Das Altwürttemberger Pferd

Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) kürte das Altwürttembergische Pferd 2018 zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“. Die Rasse ist in der Roten Liste als „extrem gefährdet“ eingestuft. Die Altwürttemberger gelten als elegante und widerstandsfähige Kraftpakete, die dem Trend zum eher hoch- und feingliedrigen Pferdertypus getrotzt haben. Vertreter dieser Rasse eignen sich für alle Sparten des Reitsportes sowie für den Fahrsport. Altwürttemberger sind arbeitswillig und gutmütig und dadurch wahre Allroundtalente. Sie tragen heutzutage sowohl als treue Freizeitbegleiter wie auch im Sportbereich bis Leistungsklasse L ihre Reiter:innen zuverlässig ans Ziel. Ebenso als Therapie-, Voltigier- und Kutschpferde sind sie perfekte Begleiter.

Porträt des Altwürttemberger Pferds

Zuchtgeschichte des Altwürttemberger Pferdes

1866 hatte König Wilhelm der Erste von Württemberg das „Rosseparlament“ einberufen und dort den Grundstein für diese Warmblutrasse gelegt. Ein vielseitiges Wirtschaftspferd im Typ des „Artilleriestangenpferdes“ (das Stangenpferd geht bei Vier- und Mehrspännern direkt vor dem Wagen) sollte gezüchtet werden. Die Zucht wurde im Haupt- und Landesgestüt Marbach aufgenommen. Zunächst durch fehlende Fachkenntnis behindert, gelang es schließlich einem Zuchtmeister den späteren Altwürttemberger zu züchten. Anglo-Normannische, Ostpreußische und in geringerem Maße Oldenburgische Pferde flossen in die Zucht des Altwürttemberger Pferdes ein. Der Anglo-Normannenhengst „Faust“ gilt als Stammvater der Zucht. 1895 wurde schließlich das erste Gestütsbuch für diese Rasse angelegt. Die wichtigen Zuchtgebiete waren das Württembergische Oberland sowie Hohenzollern und darüber hinaus auch die Gegenden um Ludwigsburg, Leonberg, Herrenberg, Esslingen und Göppingen. Die robusten Pferde arbeiteten schon bald wochentags in der Landwirtschaft und wurden an Sonn- und Feiertagen geritten oder zogen die Kutsche. Dieser Umstand der vielfältigen Nutzung brachte ihnen die Bezeichnung „Herr und Bauer“ ein.

Verdrängung durch Maschinen

Zwei Pferde vor einer Kutsche, historisches Foto

Die Mechanisierung in der Landwirtschaft in den 1950er Jahren hatte einen rasanten Rückgang der Nachfrage nach Arbeitspferden zufolge. Die Stellung des Pferdes änderte sich allmählich zu einem Reit- und Freizeitbegleiter. Damit ging eine Wiederbelebung der Pferdezucht mit neuer Ausrichtung einher. Da eher feingliedrigere Reitpferde gefragt waren, setzte auch beim Altwürttemberger eine Verdrängungszucht ein.

Rettung

Zwei Pferde vor einer alten Landmaschine

Glücklicherweise konnte die Rasse in ihrer Ursprünglichkeit durch den „Verein zur Erhaltung des Altwürttemberger Pferdes e.V.“, der sich 1988 gründete, gerettet werden. In enger Zusammenarbeit mit den Züchtern, dem Pferdezuchtverband Baden-Württemberg und dem Haupt- und Landgestüt Marbach gelang es, den Bestand auf heute 45 eingetragene Zucht-, 60 Jungstuten sowie 12 Zuchthengste zu bringen.

Kathrin Kofent