Die Moorschnucke

Die Moorschnucke, die auch Weiße hornlose Heidschnucke genannt wird, gehört zu den gefährdeten “Nutz”tierrassen. Ihr Name gibt einen Hinweis auf die Landschaft, in der sie hauptsächlich verbreitet ist, denn sie wird und wurde oftmals in moorreichen Gegenden gehalten. Sie zeichnet sich besonders durch ihre Trittsicherheit im Moor aus; Nässe und sogar knietiefes Wasser stören diese widerstandsfähige Schnucke nicht, selbst aus Moorlöchern kann sie sich eigenständig befreien.

Herkunft und Verbreitung

Moorschnucken beim Fressen
Foto: © Anke-Goertsches

Schnucken zählen zu den ältesten Schafrassen in Mitteleuropa. Bereits seit dem 14. Jahrhundert werden sie in den Moorniederungen von Nord- und Mitteldeutschland gehalten. Ihr ursprünglicher Lebensraum liegt im südlichen Niedersachsen im Landkreis Diepholz zwischen Bremen und Osnabrück. Hervorgegangen sind die Weißen hornlosen Heidschnucken zusammen mit den Weißen gehörnten Heidschnucken aus der Grauen Heidschnucke. Weiße Schnucken kamen zu Beginn des 19. Jahrhunderts vermutlich nur sehr selten vor, denn in Aufzeichnungen dieser Zeit werden hauptsächlich die Grauen Heidschnucken erwähnt. Dies änderte sich im Verlauf des Jahrhunderts jedoch schnell, höchstwahrscheinlich durch die Einkreuzung einer hornlosen schlichtwolligen Landschafrasse. Bereits seit 1900 wurden die Graue und die Weiße Heidschnucke als zwei separate Schafrassen betrachtet. Wurde bei den weißen Rassen zunächst nicht zwischen gehörnt und hornlos unterschieden, nannte der Verband der Schafzuchtvereine/Stade die Weiße hornlose Heidschnucke das erste Mal im Jahr 1920 als eigene Rasse. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren Moorschnucken die häufigste Schafrasse im norddeutschen Raum. Da die Beweidung der Moore jedoch unrentabel wurde, wuchs der Bestand an reinen Fleischschafrassen und der Bestand an Moorschnucken ging radikal zurück. Allein engagierten Züchter:innen ist es zu verdanken, dass dieser langsam wieder steigt. 

Hervorragende Naturschützer und Landschaftspfleger 

Eine Moorschnucke mit Lamm auf dem Rücken
Foto: © Anke-Goertsches

Viele Jahrhunderte lang waren Heidschnucken die wichtigste Haustierart in ihrem Verbreitungsgebiet und lieferten ihren Halter:innen nicht nur Wolle, sondern auch Fleisch sowie Dung für die Ackerflächen. Da sie sehr genügsam und anspruchslos sind, schafften die Schnucken es seit jeher, von dem eingeschränkten Nahrungsangebot der kargen Böden und Heideflächen zu leben und beweideten Moor- und andere Feuchtgebiete. Auch heutzutage kommt die Moorschnucke vor allem in Nord- und Mitteldeutschland vor und ist in Hochmoorgebieten oder auf Magerwiesen anzutreffen. In Herden ziehen sie durch Sümpfe und Feuchtgebiete und ernähren sich unter anderem von jungen Birken, Moosen, Pilzen, Heidekraut, Sauergräsern und Beerensträuchern. Dadurch tragen sie zur Offenhaltung der Moorflächen, zu deren Renaturierung und Erhalt bei, was sie zu hervorragenden Natur- und Klimaschützern sowie Landschaftspflegern macht. Kaum eine andere Tierrasse ist zur Beweidung derartiger Gebiete so gut geeignet wie die Moorschnucke. 

Darüber hinaus zeichnen sich Moorschnucken durch gute Muttereigenschaften aus. Sie sind fruchtbar und kümmern sich fürsorglich um ihren Nachwuchs, der meistens aus zwei Lämmchen besteht.  

Steckbrief

Ausgewachsene Böcke kommen auf eine Schulterhöhe von etwa 55 bis 60 cm und auf ein Gewicht von 60 bis 70 kg. Die Mutterschafe sind mit einer Widerristhöhe von 45 bis 50 cm etwas kleiner und wiegen zwischen 40 und 50 kg. Damit gehören Moorschnucken zu den sehr kleinen Landschafrassen und sind eine der leichtesten deutschen Schafrassen. Sie zeichnen sich durch einen feinen Knochenbau mit einem kleinen länglichen Kopf und schräg aufwärts stehenden Ohren aus. Sowohl die weiblichen als auch die männlichen Tiere sind hornlos. Die Wolle der Schnucken ist rein weiß und mischwollig grob, sodass sie sich nicht unbedingt für die Herstellung von Kleidung eignet. 

Thora Panicke