Vier Monate nach der Brandkatastrophe noch immer keine Fortschritte:

Großdemo in Alt Tellin am 28. August 2021 

Mehr als vier Monate ist es her, dass sich in Alt Tellin eine Katastrophe ereignete: Am 30. März 2021 brach in der Mega-Ferkelzuchtanlage gegen 9.30 Uhr ein Feuer aus. Über 100 Feuerwehrleute aus der gesamten Region eilten zu den Ställen – doch sie konnten außer der Biogasanlage so gut wie nichts mehr retten, die insgesamt 18 Ställe brannten vollständig ab. Über 50.000 Schweine starben qualvoll durch die Flammen und den giftigen Rauch (PROVIEH berichtete: Deutschlands größte Schweinezuchtanlage abgebrannt). 

Viele gute Willensbekundungen gab es in den folgenden Tagen, nie wieder sollte ein solches Feuer so entsetzliches Leid an Tieren anrichten können. Doch gibt es weder offizielle Informationen zur Brandursache noch hat sich politisch etwas geändert. Am 28.08.2021 demonstriert PROVIEH deshalb gemeinsam mit weiteren Tier- und Umweltschutzorganisationen gegen den Wiederaufbau der Anlage, einen sofortigen Entzug der Betriebsgenehmigung für die Schweinezuchtanlage in Alt Tellin sowie für ein generelles Ende von Anlagen dieser Art und Größenordnung! Nie wieder Alt Tellin

Demo: Keine Tierfabriken mehr!  
 
Wo: vor der alten Ferkelzuchtanlage in Alt Tellin 

Wann: 28. August 2021 um 14 Uhr 
 
Es gibt einen Shuttleservice vom Bahnhof Sternfeld. 

Flyer Demo Alt Tellin
Flyer Demo Alt Tellin

Hintergrund: Seit dem Bau der Anlage durch den berüchtigten niederländischen Großinvestor Adrianus Staathof gibt es große Kritik an der Anlage. Seit 2012 klagen verschiedene Organisationen gegen die Betriebsgenehmigung, insbesondere auch wegen mangelhaftem Brandschutz. Bisher ist die Verhandlung immer wieder verschoben worden, das Verfahren dürfte nun eingestellt werden – die Realität hat hier die Theorie eingeholt, es ist so, wie die Tierschutzorganisationen in ihrer Klage ausführen: Das Brandschutzkonzept war völlig untauglich. Ein Experte für Brandschutz, Antonius Naumann sagt dazu im NDR: „Die Anlage hätte so nie gebaut werden dürfen“. Er bezieht sich dabei unter anderem auf die hochentzündlichen und teils sogar explosiven Güllegase, welche sich unterhalb des Spaltenbodens bilden und so für eine rasche Brandausbreitung gesorgt haben könnten. Der komplette Plastikspaltenboden war geschmolzen, zum Teil verbrannt und mit den toten Schweinen verklebt. Die Entsorgung ist ein großes Problem, vieles ist Sondermüll. Die Befürchtung, dass giftiger Rauch auch Giftstoffe in die umliegenden Böden gebracht hat, bewahrheitete sich zum Glück nicht. Die eigentliche Brandursache ist bis heute nicht geklärt und es ist unklar, ob überhaupt jemals ans Tageslicht kommen wird, was diesen Super-Gau in der Anlage ausgelöst hat. 

Zusätzlich zu dem mangelhaften Brandschutzkonzept war die Anlage wenig tiergerecht: auf Spaltenböden und in Kastenständen fristeten 9000 Muttersauen und ihre Ferkel ein schlimmes Dasein. Und immer wieder kam es zu verschiedenen Zwischenfällen, bereits vor einigen Jahren waren 1000 Schweine in der Anlage qualvoll erstickt. Hunderte Rechtsverstöße sind durch die Behörden dokumentiert, oftmals wurden „Rügen“ oder Geldstrafen verhängt, trotzdem wurde die Betriebsgenehmigung nicht entzogen. Der Bauherr Adrianus Straathof hat inzwischen in Deutschland ein Tierhaltungsverbot und musste die Anlage deshalb abgeben. Nun wird sie von einer gesichtslosen Holding-Gesellschaft betrieben, die „Landwirtschaftliche Ferkelproduktion Deutschland“, kurz LFD-Holding. Eigentümer ist eine Schweizer Aktiengesellschaft. Wer tatsächlich dahinter steht ist völlig unklar. Fakt ist jedoch: die Verhältnisse in der Anlage waren fürchterlich und absolut tierschutzwidrig.  

Dies hat auch Minister Backhaus inzwischen erkannt und fordert nun, dass eine solche Anlage nie wieder in Mecklenburg-Vorpommern gebaut werden dürfe. Die Einsicht kommt spät, war es doch die landeseigene Landgesellschaft, deren Vorstand Backhaus ist, die wichtige Planungsleistungen beim Bau der Anlage übernommen hat. Und, noch viel schlimmer, Minister Backhaus möchte nun einen „Stall 4.0“ bauen, keinesfalls mehr eine solche Anlage wie bisher – er möchte dies jedoch mit dem gleichen bisher unzuverlässigen Betreiber, der LFD-Holding tun. Wer soll wirklich glauben, dass die Bedingungen für die Tiere nun besser werden? 

Gegen den Wideraufbau, auch als sogenannten „Stall 4.0“ gab es deshalb bereits verschiedentliche Demonstrationen, sowohl unter Beteiligung von PROVIEH vor dem Landtag in Schwerin, (Kundgebung in Schwerin – Nie wieder Alt Tellin! | PROVIEH) als auch vor Ort an der Anlage selbst. Verschiedene Organisationen, unter anderem die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der BUND Mecklenburg-Vorpommern haben zudem Strafanzeige gegen den Betreiber erstattet, wegen Verdachts der Tierquälerei. Es folgt die Großdemo am 28.08.2021 um 14 Uhr in Alt Tellin, bei der PROVIEH vor Ort sein wird: Nie wieder Alt Tellin! 

Patrick Müller 

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