Das Wyandotten-Huhn

Wyandotten werden nicht nur wegen ihres ansprechenden Äußeren, sondern auch für ihren harmonischen und friedfertigen Charakter geschätzt. Zutraulich, friedlich, robust – das sind Begriffe mit denen das Wesen der Wyandotten-Hühner von Liebhaber*innen beschrieben wird. 

Herkunft 

Ursprünglich stammen die Wyandotten aus den USA, wo sie als Zweinutzungsrasse – also zur Eier- und Fleischproduktion –  gezüchtet wurden. Einer Theorie nach erhielten die Wyandotten ihren Namen in Anlehnung an den gleichnamigen Indianerstamm aus dem Gebiet des heutigen Michigans. Frei übersetzt bedeutet das „Inselbewohner“ und war die Selbstbezeichnung der in wasser-geprägter Landschaft lebenden Indianer. Später stellte sich heraus, dass der Namensvorschlag aufgrund eines gleichnamigen Küstendampfers gemacht worden war. Ausgehend von den USA verbreitete sich die Rasse durch regen Schiffshandel schnell und gewann in vielen Ländern an Popularität. Dies galt gerade für den deutschsprachigen Raum und Großbritannien, wo durch Einkreuzung immer mehr Farbschläge entstanden. 

Die ursprünglichen Hühner sollten in der Färbung der Rasse Silber-Sebright Zwerge entsprechen, aber gleichzeitig die Größe des asiatischen Hühnertyps erreichen. Ausgangsrassen waren dabei unter anderem Hamburger Silberlack, Paduaner, Silber-Sebright, und Chittagong. Die erste offizielle Anerkennung erlangten die Züchter im Jahr 1883 mit einem silber-schwarzgesäumten Farbschlag. Der Farbschlag bezeichnet in diesem Fall die unterschiedliche Federfärbung bei Tieren innerhalb einer Rasse. Bei dem für die Wyandotten so charakteristischen silber-schwarzgesäumten Farbschlag ist jede der silberfarbenen Federn schwarz gerahmt.  

Farbvielfalt und liebevolle Glucken

Von blau, goldhalsig und goldweiß-gesäumt über silberschwarz-gesäumt, schwarz-weiß-gescheckt und rot – die Wyandotten gibt es in zahlreichen Farbschlägen, insgesamt etwa 30 Stück. Von diesen sind allerdings nur 18 vom Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter anerkannt 
Die Rasse zeichnet sich durch ihren stark ausgeprägten Brutinstinkt und die zuverlässige Kükenaufzucht der Hennen aus. Durchschnittlich legen die Hennen 180 Eier in den ersten beiden Legejahren. Im Extremfall kann der stark ausgeprägte Bruttrieb der Hennen sogar zu gesundheitlichen Schäden wie Mangelernährung führen. Halter*innen sollten dann auf ausreichend Futter und Wasser achten und den Hühnern besondere Aufmerksamkeit schenken. 

Wyandotten-Henne im Farbschlag gelb-schwarzgesäumt/ © Foto: ClaraNila - stock.adobe.com
Wyandotten-Henne im Farbschlag gelb-schwarzgesäumt/ ©ClaraNila-stock.adobe.com

Gefährdung

Erfreute sich die Hühnerrasse früher noch großer Beliebtheit, so sind die Wyandotten heute eher rar geworden. Zu sehr setzt die Massentierhaltung auf hybridisierte Rassen, als dass alte “Nutz“tierrassen noch von Interesse wären. Das ist schade, da die Wyandotten viele schätzenswerte Eigenschaften mit sich bringen. Gerade Kleinbäuer*innen, Hobbyhalter*innen und Selbstversorger*innen mit wenigen Tieren sind auch heute noch begeistert von der Legeleistung, dem schmackhaften Fleisch und der Schönheit der Tiere. Diese wird ebenfalls von Ausstellungszüchter*innen anerkannt. 
Aktuell ist die Rasse laut Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter zwar nicht gefährdet, steht aber unter Beobachtung. Für den Erhalt dieser alten „Nutz“tierrasse wurden verschiedene Sondervereine gegründet, so beispielsweise für die Zucht gesäumter Wyandotten oder gesäumter Zwerg-Wyandotten. Die kleineren und leichteren Zwerg-Wyandotten sind eine Weiterzüchtung der Wyandotten. Sie zählen zu den beliebtesten und am weitesten verbreiteten Zwerghühnern. 
2016 hat die „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V.“  535 männliche und 2.148 weibliche Tiere erfasst, wobei eine abnehmende Tendenz erkennbar ist. 


Wyandotten-Hahn
Wyandotten-Hahn im Farbschlag gold-blaugesäumt/©AdobeStock

Wyandotten: Steckbrief 

Die Augen der Wyandotten sind unabhängig von der Gefiederfarbe leuchtend orangerot. Das Gesicht ist rot und nur leicht befiedert und ihre Läufe sind gelb. 
Der Kamm – ein sogenannter Rosenkamm – ist leicht beperlt und läuft nach hinten in einen Dorn zu.  
Henne und Hahn lassen sich durch verschiedene Farbzeichnungen im Gefieder unterscheiden: Bei einfarbigen Tieren tragen die männlichen meist eine kräftigere Färbung. Bei mehrfarbigen Farbschlägen setzt sich bei den Hennen die Mantelzeichnung – also die Gefiederfärbung am Rumpf – auch im Kopf- und Halsbereich fort, wohingegen bei den Hähnen eine klare Abgrenzung zu sehen ist. 
Die Tiere sind üppig befiedert, was ihnen ein plumpes Aussehen verleiht. Henne und Hahn weisen einen stumpfen Abschluss der leicht ansteigenden Rückenlinie auf. Auffallend ist, dass die Hähne aufgrund ihrer stark gekrümmten und kurzen Sichelfedern nicht den sonst so typischen Hahnenschweif tragen. Bei den Hennen sieht der Schwanz von hinten wie ein umgedrehtes „V“ aus. Laut Zuchtziel sollen die Tiere zudem eher hoch als breit sein.  Hennen erreichen ein Gewicht zwischen 2,5 bis 3 Kilogramm, die Hähne werden etwa 3,4 bis 3,8 Kilogramm schwer.  


Marie Riethmüller