Lebende Ferkel in Kadavertonne verdeutlichen grundsätzliches Problem in der Schweinhaltung

Pressemitteilung

Berlin, 04.05.2021: In einer Kadavertonne einer Schweinemastanlage in Bützer im Landkreis Havelland in Brandenburg sind mehrere lebende, zum Teil schwer verletzte Ferkel gefunden worden – Hinweise hatte zuvor eine aufmerksame Passantin gegeben. Diese Meldung erregt zu Recht viele Gemüter. PROVIEH sagt: Diese höchst tierschutzwidrige „Entsorgung“ der Ferkel ist ein Symptom eines pervertierten Systems. 

Kadavertonnen mit toten Ferkeln gehören zu jeder “auf Effizienz getrimmten” Schweinemastanlage. In den Tonnen werden zum einen Ferkel entsorgt, die sterben, weil sie zu “lebensschwach” sind und deren gesonderte Aufzucht sich wirtschaftlich nicht rechnet. Zum anderen kommen in diese Tonnen die so genannten “überzähligen” Ferkel – das sind Ferkel, die in der auf Masse und Hochleistung ausgerichteten industriellen Schweinemast nicht selten als “Ausschuss” anfallen. Denn die Hochleistungszucht hat zur Folge, dass Sauen immer mehr Ferkel bekommen – oft deutlich mehr als eine Sau Zitzen zum Säugen der Ferkel hat. Zudem reicht die Milchproduktion der Sau für diese vielen Ferkel meist nicht aus. Diese “überzähligen” Ferkel könnten zum Beispiel an einer künstlichen Amme großgezogen werden – aber auch das wäre wieder zusätzlicher Aufwand, der nicht entlohnt wird. Regelmäßig werden Ferkel deshalb „entsorgt“ und unter fadenscheinigen Begründungen “notgetötet”. 

Für das Töten der Ferkel ist vorgeschrieben, dass diese zuerst betäubt und sodann durch einen Kehlschnitt getötet werden müssen. Hierzu Patrick Müller, Hauptstadtreferent von PROVIEH: “Eine gängige Betäubungspraxis besteht darin, die Ferkel an den Hinterbeinen zu packen und mit dem Kopf auf den Betonboden oder die Buchtenabtrennungen zu schlagen. Theoretisch muss danach ein Kehlschnitt zum ordnungsgemäßen Töten erfolgen. In dem Fall im Havelland ist dieser offensichtlich unterblieben, die Ferkel sind achtlos in die Kadavertonne geworfen worden und dort wieder zu sich gekommen. Schwer vorzustellen, dass dieses grauenhafte Ereignis ein Einzelfall gewesen sein soll.“  

PROVIEH fordert daher ganz grundsätzliche Änderungen in der Schweinemast: Statt schwache Ferkel einfach zu entsorgen, sollte viel mehr Zeit und Mühe in die Aufzucht auch dieser Tiere gesteckt werden. Auch müssen unbedingt die Zuchtziele angepasst werden – es darf nicht mehr Zuchtziel sein, möglichst viele Ferkel pro Sau zu produzieren, sondern möglichst gesunde, lebensfähige Ferkel müssen das Ziel sein. Das Personal braucht nicht nur theoretische Schulungen zur Nottötung von Tieren, sondern auch die Kontrollen und Strafen müssen deutlich verschärft werden.

Pressestelle
PROVIEH e.V.
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Mail: info@provieh.de

04.05.21

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