Wiederaufbau der Schweinezucht in Alt Tellin verhindern

Protestkundgebung: „Herzen auf – Tierfabriken zu!“

Berlin, 30.03.2023: Heute jährt sich zum zweiten Mal die Brandkatastrophe in Alt Tellin, bei der mehr als 50.000 Schweine qualvoll verendeten. Die Ermittlungen der Brandursache wurden ohne Ergebnis eingestellt und die Betreiber planen den Wiederaufbau. Der Brand hat gezeigt, dass in Ställen dieser Größenordnung nicht ausreichend Verantwortung für die Tiere übernommen werden kann. PROVIEH protestiert daher heute gemeinsam mit weiteren Umwelt- und Tierschutzorganisationen vor der Brandruine in Alt Tellin gegen den Wiederaufbau der Schweinezucht und für ein generelles Ende von Anlagen dieser Art und Größenordnung.
 

„Es ist ein Trauerspiel, dass die Betreiber nach einer solchen Katastrophe überhaupt daran denken, die Anlage wieder aufzubauen. Industrielle Tierhaltungsanlagen sind nicht mehr zeitgemäß und dürfen weder den Tieren noch den um sie herum lebenden Menschen oder der Umwelt länger zugemutet werden“, konstatiert Patrick Müller, PROVIEH-Hauptstadtreferent. „Der katastrophale Brand vom 30.03.2021 hat gezeigt, was sich leider immer wieder bestätigt: Wirksamer Brandschutz ist bei Tierhaltungsanlagen dieser Größenordnung weder vorhanden noch jemals praktikabel umsetzbar“, so Patrick Müller weiter.

Aus Tierschutzsicht und auch in Zeiten der Klimakrise ist es unverantwortlich weiterhin auf die großindustrielle Tierhaltung unter tierschutzwidrigen Bedingungen zu setzen. PROVIEH fordert deshalb ein generelles Verbot von derartigen Großanlagen und stattdessen tiergerechte, umweltschonende Haltungsmethoden, einhergehend mit einer Verringerung der Tierzahlen. Tiere sind keine Ware und dürfen nicht weiter unter unzumutbaren Bedingungen gehalten werden. Es braucht einen echten Systemwechsel. 
 
Am Beispiel Alt Tellin zeigt sich zudem, dass der Brandschutz in deutschen Ställen sowohl bei Neubauten als auch bei Bestandsbauten dringend verbessert werden muss. Doch auch zwei Jahre nach dem Großbrand hat sich wenig getan. Die politisch Verantwortlichen müssen handeln: Nötig wäre eine umfassende Reform des Baurechtes, um Ställen nur noch dann eine Betriebsgenehmigung zu erteilen, wenn der Brandschutz und eine Rettung aller Tiere auch praktisch sichergestellt sind. Die Möglichkeit kostengünstig zu bauen, darf hier nicht vor den Schutz des Lebens gestellt werden.

Hintergrund:  
Die Anlage in Alt Tellin wurde im Jahr 2010 von dem niederländischen Investor Adrijanus Straathof gebaut und in Betrieb genommen. Diesem wurde 2016 ein endgültiges Tierhaltungsverbot in Deutschland auferlegt, da er in mehreren seiner Anlagen erheblich und mehrfach gegen tierschutzrechtliche Bestimmungen verstoßen hatte. Im Nachgang wurden alle Anlagen an die LFD Holding, später an die Terra Grundwerte AG verkauft, bei der unklar ist, in wessen Eigentum sie sich befindet. Auch die Anlage Alt Tellin stand mehrfach in der Kritik und hat vielfältige Proteste hervorgerufen, an denen auch PROVIEH beteiligt war. Zudem ist bis heute eine Klage gegen die Betriebsgenehmigung nicht endgültig entschieden, die 2012 vom BUND und der Bürgerinitiative „Rettet das Landleben am Tollensetal“ eingereicht worden war. Die Klage richtet sich sowohl gegen die in Alt Tellin umfangreich im Einsatz befindlichen Kastenstände als auch gegen das unzureichende Brandschutzkonzept. Die Nutzung von Kastenständen, wie sie in der Anlage in Alt Tellin verbaut waren, macht eine Rettung der Tiere im Brandfall so gut wie unmöglich und wird in Zukunft durch die geänderten Haltungsvorgaben der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung massiv eingeschränkt werden – die Anlage hätte also in den nächsten Jahren umgebaut werden müssen. Dies ist nun durch das Feuer obsolet. Und: Ein solches Inferno kann sich jederzeit wiederholen, viele weitere Ställe in Deutschland sind nicht nur aus Tierschutz- sondern auch aus Brandschutzsicht völlig unzureichend. 
 
Weitere Informationen zum Brand in Alt Tellin und zur Protestaktionen finden Sie auf unserer Webseite

Pressestelle
Ada Brandt 
Pressereferentin 
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