Wann, wenn nicht JETZT?!: Tierqual politisch beenden
Aktionstag zur Bundestagswahl der Regionalgruppe München
Am Samstag, 11.09.2021, fand auf dem Bahnhofsplatz in München Pasing ein von der PROVIEH-Regionalgruppe München organisierter Aktionstag gegen tierquälerische Intensivtierhaltung statt. Im Hinblick auf die anstehenden Bundestagswahlen sollte das Thema „Nutz“tiere mehr in den Fokus gerückt werden. Außerdem wollten wir die Bürger:innen dazu animieren, den Aspekt des Tierschutzes in ihre Wahlentscheidung mit einzubeziehen, um damit auch den Druck auf die künftige Regierung zu erhöhen.
An einem Infostand konnten sich interessierte Besucher:innen darüber informieren, wie tierfreundlich sich die Parteien zur Bundestagswahl aufstellen. Um sich ein besseres Bild der unterschiedlichen Parteien zum Thema Tierschutz in ihren Wahlprogrammen zu machen, waren darüber hinaus Vertreter:innen verschiedener Parteien zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Anwesend waren von Bündnis 90 / Die Grünen die Agrarpolitische Sprecherin und Stellvertretende Fraktionsvorsitzende Gisela Sengl (MdL) und Arne Brach, Mitglied im Vorstand der KV München. Von der FDP nahm Daniela Hauck, Direktkandidatin, und von der ÖDP Dr. Doris Quinten teil. Sie durften PROVIEH zu den verschiedensten Themenstellungen in Verbindung mit „Nutz“tieren und Landwirtschaft, wie Flächenbindung, Fleischexporte, Tiertransporte und Verbandsklagerecht Rede und Antwort stehen und es entspann sich eine angeregte Diskussion zwischen den Diskussionsteilnehmern und Teilnehmerinnen.
Nicht alle Parteivertreter:innen waren gleich gut vorbereitet. Am deutlichsten sichtbar war dies auf Seiten der FDP. Deren Vertreterin Daniela Hauck blieb bei allgemeinen Floskeln und der Betonung auf Freiwilligkeit. Anzumerken war ihr jedoch, dass Tierschutz ein Thema ist, das sie selbst bewegt. Dass dies aber kein Kern-, noch weniger ein Herzensthema ihrer Partei ist, trat leider auch deutlich zu Tage. Gerade deshalb darf man Frau Hauck aber hoch anrechnen, dass sie sich in solch einem Rahmen den Fragen stellte (im Gegensatz zur großen bayerischen Partei).
Besser auf die vielen sehr kritischen Fragen unserer zwei Aktivistinnen konnten naturgemäß die drei Vertreter:innen der ÖDP und der Grünen reagieren. Bei vielen grundsätzlichen Themenstellungen gab es Überschneidungen, bei Umsetzungsfragen zeigten sich bisweilen unterschiedliche Ansätze. Ein interessantes Beispiel war hier die Diskussion um die Haltungskennzeichnung – ein aus unserer Sicht sehr wichtiges Instrument, um das Konsumverhalten der Verbraucher:innen zu verändern. Die ÖDP lehnt die Kennzeichnungspflicht ab, da sie deren Wirkung bezweifelt. Dem widersprachen die Grünen vehement: die nachweisliche Wirkung lasse sich bei der Kennzeichnung von Eiern mehr als beweisen. Auch sonst reagierten Frau Sengl und Herr Brach rhetorisch gewandt auf die unterschiedlichen Fragestellungen.
Im Anschluss an die die Podiumsdiskussion stellte der Tierarzt und Buchautor Dr. Rupert Ebner (Slow Food) sein Buch „Pillen vor die Säue“ vor und berichtete über die marktwirtschaftlichen Zwänge der Landwirte und Tierärzte. Gleich zu Beginn stellte er die Gemeinsamkeiten von Slow Food und PROVIEH heraus und betonte, sich deshalb immer gern für uns und unser gemeinsames Anliegen stark zu machen. Mitgeben konnte er uns, dass eine Landwirtschaft mit Tierhaltung aus ökologischer Sicht unbedingt sinnvoll sei, da große Flächen weltweit Grünland sind und auf die Beweidung durch Wiederkäuer angewiesen seien. Dr. Rupert Ebner, der für Slow Food in gewohnt mitreißender Manier von den Missständen, vor allem in Verbindung mit Medikamenten, berichten wollte, musste seinen Vortrag leider durch einen einsetzenden Regenguss unterbrechen. Sein eigentliches Anliegen, die Aufklärung über Medikamentenmissbrauch, wie zum Beispiel die bei Großbeständen oft vorgenommene (vorbeugende) Anwendung von Antibiotika (Metaphylaxe) und den Einsatz dieser auch als Wachstumsförderer, konnte er leider nicht mehr transportieren. Mensch und Material mussten sich vor den Wassermassen in Sicherheit bringen.
Wenn auch das Publikum am Pasinger Marienplatz nicht so zahlreich war, wie erhofft, was derzeit sicher noch der Pandemie geschuldet ist, konnte man aber doch den ein oder anderen Passanten dazu anregen, auf dem Wahlzettel ein Zeichen für unsere „Nutz“tiere zu setzen.
Ein besonderer Dank geht in diesem Zusammenhang an das Organisatorinnen-Team des Aktionstages, bestehend aus Ines W., Eva S. und Claudia E., das die Veranstaltung erst möglich machte. Ines W. und Eva S. kämpften vor Ort an vorderster Front und übernahmen die Versammlungsleitung und Moderation. Die Organisation solch einer Veranstaltung, wie die Abstimmung mit Behörden und Teilnehmer:innen sowie der Materialtransport, erfordert Professionalität und Durchhaltevermögen und ist ein Kraftakt. Ebenso auch ein Dank an alle Helfer:innen vor Ort, die zum Gelingen des Aktionstages beigetragen haben sowie an die Teilnehmer:innen der Podiumsdiskussion und Redner:innen des Aktionstages.
Initiiert wurde der bundesweite, Organisationen-übergreifende Aktionstag von der Deutschen Tier-Lobby.
Edith Mews, Regionalgruppe München