Der Poitou-Esel und der Katalanischer Riesenesel
Als Esel noch wertvolle Arbeitstiere in der Landwirtschaft und wichtige Vererber in der Maultier-„Produktion” waren, hatte die Zucht reinblütiger Eselrassen eine hohe Bedeutung. Maultiere sind Kreuzungen von Eselhengst und Pferdestute. Die Nachkommen von Pferdehengst und Eselstute werden als Maulesel bezeichnet. Pferde, Zebras und Esel bilden die kleine Familie Equidae (Pferdeartige), die zur Ordnung der Unpaarhufer zählt. Die acht Arten einhufiger Säugetiere sind in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet auf Afrika und Asien beschränkt.
Seitdem das Wildpferd vom Menschen domestiziert worden ist, sind Pferde überall auf der Welt zu finden. In freier Wildbahn leben alle Pferdeartigen in umherziehenden Herden. Gras ist der Hauptbestandteil ihrer Nahrung. Der Nubische Wildesel wird gemeinsam mit dem Nordafrikanischen Wildesel als Stammform der Hausesel angesehen. Was in der Natur unterschiedliche Lebensräume und Verhaltensweisen verhindern, hat durch den Menschen forciert, bei Hauseseln und Hauspferden durchaus Erfolg. Die Nachkommen aus einer Verbindung dieser unterschiedlichen Arten sind fast immer unfruchtbar. Erbliche Unfruchtbarkeit der Maultiere einerseits, ihre vom Esel ererbte Genügsamkeit, ihr ruhiges Temperament und die Ausdauer und Kraft des Pferdes andererseits, führten zu einer hohen Nachfrage nach Maultieren.
Esel-Rassen-Züchtung wurde und wird hauptsächlich in Spanien, Italien und Frankreich betrieben. Staatlich anerkannte Zuchtbücher existieren fast ausschließlich für Großesel (über 135 cm Widerristhöhe). Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. bezeichnet alle Riesenesel- Rassen als vom Aussterben bedroht.
Seit 1884 existiert das älteste ununterbrochen geführte Zuchtbuch für die Poitou-Esel. Die Zuchttiere wurden nicht zur Arbeit herangezogen. Sie dienten ausschließlich als Vererber in der Maultierproduktion (s.o.). Die Anpaarung erfolgte mit einer kräftigen Kaltblut-Pferderasse, dem Mulassier-Pferd. Ein Rassemerkmal der Poitou-Esel ist neben ihrer stattlichen Widerristhöhe von bis zu 150 cm ein langes Fell. Ungekämmt verfilzt das Fell zu Strähnen und Platten und gibt den ohnehin imposanten Tieren ihr verwegenes Aussehen.
Die stämmig und massiv gebauten Esel erreichen Körpergewichte von 350 bis 380 kg. Sie sind trotz ihres robusten Äußeren recht empfindlich und mit erblich bedingten Krankheiten belastet. Da diese Schwächen und Krankheiten fast nie auf die mit Eselhengsten gezüchteten Hybriden übertragen wurden, war der Gesundheitszustand der Zuchtesel ohne Bedeutung. Beim Baudet du Poitou sind deshalb bei fast allen Blutlinien instabile Gelenke anzutreffen. Probleme mit der Muskulatur, Sehnenschwäche, zu kurze Sehnen, schlechte Gliedmaßenstellung, Bockhufe, Karpfenrücken und Zahnfehler belasten diese älteste Riesenesel-Rasse.
Wichtig für die Züchter waren schwere Knochen, ein großer Brustkorb und die langen Haare als Erkennungsmerkmal. Will man diese Rasse erhalten, sollten alle Anstrengungen unternommen werden, um die erblich bedingten Krankheiten und Schwächen auszumerzen. Gesundheit und Widerstandskraft müssen zum Zuchtziel werden, um den Poitou-Rieseneseln ein mit Schmerzen und Leiden verbundenes Leben zu ersparen.
Der Katalanische Riesenesel, der mit einem Stockmaß von bis zu 160 cm als größter Esel bezeichnet werden kann, war früher ein unverzichtbares Nutztier in der Land- und Forstwirtschaft Spaniens. Auch er wurde zur Maultierzucht eingesetzt. Das Gewicht beträgt zwischen 350 bis 380 kg. Die Esel haben einen schmalen langgestreckten und dennoch harmonischen Körperbau mit kräftigen Gliedmaßen.
Die katalanischen Riesenesel wurden in vielen Ländern zur Veredelung bodenständiger Rassen eingesetzt. Der Katalane gilt als temperamentvoll, edel, arbeitsfreudig, ausdauernd und kräftig. Bedauerlicherweise ist der geschätzte Bestand reinblütiger Tiere auf heute nur noch etwa 150 Exemplare geschrumpft.
Janet Strahl