Vorwerkhühner
Zwiehuhn nach Plan
Das Vorwerkhuhn ist ein gezielt gezüchtetes Zwiehuhn (auch: Zweinutzungshuhn). Es war Oskar Vorwerk, der auf seinem Anwesen ab 1902 mit einem Zuchtbestand von rund 300 Hühnern und professioneller Unterstützung das Vorwerkhuhn züchtete. Bevor die eigentliche Zucht begann, wurde bereits geplant, dass dieses Vorwerkhuhn mit wenig Futter viele Eier legen und auch einen guten Braten liefern sollte. Als optisches Vorbild für die Federzeichnung wurde das Lakenfelder gewählt. Vorwerkhühner haben anstelle des weißen einen satt gelb-orangenen Grundton. Für eine bessere Statur flossen Ramelsloher und für einen kräftigeren Fleischansatz Orpington Hühner ein. Später sorgten noch Andalusier für ein dichteres Untergefieder.
In nur zehn Jahren gelang Oskar Vorwerk die Zucht seiner „Vorwerkhühner“ in Othmarschen, einem heutigen Stadtteil von Hamburg. Die Rasse sollte eigentlich bereits 1912 anerkannt werden, doch aufgrund der Kriegswirren konnte dies erst 1919 geschehen. Neben der Großform gibt es auch die Zwerg-Vorwerkhühner. Diese wurden in Ostdeutschland 1956, in Westdeutschland erst 1963 anerkannt.
Durch den Krieg fast ausgestorben
Oskar Vorwerk war nicht auf Geld angewiesen und verschenkte viele Hühnervölker. Da die Vorwerkhühner für die damalige Zeit sehr wirtschaftliche Eigenschaften aufwiesen und zugleich einfach zu halten waren, verbreiteten sie sich schnell. Nach dem zweiten Weltkrieg waren jedoch nur noch zwei Hähne und 26 Hennen übrig geblieben. Zum erneuten Aufbau der Hühnerrassen wurden passende Hühner eingekreuzt. Im Jahr 1926 und erneut im Jahr 1950 wurde der „Sonderverein zur Zucht und Erhaltung der Vorwerk & Zwergvorwerkhühner“ gegründet. Weiterhin gibt es seit 1999 den „Erhaltungszuchtring für Vorwerkhühner“. Die Vorwerkhühner werden im Jahr 2018 durch die GEH (Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V ) in der „Vorwarnstufe“ geführt. Die TGRDEU (Zentrale Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen in Deutschland) zählte für 2016 mit stabiler Tendenz 802 Hähne und 3606 Hennen.
Vorwerkhühner können bei guter Pflege sehr zutraulich werden. Die adulten Tiere sind keine guten Flieger, Junghühner überwinden hingegen auch hohe Zäune. Vom Wesen sind Vorwerkhühner friedlich. Selbst die Hähne der Vorwerkhühner sind relativ friedfertig. Wachsen sie zusammen auf und haben genug Auslauf und Hennen, respektieren sie einander in den allermeisten Fällen. Vorwerkhühner können durch Räuber gut erkannt werden und sollten nicht dort gehalten werden, wo es zu viele Fressfeinde gibt. Gibt es genug Unterschlupf und einen sicheren Hühnerstall für die Nacht, dann haben auch diese Hühner deutlich bessere Überlebenschancen. Vorwerkhühner brauchen Auslauf. Wenn möglich suchen sie sich einen Großteil ihres Futters selbst.
Vorwerkhühner- Steckbrief
Bei Vorwerkhühnern sind Hennen und Hähne gleich gezeichnet, Hähne sind jedoch etwas leuchtender. Der Grundton vom Gefieder ist satt gelb-orange. Kopf, Hals und Schwanzfedern sind schwarz. Kamm, Kinnlappen und das Gesicht sind rostrot, die Augen orange-rot und die Ohrscheiben weiß. Der Kamm ist vier bis sechs Mal gezackt und von mittlerer Größe. Die nackten Beine erscheinen schieferblau. Vorwerkhühner können als mittelschwere Landhühner klassifiziert werden. Die Flügel liegen eng an. Die Hähne werden 2,5 bis 3 Kilogramm schwer, die Hennen bleiben 0,5 Kilogramm leichter. Sie sind mit ihrem dichten sowie anliegenden Gefieder wetterrobust.
Mit passender Fütterung legen Vorwerkhühner 150 bis 170 Eier im ersten Legejahr. Die cremefarbenen Eier mit relativ großem Dotter kommen auf 50 bis 60 Gramm, das Mindestgewicht für Bruteier liegt bei 55 Gramm. Vorwerkhühner werden nur gelegentlich brütig.
Robert Brungert
Weitere finden Sie unter: