Lichtverhältnisse im Hühnerstall
Viele Lebewesen werden durch die Länge vom Tageslicht im Jahresverlauf gesteuert – Hühner machen hier keine Ausnahme. Nicht allein die Lichtlänge, auch die Qualität und die Intensität vom Licht sind ausschlaggebend für weniger Kannibalismus und mehr gelegte Eier. Diese zwei wichtigen Faktoren beeinflussen den Erfolg der kommerziellen Eiproduktion signifikant, womit das Licht als Einflussfaktor auf die Legehennen vom ersten bis letzten Lebenstag untersucht wurde, um Kriterien für Lichtprogramme zu entwickeln. Wer als kleiner Hobbyhalter nur wenige Hühner auf genügender Fläche hält und gut ernährt, der wird mit Kannibalismus wenig Probleme haben. Dennoch wäre es schön, wenn die Hühner länger, vielleicht sogar das ganze Jahr Eier legen und damit wirtschaftlicher werden.
Wer Lichtprogramme im Hühnerstall integrieren möchte, der muss zuerst einige Details verstehen, um grundsätzliche Fehler zu vermeiden. Hühner sehen von 360 bis 400 und 600 bis 700 Nanometern Wellenlänge. Dieses sind zumindest entscheidende Bereiche im Lichtbogen für ein gesundes Verhalten der Tiere. Selbst UV-Bereiche von unter 350 nm Wellenlänge scheinen auf Hühner Einfluss zu nehmen, auch wenn sie diese vermutlich nicht mehr sehen können. Weiterhin sehen Hühner 150 bis 250 Einzelbilder pro Sekunde, wobei für den Menschen bereits aus über 16 Einzelbildern die Sekunde ein Film wird. Das bedeutet, dass Leuchtstoffröhren sowie Energiesparlampen aus dem Niederfrequenzbereich mit 50 Hz für Hühnervögel wegen dem Flackerlicht unangenehm werden. Glühlampen oder Leuchtstoffröhren aus dem Hochfrequenzbereich mit über 2000 Hz sind zu bevorzugen. Diese sollen möglichst die genannten Wellenlängen abdecken, viele Leuchtmittel tun das leider nicht. Es kann auf warmweißes Licht, Tageslichtlampen mit etwas UV-Anteil oder die True-Light-Technik geachtet werden.

Die Lichtstärke
Wenn Hühner im Freilauf bei sonnigem Sommerwetter laufen, dann können die Luxwerte bei 100.000 liegen. Für den Hühnerstall ist das jedoch viel zu viel. Masttiere werden bei nur 20 Lux und Legehühner bei 10 bis 30 Lux gehalten, damit Kannibalismus im beengten Raum nicht hoch kommt. Hühner sehen einige Bereiche im Lichtbogen allerdings deutlich heller und haben auf kurze Distanz ein sehr gutes Sehvermögen, sind auf über 25 Metern jedoch fast blind. Lux ist eine Möglichkeit, die Intensität von Licht, welches für das menschliche Auge sichtbar ist, zu messen. Messgeräte gibt es für rund 100 Euro im Handel sowie man einander diese leihen kann. Es gibt eigens Tabellen, wie viel Lux warmweisses Licht in welchen Lebensbereichen wirken sollen, damit wir Menschen uns wohl fühlen. Eine Flurbeleuchtung darf bei nur 100 Lux liegen, für einen Büroraum wären ca. 800 Lux zu wählen. Eine klare Vollmondnacht liegt bei 0,25 Lux. Auch für uns Menschen ist zu wenig oder zu viel Licht auf Dauer belastend. Lux-Messgeräte gehören für Raumgestalter deswegen zum gängigen Zubehör.
Wer den Hühnern genug Auslauf anbietet, wenn der Hühnerstall nicht beengend ist und die Ernährung stimmt, dann sinkt die Gefahr vom Kannibalismus ohnehin. Dennoch ist es besser, wenn im Hühnerstall nicht zu viel Licht einfällt, weswegen die Fenster nicht zu groß bemessen oder in der sonnenreichen Zeit mit langen Tagen zum Teil verdunkelt werden.
Es ist bei der Ausleuchtung vom Hühnerstall darauf zu achten, dass der Scharrraum samt den Futterstellen und den Zugängen zu den Legenestern etwas heller als die Lege- und Ruhebereiche beleuchtet wird. Weiterhin darf es keine dunklen Ecken geben. Die Hennen sollen die Eier schließlich in die Legenester legen. Weiterhin hilft es, wenn die Eier von Junghennen mehrfach am Tag aus den Nestern entnommen werden. Die Nester wirken einladender. Belegte Nester animieren andere Junghennen dazu, außerhalb vom Nest zu legen. Wenn das Licht von einer Sekunde zur anderen an oder aus geht, dann ist das für die Hühner Stress. Es gibt Tageslichtsimulatoren, die sich leicht einstellen lassen. Das Licht wird zu Beginn über wenige Stunden hoch und zum Schluss über wenige Stunden runter gedimmt.
Die Lichtlänge
Wenn die Tage kurz sind, dann sind auch wir Menschen schläfriger. Dennoch ist es im Lebenszyklus der Legehennen phasenweise gut, wenn die Tage kurz sind. Im natürlichen Lebenszyklus schlüpfen die Küken im Sommer mit langen Tagen, die jedoch wieder kürzer werden. Legehennen-Küken in kommerziellen Hühnerställen werden wenige Tage bei 24 Stunden Beleuchtung gehalten. Innerhalb einer weiteren Woche wird schrittweise auf 16 Stunden reduziert. Alternativ werden die Eintagsküken direkt bei 16 Stunden Licht aufgestallt, das wäre schonender. Bis zur achten Woche wird auf 8 Stunden Beleuchtung am Tag reduziert. Den heranwachsenden Legehühnern wird der Herbst simuliert, womit sie sich mit eifrigem Fressen auf den Winter vorbereiten und schnell wachsen. Bis zur 19 Lebenswoche wird die Lichtlänge gehalten, um dann bis zur 24 Lebenswoche auf 14 Stunden erhöht zu werden. Die langsam länger werdenden Tage simulieren das Frühjahr, in dem die Hennen mit dem Legen beginnen. Die Lichtlänge darf während der gesamten Legephase nicht verkürzt werden. Auch bei 12 Stunden legen die Hühner gut, bis 16 Stunden sind ebenfalls eine gute Tageslänge. Der Gesetzgeber sieht vor, Legehühnern wenigstens 8 Stunden Dunkelphase zu geben sowie der Tagesrhythmus bei 24 Stunden zu liegen hat.
Die Lichtlänge beeinflusst die Geschlechtsreife und damit den Beginn vom Eierlegen. Das geschilderte Lichtprogramm wird je nach Wunsch oder Bedarf angepasst. Wenn die Tage in der abfallenden Phase schnell kürzer, dann aber schnell wieder länger werden, begünstigt das einen frühen Eintritt in die Legephase. Tendenziell werden die Eier jedoch etwas kleiner ausfallen, für Bruteier wäre das generell ungünstig. Wer größere Eier wünscht oder Bruteier braucht, der fällt mit der Lichtlänge langsamer ab und steigt nach den konstanten Tagen langsamer an. Das Lichtprogramm müsste entsprechend auch um ein bis zwei Wochen gestrafft oder gedehnt werden. Legehühner, die etwas mehr Zeit im Lichtprogramm haben, sind später ausgeglichener und psychisch gesünder.
Diese Zeitangaben gelten für Legehuhnrassen, die mit ca. fünf Monaten mit dem Legen beginnen. Für langsamere Rassen wäre das Lichtprogramm etwas zu strecken.
Die Problematik der Hobbyhalter
Wer im eigenen Garten einige Hühner hält, der lässt die Tiere im Normalfall wenigstens in den Freilauf und hat zugleich Fenster im Hühnerstall. Wer kommerzielle Hühnerställe mit natürlichem Licht betreibt, der verdunkelt die Fenster per Zeituhr. Die nötigen Technikgeräte sind am Hobby-Hühnerstall schlecht zu integrieren, es wären technische Probleme und Wartungsaufwand zu befürchten. Gerade in kleinen mobilen Hühnerställen, die samt der Einzäunung laufend auf frische Stellen der Wiese gesetzt werden und hier für den Hobbyhalter empfohlen werden, sind Technikgeräte noch schwerer zu integrieren. Der Hühnerhalter kann, wie bereits bemerkt, lediglich den Lichteinfall durch manuelles Verdunkeln zum Sommer begrenzen und zum Winter die Verdunkelung abnehmen.
Wenn die Lichtdauer in der bereits laufenden Legephase nicht mehr verkürzt werden darf, dann geht das in diesen Situationen nicht. Die Tage sind in Deutschland Ende Juni rund 17 Stunden lang und verkürzen sich bis Ende Dezember auf rund 8 Stunden – das Licht ist zugleich deutlich schwächer. Man müsste den Freilauf also auf 14 Stunden reduzieren und die Beleuchtung auf diese 14 Stunden timen? Technisch ist das umsetzbar, für den Hobbyhalter jedoch unrealistisch. Besser ist es, wenn das Lichtprogramm im Hühnerstall den Tag konstant bei 14 Stunden fest hält, bis die Tage wieder länger als 14 Stunden werden. Dazu muss die Beleuchtung jedoch keine 14 Stunden laufen.

Der Hobbyhalter wird es selbst mit Technikeinsatz und gewissenhafter Umsetzung kaum wie der kommerzielle Halter hinkriegen und hat bei den meisten Hühnerrassen im Winter Defizite. Dennoch können auch Legehennen, die nicht zu den Winterlegern gehören, länger in das Jahr hinein oder sogar durchgehend wenigstens einige Eier legen. Das Legen der Eier geht den Hennen irgendwann an die Substanz. Zwerghühner haben weniger Substanz und brauchen ihre Legepause auch deswegen. In der freien Natur wäre die Legepause bei Futterverknappung überlebenswichtig, im Hühnerstall mit hochwertigem Futter bei kräftigen Hühnerrassen ist sie das nicht.
Besonderheiten im Lichtprogramm für Legehühner
Wer Legehühner oder Hühner im allgemeinen aus einem Hühnerstall verlegt, der darf den Tag um maximal 2 bis 3 Stunden verlängern. Das bedeutet, dass vor solch einem Verlegen die Beleuchtungslänge entsprechend angepasst wird oder die verlegten Hühner zuerst in einen separaten Stall kommen, um hier die Tageslänge langsam hoch zu setzen. Den Tag ruckartig zu verkürzen ist weniger problematisch, es wäre dennoch ein fließender Übergang der bessere.
Wissenswertes zu Hühnern und Licht
Hühner können mit den seitlichen Augen nicht räumlich sehen und wechseln deswegen ständig die Kopfhaltung, wenn sie etwas anvisieren. Die Lichtintensität, Lichtqualität und Tageslänge beeinflusst auch die Hühnermast. Masttiere, die grünes Licht mit 560 nm oder blaues Licht mit 480 nm auf 23 Stunden Beleuchtung und einer Ruhestunde erhielten, legten bei gleichem Futterbedarf schneller Gewicht zu. Das fand Dr. Israel Rozenboim in den 90er Jahren heraus.
Wenn in der Hähnchenmast ab dem 13ten Masttag eine Lichtreduzierung vorgenommen wird, dann leiden die Tiere seltener an Sohlenballengeschwüren oder Nekrotisierender Dermatitis. Zudem reduzierst sich das Bepicken signifikant. Wer die Lichtlänge um 5 bis 6 Stunden und zugleich das Futter reduziert, löst eine Zwangsmauser aus. Anschließend kann die Lichtlänge wieder verlängert werden. Ein Versuch mit Legehennen zeigte, dass die Lichtlänge die Zahl der gelegten Eier und somit die Effektivität der Futterverwertung erheblich beeinflusst. Hier wird geschildert, wie die Haltungsform mit weniger oder mehr Bewegung ebenfalls zu mehr oder weniger Eiern führt. Wenn die Hennen mehr Bewegung haben, dann verbrennen sie mehr Energie und legen weniger Eier. Längere Tage animieren ebenfalls zu mehr Bewegungsdrang, womit 12 bis 14 Stunden Tageslicht insgesamt sinnvoller als 16 Stunden sind.
Das Lichtprogramm für Legehühner in Stichpunkten
– Eintagsküken: 10 Tage bis zwei Wochen bei 16 Stunden Licht halten
– bis zum ersten Drittel der Zeitspanne zur Legereife die Tageslänge gleichmäßig auf ca. 8 Stunden reduzieren und halten
– vier bis sechs Wochen vor der Legereife die Tage gleichmäßig auf 12 bis 14 Stunden erhöhen
– die Tageslänge in der Legeperiode nicht verkürzen, sondern konstant halten
Welche Bedeutung hat das Lichtprogramm für den Hobbyhalter?
Wer als Hobbyhalter einige Legehühner für frische Eier und Bruderhähne für den Braten hält, der kommt niemals an die wirtschaftlichen Ergebnisse kommerzieller Halter heran. Die „Futterverwertung“ kann durch einen sehr großen Auslauf und das Verfüttern geeigneter Küchen- oder Gartenabfälle in der warmen Jahreszeit dennoch sehr gut sein. Mit weniger hochwertigem Futter brauchen die Hühner jedoch länger zum wachsen oder legen weniger Eier. Hochwertiges Futter, welches auf die jeweilige Lebensphase ausgerichtet ist, bleibt als Beifutter für gute Ergebnisse notwendig.
Dennoch kann mit einfachen Mitteln ein Lichtprogramm oder die angepasste Beleuchtung die Haltungsbedingungen für die Hühner und damit auch ihre Leistung verbessern. Wer die Möglichkeit hat, leiht alle Quartale ein Luxmeter und passt an einem sonnigen Tag die Verdunklung an den Fenstern an. Ansonsten wird nach „Augenmaß“ verdunkelt. Weiterhin sollen die „aktiven Bereiche“ etwas besser ausgeleuchtet werden als die Lege- und Ruhebereiche. Dennoch soll es keine verwinkelten dunklen Stellen geben, wo ansonsten viele Eier liegen würden.
Allein diese Maßnahmen werden sich auf die Hühner und deren Leistung bereits positiv auswirken. Ergänzend können LED Lichterketten für Hühnerställe oder andere flackerfreien Leuchtmittel mit Tageslicht oder warmweissem Lichtspektrum dosiert an den passenden Stellen im Hühnerstall integriert werden. Gerade LED Lichterketten für Hühnerställe können sehr gut verteilt werden. Wer z.B. drei Lichterketten hat, der nimmt zugleich drei Zeituhren und schalte die Lichterketten mit je einer Stunde Versatz für jeweils 11 oder 12 Stunden. Schon hat man ohne Dimmer das Licht gedimmt. Für eine noch gleichmäßigere und bessere Lichtverteilung in den ersten und letzten Tagesstunden können dimmbare Lichterketten mit einem passenden Tageslichtsimulator bedient werden. Diese Lichtprogrammme werden auch Winterlegern gut tun, da es nicht allein um die Legeleistung, sondern auch die Gesundheit der Hühner geht. Winterleger sind eine gute Empfehlung für alle, die jeden Tag ihr frisches Ei wünschen.
Robert Brungert