Tierschutz oder Wirtschaftsinteressen?

Politik muss für Puten standhaft bleiben trotz Druck aus Geflügelwirtschaft! 

Berlin, 21.03.2023: In dieser Woche werden die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) veröffentlichten Eckpunkte für die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung für Mastputen im Rahmen der Agrarministerkonferenz diskutiert. Nachdem von Verbänden der industriellen Tierhaltung aus wirtschaftlichen Gründen massiv gegen die Haltungsvorgaben lobbyiert wurde, spricht sich PROVIEH im Namen des Tierschutzes erneut und in aller Deutlichkeit für die Etablierung einer tiergerechten Haltung aus: Das jahrzehntelange Leiden dieser Tiere muss enden. PROVIEH fordert die Agrarminister:innen auf, sich im Rahmen der Ministerkonferenz hinter die geplante Verordnung zu stellen. 

“Tierleid und Preiskampf dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden”, zeigt sich Mareike Petersen, PROVIEH-Fachreferentin für Geflügel, sichtlich besorgt. “PROVIEH ist besonders enttäuscht darüber, dass die Notwendigkeit, die Putenhaltung grundlegend zu verbessern, von der Branche komplett negiert wird. Dabei wird an haltungsbedingten Schäden wie Fußballenentzündungen und Verhaltensstörungen in Form des gegenseitigen Bepickens und dem folglichen Schnabelkürzen das Tierleid der Puten deutlich. Nachdem jahrzehntelang gebilligt wurde, dass Puten unter miserablen Haltungsbedingungen und routinemäßigen Amputationen leiden, fordert PROVIEH die Branche und die Politik auf, sich den Tierschutz nun endlich konsequent zur Aufgabe zu machen”, so Petersen weiter.

PROVIEH fordert die Politik auf, an ihrem Versprechen festzuhalten und höhere Tierschutzstandards für Puten einzuführen. Die angekündigte Haltungsverordnung muss dringend mit wirkungsvollen Kriterien entlang des Tierschutzgesetzes und des Staatsziels Tierschutz gestaltet werden.  

PROVIEH sieht die Politik außerdem in der Pflicht, die Landwirt:innen bei der Transformation umfassend zu unterstützen. Übergangsweise sollten die höheren Kosten der tierschutzgerechten Haltung durch Förderungen kompensiert werden. Zugleich sollten die Haltungsvorschriften schnellstmöglich EU-weit eingeführt werden. Die gesetzliche Haltungskennzeichnung und Herkunftskennzeichnung für Putenfleisch könnten wiederum von Handel, Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung unternehmensseitig als Unterstützung der hiesigen Landwirt:innen beim Umbau der Putenhaltung genutzt werden. PROVIEH appelliert an die Teilnehmer:innen der Agrarministerkonferenz: Deutschland hat jetzt die Chance, durch eine tierschutzgerechte Haltungsverordnung die Zukunft der Putenhaltung nachhaltig positiv zu beeinflussen und in der EU mit gutem Beispiel voranzugehen.  

Hintergrund: 
Ungefähr 30 Millionen Puten werden jährlich in Deutschland geschlachtet. Trotz dieser Anzahl an Tieren gibt es für Puten keine speziellen Haltungsvorgaben, stattdessen gelten lediglich der allgemeine Teil der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung und das Tierschutzgesetz. Zudem hält sich die Branche an eigene sogenannte Bundeseinheitliche Eckwerte. Aus Sicht von PROVIEH ist all dies ungenügend. Die Besatzdichten sind zu hoch und die Tiere können selbst grundlegende Bedürfnisse nicht oder nur sehr eingeschränkt ausleben. Vor diesem Hintergrund schlägt PROVIEH im Rahmen seiner Kampagne eigene Empfehlungen für die Haltungsverordnung vor und fordert im Sinne des Tierschutzes das Mindestniveau der Eckwerte des BMELs keineswegs zu unterschreiten. 

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Kampagnenseite “Puten jetzt schützen!”

Ansprechperson

Pressestelle
Ada Brandt
Pressereferentin 
Mail: pressereferat@provieh.de

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