Milchkühe

Kühe in einer Melkmaschine
Kühe an einer Melkmaschine © Foto: toa555/stock-adobe.com

Die Milchwirtschaft nimmt in Deutschland, aber auch im globalen Kontext eine besondere Stellung ein: Die Milcherzeugung ist vor der Pflanzen- und Fleischproduktion der wichtigste Betriebszweig der deutschen Landwirtschaft, ist anteilig die größte Milchwirtschaft innerhalb der EU und trägt fünf Prozent zur global produzierten Milchmenge bei. Die hiesigen 3,8 Millionen Milchkühe erzeugen dafür jährlich 32 Millionen Tonnen Rohmilch, die zum Großteil zu Milcherzeugnissen weiterverarbeitet und exportiert werden. Der jährliche pro Kopf Verzehr von Kuhmilch liegt in Deutschland bei 46,1 Kilogramm, zuzüglich werden knapp 5,3 Kilogramm Butter sowie Milchfetterzeugnisse und 24,6 Kilogramm Käse verzehrt(alles Stand 2022) Auch die Milchviehhaltung ist durch den Strukturwandel bestimmt: In den letzten zwanzig Jahren hat sich zwar die Anzahl der Milchviehbetriebe auf etwa 64.000 halbiert, die durchschnittliche Bestandsgröße ist jedoch von 33 auf 67 Tiere gestiegen und hat sich somit fast verdoppelt. Dies hat zur Folge, dass in deutlich weniger Betrieben weitaus mehr Kühe gehalten werden. 

Grundbedürfnisse

Rinder sind intelligente und soziale Tiere, die ihre Umgebung neugierig erforschen und den Kontakt zu ihren Artgenossen aktiv suchen. In ihrer natürlichen Umgebung leben sie in Herden mit bis zu 70 Individuen, darüber hinaus bilden sie Untergruppen in der Herde. Innerhalb des Herdenverbands kennen sich die Tiere und bilden eine soziale Einheit mit ranghohen und rangniedrigen Tieren und Tieren, die Führungspositionen einnehmen. Diese Rangordnung wird beim erstmaligen Aufeinandertreffen von zwei Rindern über Rangkämpfe festgelegt. Über die Stellung des Rindes entscheiden Faktoren wie das Alter, das Gewicht, das Horn sowie das Gemüt des Tieres5. Durch die festgelegte Rangordnung werden Kämpfe und Aggressionen innerhalb der Herde vermindert und ein konfliktfreier Zugang zu Wasser, Nahrung und Sexualpartnern gesichert. 

Milchkühe mit Hörnern auf einer Wiese
Milchkühe mit Hörnern sieht man selten © Foto: Kadmy/stock-adobe.com

In naturnahen Bedingungen bilden sich Familienverbände aus Muttertieren und ihrem Nachwuchs, die durch eine intensive Mutter-Kind-Bindung geprägt sind. Bullen schließen sich ihrerseits zu eigenen Herden zusammen. Der Tagesablauf eines Rindes ist von regelmäßiger Nahrungsaufnahme und anschließendem Wiederkäuen im Ruhezustand geprägt. In freier Natur laufen sie täglich mehrere Kilometer für die Nahrungsaufnahme, nehmen als Fluchttier zügig große Mengen Futter auf und legen sich in geschütztem Gefilde zum Wiederkauen nieder. Daher ruhen Rinder zwölf bis vierzehn Stunden am Tag, wobei sie etwa acht Stunden wiederkauen und sich so fünf bis zehn Liegeperioden von etwa einer Stunde ergeben. Diese Ruhephasen sind elementar für das Wohlbefinden von Rindern. Als Weidetiere fressen Kühe vornehmlich Gras und Kräuter und können durch ihre vier Mägen das ökologisch wertvolle Grünland als Futtergrundlage verwerten. Darüber hinaus werden viele arteigene Bedürfnisse von Rindern auf der Weide befriedigt: Sie können neugierig ihre Umgebung erkunden und können die vielfältigen Klimareize wie Sonne, Wind und Regen genießen. Außerdem entlasten Kühe ihre Klauen und Gelenke auf der Weide optimal, können sich ohne Einschränkungen ablegen und aufstehen und sich trittsicher auf der Weide austoben. Wer Kühe schon einmal beim Frühjahrsaustrieb beobachtet hat, kann die Freude der Tiere am Weidegang nicht verleugnen. Sie können rennen, springen, spielen und ihrem Bewegungsdrang individuell nachkommen. Zudem ist das Herdengeschehen auf der Weide sehr viel entspannter als in den meisten Stallhaltungen, da es keine knappen Ressourcen wie Fress- und Liegeplätze gibt und die Tiere die Individualdistanzen einhalten können.

Zucht 

Das Rind ist eines der ältesten Haustiere und wurde über die Jahrtausende zu hunderten vielfältigen Rinderrassen domestiziert. Die heutige Milchviehzucht verfolgt mit der gezielten Anpaarung vornehmlich die Optimierung wirtschaftlich relevanter Zuchtziele, sodass alte Nutztierrassen trotz ihrer vielfältigen Vorzüge in der praktischen Landwirtschaft verschwinden und nur noch wenige moderne Rassen die Milchviehhaltung dominieren.

Die Zucht in der Milchviehhaltung wird in erster Linie durch das (Zucht-)Ziel einer möglichst hohen Milchleistung bestimmt. Sekundäre Zuchtziele sind Robustheit in gesundheitlichen Merkmalen, wie zum Beispiel Klauen- und Eutergesundheit, ausgewogene Milchinhaltsstoffe sowie eine gute Futterverwertung und Fruchtbarkeit. Aufgrund der Priorität der Milchleistung hat sich die Rasse Holstein-Friesian in der Milchviehhaltung durchgesetzt: Die umgangssprachlich auch “Schwarzbunte” genannte Hochleistungsrasse kommt auf jährliche Milchmengen von bis zu 10.000 Kilogramm pro Tier. Lag die durchschnittliche Leistung dieser Rasse vor fünfzig Jahren noch bei 3.785 Kilogramm, hat sie sich bis heute auf 7.879 Kilogramm pro Jahr und Tier mehr als verdoppelt. Vertreter der Zuchtverbände betonen, dass diese Hochleistung der Tiere bei gutem Management nicht mit Gesundheitsproblemen eingeherginge. Die Statistik zeigt aber, dass Kühe auf eine solche hohe Milchleistung mit sogenannten „Produktionskrankheiten“, wie beispielsweise erhöhten (Entzündungs-) Zellzahlen, Lahmheiten, Stoffwechsel- und Fruchtbarkeitsstörungen reagieren. Diese Probleme führen wiederum häufig zu einem verfrühten „Abgang“ der Tiere – sie werden oft bereits mit knapp vier Jahren aussortiert – nach nur zwei Laktationen. 

Die einseitige Zucht auf eine hohe Milchleistung wirkt sich auch negativ auf die Masteigenschaften der Milchrinder aus: Die Milchrinder setzen weniger und schlechter marmoriertes Fleisch an, sodass insbesondere die männlichen Milchrinder von geringem wirtschaftlichem Nutzen sind und ähnlich wie die männlichen Küken in der Eierproduktion ein „Abfallprodukt“ der Milchwirtschaft darstellen. Dies hat zur Folge, dass Bullenkälber sowie überschüssige, schwache und nicht zur Zucht taugliche Kuhkälber häufig bereits im jungen Alter von 28 Tagen für die Mast strapaziös über weite Strecken, überwiegend ins Ausland transportiert werden und dort in großen Kälbermastanlagen unter widrigen Bedingungen gemästet werden. Heute hat die Milchviehzucht jegliche Faszination verloren: Die Zuchtbullen produzieren hunderttausende Spermaportionen, wenn ihre genomische Zuchtwertschätzung für die zukünftigen Nachkommen besonders hohe Leistungen in Aussicht stellen. Das hat schwindelerregende Inzuchtwerte zur Folge. Die heutige Zucht auf maximale Milch- oder Fleischerträge hat große Verluste in der genetischen Vielfalt ausgelöst, weil nur wenige Hochleistungsrassen des vielfältigen Rindergenpools den strengen Ansprüchen der leistungsorientierten Nutztierhaltung genügen. Viele alte Rinderrassen sind bereits verloren.

Eine Milchkuh auf einer Wiese
Milchrinder sind genetisch dazu veranlagt, alle Energie in die Milchproduktion zu stecken, setzen dagegen kaum kein Fleisch an. Jede zweite Milchkuh ist in Deutschland mager, weil ihre hohe Milchproduktion nicht durch das Futter gedeckt ist. © Foto: Clara/stock-adobe.com

Haltungsbedingungen 

Milchkühe leben in Deutschland überwiegend in ganzjähriger Stallhaltung. 2019 kamen nur noch 31 Prozent der Milchkühe in den Genuss der Weidehaltung – und dann häufig auch nur für wenige Stunden in den Sommermonaten. Über 87 Prozent werden zumindest in offenen Laufställen gehalten, in denen sie sich, je nach Größe des Stalles, mehr oder weniger gut, frei bewegen und sich mit ihren Artgenossen austauschen können. Die Anbindehaltung wird noch immer von rund 11,5 Prozent der Milchviehbetriebe betrieben da sie insbesondere von kleinen Betrieben praktiziert wird, die alte Ställe mit der früher dominierenden oder durch zentrale Dorflage einzig mögliche Anbindehaltung nutzen. Mit durchschnittlich 15 Monaten werden Jungkühe als sogenannte Färsen das erste Mal künstlich besamt – damit sie nach neunmonatiger Trächtigkeit mit ihrem ersten Kalb beginnen Milch zu geben. Etwa 90 Prozent der Milchkühe in Europa werden an Stelle des Natursprunges durch einen Bullen künstlich besamt. Zum einen, weil das Verletzungsrisiko für die Kühe groß ist und zum anderen, weil mit der künstlichen Besamung Zuchtbullen zielgerichtet eingesetzt werden können. Zudem kann aus dem Besamungstermin der Stichtag der Geburt berechnet werden. Nach der Kalbung wird das Kalb meist unmittelbar von der Mutter getrennt und an Stelle der Mutterkuh durch den Tierhalter getränkt. Mit der ersten Kalbung beginnt die Kuh Milch zu geben und befindet sich in ihrer ersten Laktation, dem Zeitraum des Milchflusses. Damit der Milchfluss bis auf kurze Unterbrechungen nie zum Erliegen kommt und konstant eine hohe Milchmenge produziert wird, wird die Kuh bereits durchschnittlich zwei Monate nach der Kalbung neu besamt und trägt somit in der Zeit des Milchflusses bereits das nächste Kalb aus. Rund zwei Monate vor der nächsten Kalbung der Landwirt/die Landwirtin die Kuh „trocken“: die Kuh wird nicht mehr gemolken, darf sich dafür zwei Monate regenerieren und wird angepasst an die pausierende Milchproduktion gefüttert. Kurz vor der Kalbung kommt die Kuh dann in die Abkalbebox. Nach der Geburt und Trennung vom Kalb wird sie wieder zurück in die laktierende Herde gebracht und der Melkturnus beginnt von neuem.  Milchkühe werden für gewöhnlich zwei- bis dreimal am Tag gemolken und geben in der Laktationsspitze bis zu 60 Liter oder mehr Milch an einem Tag – das entspricht einem pausenlosen, lebenslangen Hochleistungssport. 

Ganzjährige Stallhaltung und Anbindehaltung 

Milchrinder im Laufstall © Foto: Agrarmotive/stock-adobe.com

Milchkühe als Weidetiere sehen zu ihren Lebzeiten nur selten eine Wiese und verbringen häufig ihr Leben lang im Stall. Dies ist nicht artgemäß – Kühe gehören auf die Weide! Die ganzjährige Stallhaltung belastet die Kühe, indem sie als sehr neugierige Tiere kaum Außenreize haben und ihre Umgebung nur begrenzt erkunden können. 

Die Anbindehaltung widerspricht gänzlich den arteigenen Bedürfnissen: Die Tiere stehen zum Fressen, Liegen, Urinieren und Koten auf derselben Stelle und können sich weder säubern, scheuern noch gegenseitig belecken. Des Weiterenkönnen sie ihre Umgebung nicht erkunden, ihrem natürlichen Fortpflanzungsverhalten nicht nachkommen und keinerlei soziales Verhalten ausüben. Somit kommt die wissenschaftliche Auseinandersetzung zu dem Konsens, dass die Anbindehaltung ein tierungerechtes Verfahren darstellt, da es das arteigene Verhalten der Tiere massiv einschränkt. Selbst der Bundesrat hat 2016 die ganzjährige Anbindehaltung als tierschutzwidrig bewertet, dennoch erfolgte bislang keine Umsetzung eines gesetzlichen Verbotes durch die Bundesregierung (Stand 15.09.2023). Fast mehr als 11 Prozent aller Milchkühe in Deutschland werden in überwiegend ganzjähriger Anbindung gehalten.

Doch auch Laufställe führen häufig zu Stress für das Tier: Zu schmale Gänge und das Verhältnis von Fress- und Liegeplätzen unter 1:1 (relativ zu Tierzahlen) belasten die Kühe und führen zu Konkurrenzdruck am Futtertisch sowie zu unzureichenden Erholungsphasen in der Liegebox. Der Liegebereich sollte allen Kühen zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung stehen und ihnen einen hohen Liegekomfort und ausreichend Bewegungsfreiheit schenken.  Leider sind Liegeboxen häufig zu klein, unzureichend eingestreut oder sind nur mit einer dünnen Gummimatte ausgelegt. Günstiger sind großzügige Tiefstreu- und Tretmistliegeboxen zu bewerten, welche den Kühen durch ein Gemisch aus Stroh, Sand, Rinden und Mist eine weiche Unterlage bieten, welche die Gelenke, das Euter und die Klauen entlastet und der Kuh einfach eine gemütliche Liegebox bietet. Entscheidend ist auch, dass die Kuh beim Niederlegen und Aufstehen ausreichend Platz hat, um den klassischen Ausfallschritt sowie den Kopfschwung auszuführen, ohne sich am Nacken oder an den Gelenken zu stoßen. Kritisch ist auch die unzureichende Säuberung der Spalten von Kot und Urin, indem die Bewegungssicherheit und die Klauengesundheit der Tiere beeinträchtigt werden. Die ganzjährige Stallhaltung lässt den Rindern zudem zu wenig Raum für das Ausleben ihrer sozialen Bedürfnisse. Anstatt die Haltungsbedingungen nach den Bedürfnissen des Rindes auszurichten, werden die arteigenen Bedürfnisse untergeordnet und die Tiere an die Haltungsverfahren und wirtschaftlichen Regeln der Milchwirtschaft angepasst. 

Nicht tierphysiologisches Futter 

Kühe sind mit ihren vier Mägen zur Verwertung der faserreichen Gräser und Kräuter befähigt. Die auf eine hohe Milchleistung gezüchteten Kühe benötigen allerdings sehr energiereiches Futter. In der modernen Milchviehhaltung bekommen sie daher nur einen Teil Gras oder Grassilage und zusätzlich zucker- und proteinreiche Maissilage sowie Eiweißkonzentrate wie Raps- und Sojaschrot, welche jedoch weniger der Kuh als Wiederkäuerin gerecht werden. Dennoch ist eine ausgeglichene Futterration für das Wohlergehen der Rinder entscheidend, ansonsten reagieren die Tiere mit Stoffwechselproblemen und Verhaltensanomalien/ Stereotypien wie dem Zungenrollen. Auch durch dieses spezielle, auf Hochleistung angepasste Futterregiment hat sich die ganzjährige Stallhaltung von Milchkühen heute als Standard der konventionellen Haltung durchgesetzt.

Ein frisch geborenes Kalb
neugeborenes Kälbchen © Foto: Fotolyse/stock-adobe.com

Trennen von Kuh und Kalb 

In der modernen Landwirtschaft, konventioneller sowie ökologischer Natur, ist die gängige Praxis Kuh und Kalb unmittelbar nach der Kalbung voneinander zu trennen. Den Rindern wird damit ein Teil ihres natürlichen Verhaltensrepertoires genommen: Sie können die intensive Bindung zwischen Kuh und Kalb nicht ausleben, Mutterinstinkte werden unterdrückt und den Kälbern wird die mütterliche Fürsorge verwehrt.

Enthornen der Tiere 

Der Großteil der Rinder in Deutschland wird an das knappe Platzangebot und das Haltungsverfahren angepasst, indem die Tiere mit wenigen Lebenswochen die Hornanlagen verödet bekommen und der Hornbewuchs damit ausbleibt. Das Enthornen fügt den Kälbern starke Schmerzen zu. Obwohl das Enthornen eigentlich nur unter Betäubung und Schmerzmittelgabe erfolgen darf, wird in der Praxis das Veröden mit einem glühenden Brennstab bei Kälbern unter sechs Wochen häufig auch ohne eine hinreichende Schmerzlinderung durchgeführt. Die Hauptargumente für das Enthornen sind, dass sich die Rinder auf diese Weise bei Rangkämpfen und auch den Tierhalter/die Tierhalterin nicht verletzen können. Die Halter:innen horntragender Rinder weisen jedoch darauf hin, dass sich bei ausreichendem Platzangebot sowie bei einem gesamten Hornbewuchs der Herde und damit gleichen Kampfbedingungen keine erhöhte Aggressivität darstellt. Wieder löst sich die Problematik, wenn die Tiere nicht in eine Haltungsbedingung gezwängt werden, sondern ihnen ausreichend Platz eingeräumt wird, sodass sie Rangkämpfen aus dem Weg gehen können ohne Verletzungen davonzutragen. 

PROVIEH fordert 

  • Weidehaltung

Kühe sind natürliche Weidegänger und ihre natürliche Futtergrundlage sowie ihr natürlicher Lebensraum ist das Grünland. 

  • Mehr Platz und Bewegungsfreiheit

Großzügige Lauf- und Liegebereiche sowie ein Tier-Liegeplatz und Fressplatzverhältnis von 1:1 sollten gesetzlich verpflichtend sein! Sollte einem Betrieb aufgrund einer dichten Besiedelung oder wegen unzureichenden betriebsnahen Flächen kein Weidegang möglich sein, bedarf es zumindest eines Laufhofes sowie eines großzügigen Platzangebotes im Laufstall. 

  • Konsequentes Verbot der Anbindehaltung

Eine für PROVIEH längst überfällige Forderung ist das Verbot der Anbindehaltung. Die Politik sollte einen zuverlässigen Ausstiegsplan für die praktizierenden Landwirt:innen schaffen und diese finanziell beim Um- und Ausbau unterstützen. 

  • Das Horn gehört zum Wesen des Rindes

Das Enthornen ist ein starker Einschnitt in das Wesen des Tieres und bedeutet immensen Stress und Schmerz für das junge Kalb. Wir lehnen das Enthornen grundsätzlich ab und verlangen eine Anpassung der Haltungsbedingungen. Bis zur Umsetzung ist die minimale und überfällige Anforderung im Falle eines Enthornens von Kälbern ein umfassendes und gesetzlich vorgeschriebenes Konzept zur Betäubung und Schmerzlinderung der Behandlung. Hier sind gesetzliche Anpassungen in Planung (Stand 09.2023).

  • Breitere Zuchtziele

Rückkehr zum Zweinutzungsrind: Anstatt der bei Rassen wie Holstein Friesian als Qualzucht einzustufenden primären Zucht auf hohe Milchleistungen sollten Eigenschaften wie Gesundheit, Langlebigkeit, Robustheit gegenüber Umweltveränderungen sowie gute Muttereigenschaften für die Förderung der kuhgebundenen Kälberhaltung stärker im Vordergrund der Zuchtausrichtung stehen. 

  • Artgemäßes Futter

Rinder als Wiederkäuer und Weidegänger sind artgemäß auf eine Fütterung von Gras und Kräutern ausgerichtet. Daher ist streng genommen nur eine Fütterung mit frischem Gras und Kräutern sowie Gräsern und Heu als artgemäß zu bewerten. Allerdings kann eine verhältnismäßige Fütterung zusätzlich mit Mais und regionalen Eiweißkomponenten wie Raps oder Leguminosen als Kompromiss der modernen Milchviehhaltung notwendig sein. Somit spricht sich PROVIEH eindeutig für die Heumilch aus, die ausschließlich Grünfutter als artgerechtes Futter einsetzen, akzeptiert jedoch regionale, verhältnismäßige Anteile von Kraftfutter in der Fütterung.

– Kuhgebundene Kälberaufzucht

Zur artgemäßen Milchviehhaltung gehört die gemeinsame Aufzucht von Kühen mit ihren Kälbern oder zumindest an Ammenkühen. 

Die kuhgebundene Kälberaufzucht macht in der Milchviehhaltung eine kleine Nische mit großem Tierwohl-Potenzial aus. Daher setzt sich PROVIEH für diese Haltungsform ein und hat sich dem Thema mit der Kampagne „KUH & KALB“ angenommen.

Hier finden Sie unseren Text über Milchkühe auch noch einmal mit Quellenangaben als pdf-Datei zum Download:

Milchkühe PDF
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