Leben in der industriellen Haltung

Die Lebensbedingungen in der industriellen Putenmast

Pute mit kupiertem Schnabel. Foto: © Andrew Skowron/stock-adobe.com

Schnabelkürzen bei Puten 

Es ist noch nicht ausreichend geklärt, warum bei Puten Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus, sowie Beschädigungspicken auftritt. Um die Puten vor starken Verletzungen, die bis zum Tod führen können, zu bewahren, wird ihnen in der konventionellen Haltung die Schnabelspitze mittels Infrarot-Methode entfernt. Hierbei wird durch Strahlung das Schnabelgewebe beschädigt. Nach ein bis zwei Wochen fällt der behandelte Teil des Schnabels ab. Dadurch wird die Bildung eines spitzen Schnabelendes verhindert. Die Schnabelspitze ist sehr empfindlich und mit Nerven durchzogen, da sie den Tieren auch als Tastorgan dient. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Entfernen der Schnabelspitze zu akuten Schmerzen führt und die Tiere ihr Leben lang durch verändertes Verhalten beeinträchtigt. Eine Haltung, die nur dann möglich ist, wenn Tiere durch Amputationen an ihre Umgebung angepasst werden, ist aus Tierschutzsicht grundsätzlich abzulehnen. 

Schmerzhafte Fußballenentzündungen 

Auch das Vorkommen von Fußballenentzündungen (FPD) ist ein großes Problem in der Putenhaltung. So wurde bei verschiedenen Untersuchungen festgestellt, dass über 90 Prozent der Puten einer Herde betroffen sein können. Dabei spielen sowohl die Einstreufeuchtigkeit als auch das verwendete Material eine Rolle. Da diese Entzündungen Schmerzen für die Puten bedeuten und oftmals einen Großteil der Herde betreffen, herrscht auch hier dringender Handlungsbedarf. 

Zu hohe Besatzdichten  

Puten bilden in der freien Wildbahn je nach Jahreszeit andere Sozialstrukturen. In diesen Gruppen wird die Rangordnung durch Kämpfe errungen. Antagonistischem Verhalten müssen Puten untereinander ausweichen können. Dies ist bei der bisherigen Besatzdichte nicht möglich. 

Keine Strukturierung der Ställe 

Eine Strukturierung durch Sitzstangen oder erhöhte Ebenen, Versteckmöglichkeiten oder die Gabe von Beschäftigungsmöglichkeiten ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. In der Tierschutznutztierhaltungsverordnung gibt es über den allgemeinen Teil hinaus keine speziellen Anforderungen für die Haltung von Puten.  

Kein Auslauf 

Kein Nutztier sollte ein Leben lang eingesperrt gehalten werden. Ein Auslauf bietet den Tieren die Möglichkeit natürliches Verhalten wie Picken, Scharren, Sand- und Sonnenbaden auszuüben. Er bietet mehr Platz, Außenklimareize und die Möglichkeit, dass die Tiere natürliches Vitamin D produzieren können. 

Putenmast
Sehr viele Puten im Stall. Putenmast
Puten in Freilandhaltung
weiße Puten in Biohaltung. Sie suchen Futter auf einer Wiese.