Das Glanrind

Jedes Jahr gibt die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) eine Rote Liste heraus, die den Status der Gefährdung von Nutztierrassen aufzeigt. Das Glanrind befindet sich mit vier weiteren Rinderrassen in der zweithöchsten Gefährdungsstufe (Kategorie II) und gilt somit als stark gefährdet.

Haltung

Ein liegendes Glanrind auf einer Weide
Elegant und schön – das Glanrind © Marita Schmidt/die Daellerin

Das Glanrind – ein robustes Dreinutzungsrind mit sanftem Gemüt –verbringt gerne das ganze Jahr im Freien. Dazu benötigt es nur einen Unterstand zum Schutz gegen Wind und Wetter. Glanrinder eignen sich besonders für eine extensive Nutzung, denn sie sind genügsame Futterverwerter, die besonders gut auf ertragsarmen, schwer zu bewirtschaftenden Flächen gehalten werden können.  Das Glanrind kann als Milch- und Fleischrind gehalten werden, und wird ebenfalls in der Landschaftspflege eingesetzt. Früher wurden die Tiere oft als Arbeitsrinder im Ochsengespann genutzt, denn sie sind leistungsfähige Zugtiere. Heute werden die Tiere aber vorwiegend zur Fleischerzeugung gehalten.

Herkunft

Seine Existenz hat das Glanrind Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken zu verdanken, der 1773 in seiner „Körverordnung“ festlegte, dass das vorhandene „rote Landvieh“ (Pfälzer Landvieh) durch die „Hereinnahme“ der Simmerthaler Rinder und der „graubraunen Rasse“ (Berner Gebirgsvieh) verbessert werden sollte. Ursprünglich gab es zwei verschiedene Schläge: Im Glantal das „Glanrind“, ein leichterer, milchergiebiger, einfarbiger Rindviehschlag und am Donnersberg der „Donnersberger“, ein schwereres, grobknochiges, geschecktes Arbeitsrind. Die Zuchtgebiete der beiden Schläge lagen sehr nah beieinander, so dass es noch im 19. Jahrhundert zur Vereinigung beider Schläge kam. Durch die effektive Arbeit von zwei Zuchtverbänden, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wurden, gab es in den 1950er Jahren einen Höchstbestand von 400.000 Tieren. Doch nur ein paar Jahrzehnte später wäre das Glanrind fast ausgestorben. 1980 war das „Glanblut“ weitestgehend ausgemerzt, da das es mit dem Roten Dänischen Milchrind gekreuzt wurde, um eine Rasse mit höherer Milchleistung zu bekommen. Sieben Bauern ist es zu verdanken, dass es das Glanrind heute noch gibt. Sie beschlossen 1984 die Rasse zu erhalten. Es wurden noch zwei reinrassige Glankühe sowie 25 zuchttaugliche Tiere gefunden und in ein Erhaltungszuchtprogramm eingebunden.
Das Glanrind stammt also aus dem heutigen Rheinland-Pfalz, wo sich immer noch ungefähr die Hälfte des heutigen Bestandes finden lässt. Die anderen Tiere stehen überwiegend im Saarland und in Nordrhein-Westfalen. 2018 umfasste der Bestand laut GEH wieder 989 Kühe und 90 Bullen. 

Steckbrief

Glanrind © Marita Schmitt/die Daellerin

Das Glanrind ist ein gut bemuskeltes Dreinutzungsrind, das über die Merkmale eines Höhenrindes verfügt: Es ist robust, genügsam und langlebig. Es hat ein schönes einfarbig hellgelbes Fell und ein helles fleischfarbenes Flotzmaul. Die Hörner mit teilweise dunklen Spitzen sind nach vorn gewunden und oft abwärts geneigt. Das Glanrind hat einen hohen Schwanzansatz mit einem langen und breiten Becken. Die Klauen sind dunkelbraun oder gelb. Glankühe erreichen eine Widerristhöhe von 135-140 Zentimeter, während die Bullen sogar ein Stockmaß von 140-145 Zentimeter und ein Gewicht von 1000-1200 Kilogramm erreichen. Die Kühe sind mit 600-750 Kilogramm sehr viel leichter.

Die Glankuh zeichnet sich durch eine hohe Fruchtbarkeit, Leichtkalbigkeit und sehr gute Muttereigenschaften aus. Durch die hohe jährliche Milchleistung der Mutterkühe von 4.000 bis zu 5.000 Kilogramm Milch mit einem Fettanteil von über vier Prozent Fett wachsen in der Mutterkuhhaltung besonders kräftige Kälber heran.

Ein Glanrind, das in Ruhe auf der Weide wachsen darf, ist bei Fleischliebhabern hauptsächlich aufgrund seines besonders wohlschmeckenden Fleisches mit geringem Garverlust beliebt, und mit dem Fleisch von einem Rind aus der Massentierhaltung nicht zu vergleichen.

Sandra Lemmerz