Ende der Käfighaltung – kein Hinweis auf ein Verbot im Arbeitsplan der EU
Tierschutzorganisationen erklären sich „kampfbereit“
Pressemitteilung
22.10.2025: Die Europäische Kommission nimmt die Überarbeitung der Tierschutzvorschriften nicht in das gestern (21. Oktober 2025) veröffentlichte Arbeitsprogramm für 2026 auf – es sollte eigentlich ein Verbot der Käfighaltung beinhalten. Zahlreiche Tierschutzverbände äußern sich besorgt und versprechen Widerstand gegen diese Entscheidung.
Die einzige im Arbeitsprogramm 2026 angekündigte Maßnahme zugunsten des Tierschutzes ist nicht legislativer Natur und betrifft die „Tierhaltung, einschließlich Tierschutzaspekte”. Der Schritt der EU-Kommission steht im Widerspruch zu der mehrfach bekräftigten Zusage des Kommissars für Gesundheit und Tierschutz, Olivér Várhelyi, bis 2026 das lang erwartete Paket von Legislativvorschlägen zu diesem Thema vorzulegen.
PROVIEH, als Teil der Koalition End the Cage Age, kommentiert: „Die Europäische Kommission hat mehrfach bekräftigt, bis Ende 2026 einen Vorschlag zur Abschaffung der Käfighaltung vorzulegen – entsprechend der in der Europäischen Vision für Landwirtschaft und Ernährung vorgegebenen Linie. Umso bedauerlicher ist es, dass dieser Vorschlag im aktuellen Arbeitsprogramm nicht enthalten ist. Das sendet ein beunruhigendes Signal an Millionen europäische Bürgerinnen und Bürger, die erwarten, dass die EU ihre Zusagen einhält. PROVIEH appelliert an die Kommission, ihr Versprechen einzulösen und keine weiteren Verzögerungen zuzulassen.“
Hintergrund
In der Europäischen Union verbringen jedes Jahr etwa 300 Millionen „Nutztiere“ einen Großteil oder ihr gesamtes Leben in Einzelkäfigen oder Einzelbuchten. Hühner und Kaninchen beispielsweise werden auf einer Fläche von der Größe eines A4-Blattes gehalten. Sauen müssen ihre Jungen in Käfigen säugen, die so eng sind, dass sie sich nicht einmal umdrehen können. Enten und Gänse werden in Käfigen gehalten, wo sie zwangsgefüttert werden, um Foie gras (Leberpastete) zu produzieren.
2021 sammelte die Europäischen Bürgerinitiative (EBI) End the Cage Age, mit Unterstützung einer Koalition von 170 Verbänden unter der Koordination von Compassion in World Farming (CIWF) 1,4 Millionen beglaubigte Unterschriften. Durch den Erfolg der Initiative wurden die Brüsseler Politiker:innen verpflichtet, sich mit der gängigen Praxis der Käfighaltung in der EU auseinanderzusetzen und dazu eine Stellungnahme abzugeben.
Die EU-Kommission hatte sich öffentlich verpflichtet, bis Ende 2023 einen Legislativvorschlag zur Abschaffung der Käfighaltung in der Tierhaltung vorzulegen. Jedoch kam die EU-Regierung dieser Verpflichtung nicht nach. Als Reaktion auf diesen Kurswechsel reichte 2024 das Bürgerkomitee, das die EBI initiiert hatte, beim Europäischen Gerichtshof Klage gegen die EU-Kommission ein und forderte die Veröffentlichung eines neuen, klaren Zeitplans für die Vorlage von Vorschlägen.
„Da die Legislativreform im Arbeitsprogramm fehlt, wird das Ergebnis der Klage des Bürgerkomitees End the Cage Age gegen die Europäische Kommission umso wichtiger. Es ist an der Zeit, den Worten Taten folgen zu lassen. Wir werden zwar weiterhin mit der Kommission an den Reformen arbeiten, aber wir werden auch öffentlich mit unserer Kampagne dafür kämpfen, dass sie ihre Versprechen einhalten – bis jeder Käfig leer ist.“, so die EBI End the Cage Age.
Das Verbot der Käfighaltung findet breite Unterstützung in der Öffentlichkeit, wie eine aktuelle Eurobarometer-Umfrage zeigt: Rund 89 Prozent der EU-Bürger sind der Meinung , dass „Nutztiere“ nicht in Einzelkäfigen gehalten werden.
Ansprechperson PROVIEH e.V.
Kathrin Kofent
Fachreferentin für Tiere in der Landwirtschaft
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