Wie können wir das Ende des Schwanzkupierens erreichen?
Es muss sich grundsätzlich etwas in der Schweinehaltung ändern. Die Durchsetzung des Kupierverzichts und die dazu notwendige artgemäße Tierhaltung können nur gelingen, wenn die Tierhalter eine langfristige Perspektive und faire Wettbewerbsbedingungen bekommen.
PROVIEH fordert im ersten Schritt die Beendigung des Schwanzkupierens durch die Überarbeitung des Tierschutzgesetzes. Die Verstümmelung von Ringelschwänzen darf nach 30 Jahren EU-Verbot auch im deutschen Tierschutzgesetz nicht mehr quasi-legalisiert bleiben.
Jetzt ist die Chance! Über die Änderung des Tierschutzgesetzes wird in den nächsten Monaten im Bundestag verhandelt. Bereits jetzt sieht die Gesetzesnovelle Anpassungen mit dem Ziel der Erschwernis des Schwanzkupierens vor. Das reicht jedoch nicht aus.
PROVIEH fordert Nachbesserungen am Entwurf des neuen Tierschutzgesetzes, damit
- ab sofort ein Kupieren nur noch unter wirksamer Schmerzbehandlung vor dem Eingriff vorgenommen werden darf,
- alle Betriebe ab sofort zu einem stufenweisen Ausstieg aus dem Schwanzkupieren verpflichtet werden,
- die zuständigen Behörden dies regelmäßig überwachen und Verstöße sanktionieren müssen.
Die geplante Änderung des Tierschutzgesetzes kann ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Haltung von Schweinen mit intakten Ringelschwänzen in Deutschland werden.
Das Schwanzbeißen weitestgehend zu vermeiden ist kein Hexenwerk: Für die Transformation hin zu einer Schweinehaltung mit intakten Ringelschwänzen braucht es betriebsindividuelle Risikoanalysen und Maßnahmenpläne. Eine unbestrittene Notwendigkeit für alle ist darüber hinaus eine vorbildliche Versorgung aller Schweine – Sauen, Aufzuchtferkel und Mastschweine – mit qualitativ hochwertigem Tränkwasser und ausreichend gesundem Raufutter, um die nötige Verdauungsgesundheit auf allen Lebensstufen herzustellen. Dadurch können Nekrosen vermieden werden und die Tiere haben natürliches Beschäftigungsmaterial zur Verfügung, was das Risiko für Verhaltensstörungen stark senkt. Jeder Betriebsleiter muss darüber hinaus herausfinden, ob weitere Risiken bestehen, und sie konsequent abstellen. In der Folge kann dann zunächst eine kleinere Gruppe von Schweinen mit intakten Ringelschwänzen gehalten werden, um den Erfolg der Maßnahmen zu testen. Gegebenenfalls müssen weitere Analysen und Maßnahmen folgen, bis alle Probleme identifiziert und gelöst sind. Schrittweise kann jeder Betrieb so schrittweise auf das Schwanzkupieren verzichten („Reduktionsstrategie“).