Was sind „Hybridhühner“?
Vor knapp 100 Jahren wurde die Geflügelzucht mehr oder weniger aus Liebhaberei betrieben. Wirtschaftliche Interessen standen dabei nicht im Vordergrund. So gab es auch noch keine spezialisierten Rassen. Einige Rassen legten mehr Eier, andere setzten mehr Fleisch an. Erst in den 1920er Jahren begannen amerikanische Züchter, Hühner unterschiedlicher Rassen und Familien miteinander zu kreuzen. So kam es zur Aufspaltung in Nutz- und Liebhaberrassen. Um konkurrenzfähig zu bleiben, zählte bei den Nutzrassen bald nur noch die Leistung.
Der Durchbruch in der Zucht von Spezialrassen kam 1960. Henry Wallace, ehemaliger Vizepräsident der USA und Gründer des Saatgut-Multis Pioneer „Hi-Bred“, übertrug damals das Prinzip der Hybridzüchtung vom Mais auf das Huhn. Das Hybridhuhn war geboren. Technisch gesehen handelt es sich dabei um mehr oder minder komplizierte Kreuzungen zwischen verschiedenen, ihrerseits bereits optimierten Hühnerrassen. Aus welchen Kreuzungen die einzelnen Hochleistungshybriden entstehen ist bis heute ein streng gehütetes Geheimnis der jeweiligen Firmen.
Wenige Firmen kontrollieren die Hybridzucht
Die Hybridzucht liegt in der Hand von nur wenigen Konzernen: zum Beispiel dem deutschen Erich-Wesjohann-Konzern, dem die Lohmann Tierzucht AG gehört, der niederländischen Firma Hendrix sowie der französischen Investmentgruppe Natexis. Alle drei züchten eigene Hühnerfamilien – also die Eltern aller Elterntiere, welche sie zur Kreuzung verwenden. Von den Legehennenproduzenten kaufen die Landwirte die Elterntiere. Die verschiedenen Hybridherkünfte tragen oft die Namen der Zuchtfirma, wie zum Beispiel: Lohmann oder Tetra. Die Zucht ist auf diese Weise zu einem komplexen und teuren Verfahren geworden, das sich nur noch große Brüter-Gesellschaften leisten können.
Die Hühnerbauern kaufen sich mit diesen Hybriden eine garantierte Legeleistung von bis zu 320 Eiern im Jahr. Gleichzeitig begeben sie sich in die Abhängigkeit von wenigen Großkonzernen. Mit Hybriden kann man nicht weiterzüchten. Und das Tierfutter müssen sie oft auch beim gleichen Konzern einkaufen.
Hybride halten nur ein bis zwei Jahre durch
Nach ein bis zwei Jahren geht die Legeleistung der Hühner stark zurück und sie müssen durch frische Legehennen ersetzt werden. Früher wurden diese ausgemusterten Legehennen als Suppenhühner verkauft. Da die Nachfrage für Suppenhühner aber stark geschrumpft ist, werden die ausgezehrten Legehennen entweder dem Dosenfutter für Hunde und Katzen beigemengt oder direkt nach der Schlachtung als Fleischabfall entsorgt.
Für die Brathähnchen- oder Broilermast werden gleichermaßen Hybriden verwendet, bei denen die Leistung dann auf dem Fleischansatz liegt. Nach einem Monat Turbomast sind die Tiere schlachtreif. Das Hähnchen kann übrigens auch eine Henne sein, denn bei der Mast wird nicht nach Geschlecht sortiert.
Die Bilder auf dieser Seite zeigen zwei zum gleichen Zeitpunkt geschlüpfte Küken einer Legehybridlinie (linkes Küken im Bild) und einer Masthybridlinie (rechtes Küken im Bild) im Alter von 4 bis 34 Tagen. Deutlich erkennbar ist das absurd schnelle Wachstum des Turbomasthuhns, unter dem es selbst unter besten Haltungsbedingungen bereits nach wenigen Wochen zu leiden beginnt.
PROVIEH dankt seinem Schweizer Partnerverband KAGFreiland für die freundliche Genehmigung zur Verwendung der Fotos in diesem Beitrag. Das vorbildliche Bauernhahnprojekt „Kombihuhn“ (Zweinutzungshuhn) finden Sie hier näher beschrieben.