Der Klimawandel
Ein Problem, das jeden etwas angeht
Der Klimawandel ist schon da – ihn zu leugnen widerspricht jeglichen Fakten. So gut wie alle Wissenschaftler der Welt, die sich mit diesem Thema auseinander gesetzt haben, sagen zum einen, dass der Klimawandel von Menschen gemacht ist und zum anderen, dass wir eine globale Durchschnittstemperaturerhöhung von 1,5 Grad Celsius auf keinen Fall überschreiten dürfen. Ansonsten drohen der Erde irreversible Schäden.
Die Erde wird immer wärmer
2018 war das viertwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Es liegt damit knapp hinter 2016 (dem wärmsten Jahr), dicht gefolgt von 2015 (dem zweitwärmsten) und 2017 (dem drittwärmsten) Jahr. In Deutschland lagen zehn der elf wärmsten Jahre seit 1881 zwischen den Jahren 2000 und 2018. Die globale Durchschnittstemperatur erreichte damit wiederholt einen um etwa ein Grad Celsius höheren Wert gegenüber der vorindustriellen Zeit. Auch die Meerestemperaturen für die oberen 2.000 Meter Wassertiefe haben neue Rekordwerte erreicht.
Deutlich zu erkennen ist die globale Erderwärmung an dem Flächenverlust der Antarktis. In den letzten 40 Jahren hat sich die Abtaurate der Eismassen dort versechsfacht. Auch in Grönland und der Arktis schmelzen die Gletscher, was wiederum zur Folge hat, dass der Meeresspiegel steigt. Wetterexteme, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind, häufen sich: Starkregen mit Überschwemmungen, verheerende Hitzewellen und heftige Stürme richten großen Schaden an. Laut einem aktuellen Bericht der Weltmeteorologie-Organisation WMO trafen diese allein im letzten Jahr mehr als 62 Millionen Menschen und knapp 900.000 Menschen wurden durch klimabedingte Katastrophen zu Flüchtlingen.
Einer Forschungsstudie von 2015 zufolge schwindet unter anderem aufgrund des Klimawandels außerdem die biologische Vielfalt schon jetzt in einem dramatischen Ausmaß. Der Verlust von Wirbeltierarten im vergangen Jahrhundert schreitet so rasant voran, dass Forscher bereits von einem großen Massensterben sprechen.
Kipp-Punkte
Gefahren, die von der globalen Erwärmung ausgehen, sind die sogenannten Kipp-Punkte. Dabei handelt es sich um drohende ökologische Systemzusammenbrüche, die miteinander verbunden sind und sich gegenseitig verstärken. Ähnlich einem Dominoeffekt führt einer zum anderen. Die Autoren um den Ökologen Juan-Carlos Rocha vom Stockholm Resilience Centre analysieren 30 solcher Kipp-Punkte. Dabei beziehen sie neben dem Klimawandel auch den Verlust der Artenvielfalt mit ein sowie die globale Ausweitung der Landwirtschaft, die Verstädterung und die Erosion der Böden. Schmilzt beispielsweise der grönländische Eisschild vollständig, würde der Meeresspiegel um rund sieben Meter steigen. Doch davon mal abgesehen, wären sowohl die Reflexion des hellen Eises als auch seine Kühlwirkung nicht mehr gegeben. Dafür würde der freigelegte dunkle Boden die Sonnenstrahlung absorbieren, die Temperatur würde weiter steigen und es drohten weitere Folgeerscheinungen: In diesem Szenario wäre es wahrscheinlich, dass sich die Meeresströmungen ändern und damit die Verteilung der Niederschläge. So könnten letztlich die nördlichen Wälder sterben.
Die Welt-Klimakonferenz
2015 unterzeichneten 196 Staaten auf der UN-Klimakonferenz den Vertrag von Paris. Festgelegt wurde, dass bis 2050 die jährlichen Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 80 bis 95 Prozent sinken sollen. Die weltweiten Treibhausgas-Emissionen müssen demnach spätestens 2020 ihren Höhepunkt erreicht haben und in der Folge pro Jahr halbiert werden. Entsprechende Zwischenziele für Deutschland verlangen eine verbindliche Emissionsreduktion von 40 Prozent bis 2020 und mindestens 55 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 1990. Laut „Scientists for Future“ (Wissenschaftler für die Zukunft) sind diese Ziele jedoch nicht ausreichend. Sie fordern, dass die Klimaschutzziele für Deutschland in den nächsten 20 Jahren um fünf Prozent pro Jahr gesteigert werden.
Dem aktuellen Klimaschutzbericht zufolge verfehlt Deutschland allerdings seine aktuellen Klimaschutzziele. Anstatt der angestrebten 40 Prozent liegt die Verringerung der Emissionen lediglich bei 32 Prozent. Schafft die Bundesregierung es nicht, die vereinbarten Klimaziele zu halten, drohen Zahlungen von 30 bis 60 Milliarden Euro. Am 14. Dezember 2018 trafen sich erneut Regierungsvertreter und Klimaforscher auf der weltweit größten Klimakonferenz im polnischen Kattowitz. Hier wurde ein Regelwerk beschlossen, das die Erderwärmung bremsen soll. Es geht um technische und juristische Details, die die Umsetzung des Pariser Vertrags ermöglichen sollen. Die Klimakonferenz 2018 hat das Regelwerk für den Weltklimavertrag einstimmig beschlossen. Der amerikanische Präsident Donald Trump hat jedoch bereits angekündigt, aus dem Pariser Vertrag auszusteigen und auch Brasilien wählte mit Jair Bolsonaro einen Präsideten, der den Klimavertrag ablehnt. Zudem wird es schwierig werden, Sanktionen wirklich umzusetzen.
Dabei sind schnelle Maßnahmen unerlässlich: Das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) hat errechnet, wie viel CO2 noch in die Atmosphäre abgegeben werden darf, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Wenn die Welt so weitermachen würde wie bisher, wäre die Menge an CO2, die noch ausgestoßen werden darf, bereits in etwa neun Jahren aufgebraucht.
Das Klima und die Ernährnung
Die größte Quelle der Treibhausgas-Emissionen ist die Verbrennung von fossilen Brennstoffen. Ein nicht unerheblicher Teil der Treihausgase entsteht jedoch auch durch unsere Ernährung. Lebensmittel werden angebaut, Tiere gezüchtet und gemästet, geerntet oder geschlachtet, über weite Strecken transportiert, gekühlt, gelagert, gegebenenfalls weiterverarbeitet, verkauft und landen schließlich auf unserem Teller – oder im Müll. So gehört die Produktion und der Konsum von Lebensmitteln ebenfalls zu den Hauptursachen von Klimawandel und Umweltzerstörung. Einer Studie des WWF zufolge gehen fast 30 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen auf das Konto der Nahrungsmittel, besonders auf unseren „Hunger nach Fleisch“. Der Ökologe Joseph Poore von der britischen Universität Oxford und sein Kollege Thomas Nemecek aus der Schweiz haben im Gegenzug den CO2-Fußabdruck eines deutschen Veganers untersucht. Ihre Ergebnisse wurden 2018 in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht. Demnach belastet eine Pflanzenkost die Umwelt und das Klima deutlich weniger als der Verzehr von Tierprodukten. Der Effekt verstärkt sich, da bei einer pflanzlichen Ernährung nicht nur weniger Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen, sondern auch andere Umweltauswirkungen, wie der Landverbrauch, verringert würden.
Was zu tun ist
Der Klimawandel führt global betrachtet zu Wasserknappheit, schlechteren Ernten, Hunger, vermehrten Konflikten und Krieg um Ressourcen sowie dazu, dass immer mehr Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Doch noch ist offen, welches Ausmaß die vom Menschen hervorgerufenen Veränderungen für das Klima tatsächlich annehmen. Das hängt maßgeblich von den Entscheidungen und Handlungen ab, die jetzt und in den nächsten Jahrzehnten getroffen werden. Wir brauchen klare politische Rahmenbedingungen und Gesetze. Noch können wir die Klimaziele einhalten. Deutschland zählt zu den reichsten Ländern der Welt und sollte hierbei eine Vorbildfunktion ausüben. Jeder einzelne von uns kann auch etwas tun: Essen Sie weniger Fleisch, fliegen Sie weniger und werden Sie politisch. Der Klimawandel geht uns alle an.
Christina Petersen
Dieser Artikel ist im PROVIEH-Magazin 02-2019 erschienen.
Quellen: