Eigene Hühnerhaltung

Tipps für Menschen, die sich für Hühnerhaltung interessieren

Die Haltung von Hühnern im eigenen Garten wird immer beliebter. Die Gründe dafür sind verschieden: Einige Leute möchten sicher sein, dass es den Hennen, die ihre Eier „produzieren“, gut geht. Andere freuen sich über eigene Frühstückseier. Und wieder andere sind einfach Hühnerliebhaber. Jeder, der eigene Hühner im Garten halten möchte, muss sich aber als erstes über etwas bewusst sein: Hühner sind lebende, fühlende Wesen. Sie haben arteigene Ansprüche an ihre Haltung und die Fütterung. Sie wollen vor Beutegreifern geschützt und gut umsorgt werden. Sie machen Arbeit und Dreck und wenn sie krank werden, müssen sie auch mal zum Tierarzt gebracht werden. Eine Henne kann, je nach Legeleistung, bis zu zehn Jahre alt werden. Die Legeleistung geht aber schon nach den ersten Jahren deutlich zurück. 

Um glückliche Hühner zu halten, ist es wichtig, sich im Vorfeld gut darüber zu informieren. Was bedeutet es, eigene Hühner zu halten? An wen wende ich mich, wenn Fragen aufkommen? 

Frau Dr. Katrin Sewerin beschäftigt sich in ihren Büchern und Kursen genau mit diesen Themen.  

Frau Sewerin, warum liegt Ihnen das Thema „Hühnerhaltung im eigenen Garten“ so am Herzen? 

Buchautorin Frau Dr. Katrin Sewerin mit ihren Hühnern im Garten.
Buchautorin Frau Dr. Katrin Sewerin mit ihren Hühnern im Garten.

Die kommerzielle Hühnerhaltung ist aus Tierschutzsicht eine Katastrophe für die Hühner. Privat kann man es besser machen. Man kann, wenn man weiß, wie und die örtlichen Gegebenheiten hat, selbst den Hühnern ein artgerechtes Leben im Garten gestalten und hat den Vorteil, Eier von glücklichen Hühnern frei von Lebensmittelskandalen zu bekommen. Hühner zu halten, erdet und ist einfach schön. Die Tiere zu beobachten ist sehr interessant und entspannend, und man kann eine enge Beziehung zu ihnen aufbauen, wenn man Zeit mit ihnen verbringt.  

Welche Hühner sollte man sich als Hobbyhalter anschaffen bzw. nicht anschaffen? Was gilt es dabei zu beachten? 

Bei der Wahl der Hühner sollte man vor allem den Tierschutzgedanken verfolgen. Das bedeutet, man sollte davon absehen, sich Hybridhühner vom Händler anzuschaffen. Hybridhühner sind die Hühner, die für die kommerzielle Haltung entweder auf extreme Mast- oder Legeleistung gezüchtet wurden, die aber auch Privatleute erwerben können. Mit der Hochleistungszucht gehen leider sehr viele gesundheitliche Problem einher, sodass diese Tiere in der Regel viel früher sterben als zum Beispiel Rassehühner mit geringerer Legeleistung. Inzwischen gibt es bei Händlern auch Hybridhühner im Kleid von Rassehühnern, was viele Käufer nicht wissen. Besser ist es, sich bei einem guten Züchter, dessen Haltung man sich offen anschauen kann, Rassehühner zu kaufen. Bei der Wahl der Rasse sollte man beachten, in welcher Gegend man wohnt. Es gibt besonders hitze- oder auch kälteresistente Tiere. Die Rasse sollte generell ein ursprüngliches Äußeres aufweisen, dessen Befiederung vor Wind und Wetter schützt, die Sicht, zum Beispiel durch Haubenbildung auf dem Kopf, nicht einschränkt und alle arttypischen Verhaltensweisen wie beispielsweise Scharren und Aufbaumen zulässt. Außerdem muss man grundsätzliche Dinge beachten, zum Beispiel wie viel Platz man für wie viele und wie große Tiere hat. Auf all solche und weitere Dinge gehe ich detailliert in meinen Kursen ein.  

Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung in der Hobby-Hühnerhaltung? 

Der Schutz vor „Räubern“ wie Fuchs, Marder, Greifvögeln oder jagenden Hunden kann je nach Gegend eine sehr große Herausforderung sein, gerade wenn man seine Hühner artgerecht mit viel Freilauf halten möchte. Ähnlich verhält es sich, wenn lokal eine Stallpflicht angeordnet wird, und Langeweile – und somit Verhaltensstörungen – der eingesperrten Hühner droht. In beiden Fällen muss man kreative Lösungen finden. Ich empfehle, schon vorab beim Stall- und Gehegebau solche möglichen Situationen zu berücksichtigen. Gleichzeitig sollte man schon bei der Planung des Hühnerheims alle Punkte berücksichtigen, die zur Krankheitsprophylaxe wichtig sind. Da lässt sich vorbeugend viel machen, worauf ich deswegen auch in meinem Buch hinweise. Gut ist, wenn man sich vor der Anschaffung der Hühner gründlich durch den Besuch von Hühnerkursen, durch Literatur, durch Gespräche mit Fachleuten oder erfahrenen Hühnerhaltern informiert. Dann ist man gut gewappnet für alle Fälle.  

Was erwartet die Leser in Ihrem aktuellen Buch „Hilfe mein Huhn niest!“ und für wen ist dieses Buch geeignet? 

Buchcover "Hilfe mein Huhn niest!" mit Tipps zur Hühnerhaltung.
„Hilfe, mein Huhn niest!: Häufige Krankheiten bei Hühnern erkennen & behandeln. Mit Ei-Diagnose. Krankes Huhn – was tun? “ 
Autorin: Dr. Katrin Sewerin 
Verlag Eugen Ulmer, 21. März 2024,     Taschenbuch, 128 Seiten, 20,00 € 
ISBN: 978-3-8186-2223-7 

„Hilfe mein Huhn niest!: Häufige Krankheiten bei Hühnern erkennen & behandeln.“ richtet sich an Hobbyhalter, also an Leute, die ein paar eigene Hühner privat im Garten halten, aber ebenso zum Beispiel an Züchter von Rassehühnern. Es ist auch eine praktische Hilfe für Leute, die Hühner aus der industriellen Haltung gerettet und übernommen haben. Im Buch geht es um die wichtigsten Krankheiten, die ein Hühnerhalter selbst erkennen und auch behandeln kann, damit das Buch verständlich und gut für Laien geeignet ist. Themen sind beispielsweise Kropfverstopfung, Durchfall inklusive Fütterung, Erkältung, innere und äußere Parasiten, Probleme rund ums Eierlegen wie Windeier, Legenot, Schichteibildung oder Legedarmvorfall, Fettleber, Hitze- und Kältestress, Fußballengeschwüre, Kammgrind, Verletzungen, Nottöten und Quarantäne. Alle Kapitel vermitteln fachliches Hintergrundwissen und sind übersichtlich eingeteilt in Allgemeines, Erkennen, Ursachen, Vorbeugen und Behandeln. Mit Hilfe der hinten aufgeführten Stallapotheke und Dosierungsangaben lassen sich die Behandlungen dann auch praktisch umsetzen. Außerdem findet sich ein Sonderkapitel zur „Ei-Diagnose“, weil manche Eier mit abweichenden Formen, Farben oder Strukturen auf Krankheiten hinweisen können. Ganz besonders am Herzen lag mir das Zusatz-Kapitel zu den zahlreichen gesundheitlichen Problemen der Hybridhühner in der kommerziellen Haltung, um damit für mehr Bewusstsein – und kleinschrittig für Veränderung – beizutragen.  

Liebe Frau Sewerin, wir danken Ihnen für das Gespräch. 

Das Interview führte Dr. Anja Höhne, PROVIEH-Fachreferentin, Schwerpunkt Geflügel

Frau Dr. Kathrin Sewerin lebt mit Kind, Hund und elf Hühnern mitten auf dem Land auf einem Resthof in Niedersachsen. Ihre Hühner, schwedische Blumenhennen und ein Vorwerk-Hahn, laufen unter Obstbäumen und zwischen Beerensträuchern oder in ihrem kleinen Wäldchen. Mit Hühnern verbindet sie ihr Tiermedizin-Studium und die anschließende Promotion über artgerechte Legehennenhaltung. Auf Wunsch ihrer Tochter kamen eigene Hühner zu ihnen. Frau Dr. Sewerin hat bereits zwei Bücher geschrieben: In „Ach du dickes Ei! Meine Kinder, die Hühner und ich“ geht es auf unterhaltsame Art um die Geschehnisse und Interaktionen mit ihren Hühnern; ganz nebenbei fließen fachliche Informationen zu Hühnern ein. Ihr zweites Buch „Hilfe, mein Huhn niest! Häufige Krankheiten bei Hühnern erkennen und behandeln“ ist gerade beim Ulmer-Verlag erschienen. Seit sie eigene Hühner hält, gibt Frau Sewerin auch Kurse für Hobbyhalter bei sich vor Ort oder online. All diese Aktivitäten rund um die Hühner sollen dem Zweck dienen, das Wohl der unterschätzten und gesellschaftlich gebeutelten Tiere zu steigern. 

Möchten Sie mehr über die Hühnerhaltung im eigenen Garten erfahren?

Hier geht es zu unserer Infoseite zur Hühnerhaltung: Eigene Hühner halten – Bauernhahn statt Turbohuhn | PROVIEH

Hier finden Sie unser Webinar: Dummes Huhn? Von wegen! | PROVIEH

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Dieser Artikel ist erschienen im PROVIEH-Magazin „respektiere leben.“ 2/2024 

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