Artgemäße Tierhaltung zum Schmecken

Ein KUH & KALB-Infoabend mit Verkostung in Berlin

Käseplatte auf der "Kuh und Kalb" Veranstaltung in Berlin

Wie kann eine artgemäße Tierhaltung von Milchkühen und ihren Kälbern aussehen? Um diese Frage drehte sich der PROVIEH-Infoabend „Kühe und Kälber gehören zusammen“, der, trotz tropischer Temperaturen in der Hauptstadt, interessierte Konsument:innen, Erzeuger:innen und Vertreter:innen des Handels Anfang Juli im Haus der Demokratie in Berlin zusammenbrachte. Im Fokus des Abends lag die kuhgebundene Kälberaufzucht – eine besondere Form der Milcherzeugung, bei der Kuh und Kalb zusammenbleiben dürfen.

Die Veranstaltung war eine gelungene Mischung aus anregenden Vorträgen und Gaumenschmaus. In ihrem einleitenden Vortrag zeigte Felicia von Borries, die das Projekt KUH & KALB bei PROVIEH leitet, warum es einen Systemwechsel zu einer Milchwirtschaft, in der Kuh und Kalb im Mittelpunkt stehen, braucht. Neben den Problemen der herkömmlichen Kälberaufzucht erläuterte sie auch die Vorzüge und Prinzipien der kuhgebundenen Kälberaufzucht und zeigte, warum eine hochwertige Milcherzeugung einen höheren Preis verlangt. Abgerundet wurde der Vortrag durch eine Übersicht über Kontrolle, Zertifizierung und Status Quo der kuhgebundenen Aufzucht in Deutschland.

Hornkäse der Heumilchbauern
Hornkäse der Heumilchbauern

Anschließend wurden vier Erzeuger:innen vorgestellt, die diesen Systemwechsel bereits umsetzen: die Käserei Baldauf, eine handwerkliche Käserei aus dem Allgäu, De Ökomelkburen, ein Zusammenschluss von acht schleswig-holsteinischen Ökolandbetrieben, die Demeter HeuMilch Bauern, eine Erzeugergemeinschaft von 40 bayrischen Demeterbetrieben und der Siebengiebelhof aus Mecklenburg-Vorpommern. Zwei Betriebe konnten es möglich machen, sich persönlich vorzustellen. So nahm Rolf Holzapfel, der Vorsitzende der Demeter HeuMilch Bauern, das Publikum per Videoeschalte mit nach Bayern und die eigens aus Mecklenburg-Vorpommern angereisten Siebengiebelhöflerinnen brachten dem Publikum ihren Weg zur kuhgebundenen Kälberaufzucht anhand von vielen Fotos und eines bewegenden Vortrages nahe.

Zum Abschluss des Informationsteils des Abends regte Andrea Lenkert-Hörmann von Slow Food die Teilnehmenden an, sich über die eigene Rolle als Konsument:in Gedanken zu machen. Sie erklärte, dass nicht das Rind der Klimakiller ist, sondern dass die hohen Klimaemissionen dadurch entstehen, dass wir das Rind in ein System pressen, für das es nicht geschaffen ist. Denn Rinder sind vor allem eins: Grasfresser. Sie können wertvolle Proteine aus einer Nahrungsquelle herstellen, die für uns nicht nutzbar ist.  Hierbei betonte Lenkert-Hörmann besonders die Rolle der Konsument:innen, die durch die Wahl der Produkte, die sie kaufen, dafür sorgen können, dass Tiere artgemäß gehalten werden.

Felicia hält einen Vortrag auf der Veranstaltung "Kuh und Kalb gehören zusammen"
Felicia von Borries, PROVIEH

Dass es sich lohnt, für diese Produkte auch ein bisschen mehr zu bezahlen, konnten die Teilnehmenden bei der anschließenden Verkostung der handwerklich hergestellten verschiedenen Milchprodukte der vorgestellten Erzeuger:innen erschmecken. Und auch das Auge ging nicht leer aus, denn die Künstlerin Alexine Good, die selbst einen landwirtschaftlichen Hintergrund hat und eine große Liebe zu Kühen hegt, bereicherte den Abend mit ihren farbenfrohen Siebdrucken.

Nach dem – dank zahlreicher helfender Hände – rundum gelungenen Abend blieben eine Vielzahl von Denkanstößen und das Bewusstsein, dass wir mit unseren Kaufentscheidungen Betriebe unterstützen können, die eine artgemäße Tierhaltung bereits jetzt umsetzen. Die Veranstaltung zeigte, dass es auch für die Erzeuger:innen großen Bedarf für den Austausch zur Vermarktung und der Vermittlung des Mehrwertes für Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht gibt. So wird es definitiv nicht die letzte Veranstaltung von PROVIEH gewesen sein, die sich um das Thema “Kuh und Kalb gehören zusammen”, dreht. 

Ann-Kristin Saurma

Kunstdrucke von Kühe von Alexine GoodKunstdrucke von Kühe von Alexine Good
Kunstdrucke: © Alexine-Good

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