augen gelingt nur in einem Winkel von 30 Grad. Hühner versuchen das durch ein häufiges Kopfwenden auszugleichen. Auch sind Hühner kurzsichtig und erkennen Gegenstände nur in unmittelbarer Nähe sehr scharf. Durch die seitliche Anordnung der Augen können sie auch wahrnehmen, was hinter ihnen vor sich geht.
Hühner sind keine besonderen Feinschmecker: Dies ist bei nur 25 Geschmacksknospen auch nicht verwunderlich. Im Vergleich dazu: Enten haben 200, Schweine 15 000 und Menschen 10 000. Immerhin sind sie in der Lage zwischen süß, salzig und sauer zu unterscheiden.
Sehr speziell ist der Verdauungsapparat bei Hühnern aufgebaut, besteht er doch aus mehreren Mägen. Der Kropf dient zum Einweichen des Futters, der Drüsenmagen ist für die Vorverdauung zuständig und im Muskelmagen wird die Nahrung mithilfe von kleinen Steinchen zerkleinert.
Normalerweise legt die Henne zwischen zehn und zwölf Eiern – bis das Gelege voll ist. Die moderne Legehenne wurde auf ein größeres Gelege gezüchtet, erst dann macht sie eine Pause. Da ihr in der Legehennenhaltung die Eier aber immer wieder weggenommen werden, wird die Henne angeregt, laufend weiter Eier zu legen – bis zu 300 Stück pro Jahr. Die durchschnittliche Lebensdauer einer Legehenne in der Landwirtschaft beträgt ungefähr 18 Monate. Danach ist ihr meist ein Schicksal als Suppenhuhn beschieden.
Blinde Hühner finden auch Körner!
Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn besagt das Sprichwort. Dass das nicht viel mit Glück zu tun hat, haben Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen festgestellt. Die Vogelforscher haben herausgefunden, dass Hühner sensationell gut riechen können. Welche Riech-Fähigkeiten Henne, Gockel und die Vögel im Allgemeinen besitzen, damit hatte sich bislang noch kaum jemand beschäftigt.
Ungefähr 45 Millionen Hühner leben in Deutschland. Wahrscheinlich hat die weite Verbreitung des Federviehs schließlich dazu geführt, dass bei ihm der Geruchssinn auf genetischer Grundlage untersucht wurde. 2004 wurde das Genom des Huhnes entschlüsselt, das aus 23.000 Genen besteht. 570 dieser Gene lassen Hühner riechen, d.h. sie dienen dazu Proteine zu produzieren, die Gerüche erkennen und verarbeiten. Man weiß, dass eine hohe Anzahl dieser Erbgutbausteine dazu befähigt, entsprechend viele verschiedene Gerüche unterscheiden zu können.
Im Vergleich dazu: Hunde und Mäuse besitzen 1.200 Geruchsgene, der Mensch etwa 1.000. Bei den Hühnern sind rund 80 Prozent von den 570 Genen aktiv und an der Geruchskodierung beteiligt. Beim Menschen sind es nur etwa die Hälfte. Hühner nutzen die Geruchsproteine bei der Futtersuche, oder aber um Freunde in der Herde zu erkennen. Auch Räuber können so frühzeitig wahrgenommen werden.