Rinder

Kuhmilch ist ein fester Bestandteil unseres Nahrungsangebotes. Auch das Fleisch von Mastrindern gehört zum Alltagsangebot. Doch das Leben der heutigen Hochleistungsrinder hat nichts mehr mit dem romantischen Wiesenalmklischee gemein.

Die Zucht, das Rinderleben und die Haltungsform sind je nach Nutzungsart komplett unterschiedlich: Heute werden Rinder primär entweder zur Milch- oder zur Fleischnutzung gezüchtet und gehalten. So geben die heutigen Hochleistungskühe mehr als 10.000 Liter Milch im Jahr, setzen dafür aber kaum Fleisch an. Damit eine Kuh Milch geben kann, muss sie jedoch ein Kalb gebären. Und 50 Prozent aller Kälber sind männlich, sprich nicht zur Milchnutzung geeignet, gleichzeitig aber aufgrund der einseitigen Züchtung schlecht zu mästen – sie sind die „überschüssigen und ungewollten Bruderkälber“ der einseitigen Milchproduktion. Die klassischen Fleischrinderrassen wurden dagegen darauf gezüchtet, in kurzer Zeit sehr viel Fleisch anzusetzen, nicht aber viel Milch zu geben. Und damit die Bullen möglichst kostengünstig besonders groß und schwer werden, werden sie so beengt gehalten, dass sie sich kaum bewegen können.

Die Haltungsform und der Umgang mit Rindern untergräbt in beiden Nutzungsformen die Bedürfnisse und Verhaltensansprüche der Tiere. Dies liegt auch daran, dass nur für Kälber, das heißt für die ersten sechs Lebensmonate der Rinder, konkrete und verbindliche Rechtsanforderungen im Rahmen der „Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere und anderer zur Erzeugung tierischer Produkte gehaltener Tiere“ bestehen.

Dies führt dazu, dass Kälber, Mastbullen und Milchkühe nicht artgemäß gehalten werden. Stattdessen bleiben ihre arteigenen Bedürfnisse und Verhaltensweisen in vielen Haltungsbedingungen unberücksichtigt beziehungsweise werden missachtet. Das Rind als Weidetier wird sukzessive von der Weide verdrängt und stattdessen unter defizitären Bedingungen ganzjährig im Stall gehalten. Skandalös ist, dass trotz jahrzehntelanger Empfehlungen die Anbindehaltung zu verbieten, noch immer mehr als zehn Prozent aller Milchkühe auf diese Weise fixiert gehalten werden. Grundsätzlich wird den Rindern viel zu wenig Platz zugesprochen, um arteigene Verhaltensweisen auszuleben und zu befriedigen. Oft ist außerdem die Boden- und Liegeplatzbeschaffenheit derart mangelhaft, dass es zu starken Verhaltenseinschränkungen kommt und die Tiere häufig Verletzungen oder Technopathien aufweisen. Kälber wachsen in den ersten Lebenswochen isoliert von den Mutterkühen und der Herde auf und die schlechte Kälbergesundheit fordert aufgrund mannigfaltiger Mängel im System jedes Jahr unzählige Kälber als Tribut ein. Zudem werden auch Rinder, wie die meisten „Nutz“tiere, mittels Amputationen an die Haltungsumwelt angepasst, indem ihnen ihr Horn genommen wird.

Wir fordern, dass Rinder mit ihrem artgemäßen Herdenverband auf die Weide, Kälber an die Seite ihrer Mütter und Milch- und Fleischrinder wieder in eine regionale, geschlossene Nutzungsform gehören. Das Rind braucht viel Platz, einen guten Liege- und Ruhebereich, gutes, rohfaserreiches Futter und das Recht, sein Horn als Kommunikationsmittel und Stoffwechselorgan zu behalten.

Kampagne

PROVIEH kämpft für eine nachhaltige und wesensgerechte Haltung von Kuh und Kalb!

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