Tierhaltungskennzeichnung: Bundestag stimmt für Verbrauchertäuschung statt Transparenz  

PROVIEH enttäuscht über fehlleitendes staatliches Haltungskennzeichen: “Große Chance vertan!” 

Berlin, 16.06.2023: Der Bundestag hat heute das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz verabschiedet. In seiner jetzigen Form bietet das staatliche Kennzeichen jedoch leider keine Transparenz über die tatsächlichen Haltungsbedingungen der sogenannten Nutztiere. PROVIEH bedauert daher die Zustimmung des Plenums zutiefst und fordert eine umfassende und klar bewertende Aufklärungskampagne.

„Der Bundestag hat heute endgültig eine große Chance für mehr Tierschutz vertan und sich für Verbrauchertäuschung und gegen Transparenz über die Haltungsbedingungen von Nutztieren entschieden“, kommentiert Anne Hamester, Leitung Facharbeit und Politik bei PROVIEH. „Es ist mehr als bedauerlich, dass in einem staatlichen Haltungskennzeichen nun Haltungsformen mit Bezeichnungen wie „Stall+Platz“ ohne wirklichen Platz und „Frischluftstall“ ohne wirkliche Frischluft sowie „Auslauf/Weide“ und „Bio“ ohne Freilandhaltung über die tatsächlichen Verhältnisse hinwegtäuschen.“

Die Haltungsformen „Stall“, „Stall+Platz“ und „Frischluftstall“ stellen aufgrund von Enge, fehlendem Zugang zu offenen Stallseiten, gesundheitsschädlichen Vollspaltenböden sowie fehlenden Funktionsbereichen und Beschäftigungsmöglichkeiten tierschutzwidrige Haltungsformen von Schweinen dar. Während Länder wie Österreich solche Haltungsformen verbieten, festigt Deutschland diese Haltungssysteme langfristig mit dem jetzt beschlossenen Gesetz.

Nun fordert PROVIEH von der Bundesregierung zumindest eine umfassende und klar bewertende Aufklärungskampagne. Diese muss Verbraucherinnen und Verbrauchern eindeutig übersetzen, welche Haltungsformen im staatlichen Kennzeichen aus wissenschaftlicher Sicht als tierschutzkonforme und Tierwohl-förderliche Haltungssysteme zu bewerten sind. Der Bundestag hat heute eine völlig fehlgeleitete staatliche Haltungskennzeichnung beschlossen. Das ist eine große Enttäuschung für Tierschützerinnen und Tierschützer.

Hintergrund: 
PROVIEH hatte sich intensiv dafür eingesetzt, das Gesetz im Sinne des Tierschutzes und der Transparenz zu verbessern. Mit einer breit angelegten Kampagne, der Teilnahme an Anhörungen im Bundestag und offenen Briefen machte die Organisation auf die Mängel des Gesetzentwurfs aufmerksam. Trotz dieser Bemühungen wurde der Gesetzentwurf in seiner ursprünglichen Form sogar noch verschlechtert.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Kampagnenseite “Haltungskennzeichnung jetzt!”

Ansprechperson
Anne Hamester
Leitung Facharbeit und Politik
Telefon: 0157. 519 573 41
Mail: hamester@provieh.de 

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