Tierschutz kulinarisch –

Landwirt, Veterinär- und Humanmedizinerin sowie der PROVIEH e. V. informierten zur artgemäßen Nutztierhaltung

Die Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung Frau Ariane Kari informierte: 
Nicht artgemäße Tierhaltung ist nach der aktuellen Gesetzeslage rechtswidrig.

Die Humanmedizinerin Dr. Imke Lührs warnte: 
Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung kann zu Todesfällen bei Patienten führen.

„Tierschutz kulinarisch“ hieß es am Freitag, 14. Juli auf dem Ökohof der Fleckenbühler in Cölbe. Auf Einladung der Regionalgruppe Gießen-Wetzlar des PROVIEH e. V. hatten sich in der Festscheune hochkarätige Referentinnen und Referenten sowie ca. 40 Gäste eingefunden, die zum Thema artgemäße Nutztierhaltung berichteten und diskutierten. Eingerahmt wurde das Ganze von einem vegetarischen Bio-3-Gänge-Menü, dessen Zutaten von den umliegenden Höfen stammten. Anwesend waren unter anderem als Referentin die neue „Beauftragte der Bundesregierung für Tierschutz“ Ariane Kari sowie als Gast die Tierschutzbeauftragte des Landes Hessen Dr. Madeleine Martin. 

Die meisten unserer sogenannten Nutztiere leben unter sehr schlechten Bedingungen und vielen Menschen ist das in dieser Tragweite und auch bezüglich der Auswirkung auf ihre eigene Gesundheit nicht bewusst. Es ist der Tierschutzorganisation PROVIEH daher seit mittlerweile 50 Jahren ein Anliegen, das Augenmerk auf die natürlichen Bedürfnisse der Nutztiere zu richten und dahingehend zu sensibilisieren, was wir als Verbraucher tun können, um den Tieren ein besseres Leben zu ermöglichen und damit auch unserer eigenen Gesundheit und dem Klima etwas Gutes zu tun. 

Christoph Feist (landwirtschaftlicher Leiter des Hofgut Fleckenbühl) berichtete über die Fruchtfolge auf dem Hof Flockenbühl und über die Wertschöpfungskette von Kälbchen, Rindern und Kühen.

Ariane Kari (Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung) informierte in Ihrem Vortrag über die juristische Seite des Tierschutzes. Nach der aktuellen Gesetzeslage ist die nicht artgemäße Haltung von Tieren (jeglicher Art) nicht zulässig. Leider wird aber mit zweierlei Maß gemessen. Während für Tierquälerei von Haustieren (zum Beispiel Hund im überhitzten Auto oder Zwingerhaltung) Strafen und Bußgelder verhängt werden, wird die nicht artgemäße (tierquälerische) Haltung von Nutztieren in der Landwirtschaft von Gerichten (bisher) nur selten geahndet.

Anina Vogt (Doktorandin der Agrarwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen) erklärte die Muttergebundene Kälberhaltung: In dieser Haltungsform können Kuh und Kalb ihre natürliche Beziehung ausleben und die Kälber zeigen kaum stereotypes Besaugen von anderen Kälbern, wie es häufig in der konventionellen Aufzucht vorkommt. Weiterhin entwickeln sich diese Kälber häufig besser und zeigen höhere Gewichtszunahmen im Vergleich zu Kälbern, die künstlich am Eimer groß werden. 

Dr. Imke Lührs (Ärztin, Internistin) warnte vor „der stillen Pandemie mit antibiotikaresistenten Keimen“ (Zitat), denn häufig sei im Supermarkt gekauftes Geflügelfleisch aus konventioneller Haltung mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Das ist deshalb problematisch, weil es sogar zum Tod eines Menschen führen kann, wenn dieser durch den Verzehr von belastetem Geflügelfleisch gegen Antibiotika resistent geworden ist; insbesondere, wenn bei diesem Mensch Vorerkrankungen vorliegen. Sie empfiehlt daher unter anderem, Geflügelfleisch nur aus ökologischer Haltung zu essen.

Der Abend endet mit einem Schlusswort von Renate Knab – Mitglied der PROVIEH-Regionalgruppe Gießen-Wetzlar und Vorstandsmitglied im Landestierschutzverband Hessen e.V. zu Ende: „Wir Menschen tragen die Verantwortung für die Tiere, die wir halten und in irgendeiner Weise „nutzen“. Es ist unsere Pflicht, den Tieren ein Leben zu ermöglichen, das ihren natürlichen Bedürfnissen entspricht und in dem sie sich wohl fühlen können. Wie wir gesehen und gehört haben, kommt dies auch unserer eigenen Gesundheit und der Gesundheit unseres Planeten zu Gute. Jeder soll Respekt gegenüber seinen Mitgeschöpfen entgegenbringen und Ehrfurcht vor dem Leben haben!

Martina Beele-Peters, PROVIEH-Ehrenamt Gießen-Wetzlar

Foto: (v.l.n.r) Christoph Feist (Ökohof Fleckenbühl), Ariane Kari (Bundestierschutzbeauftragte), Renate Knab (PROVIEH und LTVH), Martina Beele-Peters und Franziska Erns (beide PROVIEH), Anina Vogt (JLU Gießen), Ilse Römer (PROVIEH), Dr. Madeleine Martin (Tierschutzbeauftragte des Landes Hessen), Dr. Imke Lührs (Ärzte gegen Massentierhaltung e.V.) 

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