Das Sachsenhuhn

Ein Landhuhn für kleinbäuerliche Höfe

Wie der Name schon erkennen lässt, hat das Sachsenhuhn seinen Ursprung in Sachsen, genauer gesagt im Erzgebirge. Zum Ende des 19. Jahrhunderts sollte die Bevölkerung ihren Bedarf an Geflügelfleisch und Eiern selbst sichern können. Deshalb wurde bei der Zucht das Hauptaugenmerk nicht auf äußerliche Merkmale gerichtet, sondern auf Genügsamkeit, Robustheit und Angepasstheit an die Kargheit und das raue Klima im Erzgebirge. Um 1880 gelang die Zucht des angestrebten Landhuhns. Die Ausgangsrassen waren schwarze asiatische Langschan und die aus dem Mittelmeer stammenden schwarzen Minorkas. Durch die spätere Einkreuzung des Sumatra Huhns wurde die Größe von Kamm und Kehllappen verringert, damit Erfrierungen bei Frost vermieden werden.

Ein Sachsenhahn vor blauen Hinterrund
Ein Sachsenhahn ©SachenhuehnerVerein

Ein Huhn vereint Ost- und Westdeutschland

1884 wurden bereits erste Tiere der neuen Züchtung vorgestellt, doch es dauerte noch 30 Jahre, bis 1914 das schwarze Sachsenhuhn erstmalig als Rasse anerkannt wurde. Mit der Gründung des Vereins „Sachsen- und Zwergsachsenhuhn e.V.“ im Jahr 1921 wurde die züchterische Arbeit zielgerichtet vorangetrieben. 1923 kamen der gesperberte und der weiße Farbschlag auf. Bis zum Zweiten Weltkrieg war das Sachsenhuhn auf fast jedem Gutshof im Erzgebirge verbreitet. Doch der Bestand schrumpfte schon während des Zweiten Weltkrieges auf einen kleinen Rest hauptsächlich schwarzer Sachsenhühner. Die anderen Farbschläge und die Zwergform verschwanden fast völlig. Auch die Teilung Deutschlands erschwerte den Erhalt der Rasse. Man kann von Glück sprechen, dass das Sachsenhuhn sowohl im Westen als auch im Osten Deutschlands Liebhaber gefunden hatte. Im Westen gründete sich der Sonderverein (SV), im Osten etablierte sich die Spezialzuchtgemeinschaft (SZG). Beide Vereine kümmerten sich um den Erhalt und die Vergrößerung der Restbestände des Sachsenhuhns. In den 1960er Jahren gelang in der Oberlausitz die Zucht gelber Sachsenhühner. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands schlossen sich die beiden Vereine zusammen und wählten als Vereinsnamen den ursprünglichen Titel von 1921. Leider hat die Genügsamkeit des Sachsenhuhn dessen Erhalt als Wirtschaftshuhn erschwert, denn es konnte nicht konkurrieren mit den Leistungen „moderner“ Importrassen wie Leghorn und New Hampshire, die viel Futter in viel Leistung umsetzen können. Eine Zählung im Jahr 2009 ergab einen Restbestand von insgesamt etwa 600 Zuchttieren in Deutschland. Die Zwergform lag bei 140 Individuen. Die meisten Individuen wurden in Sachsen, Hessen und Thüringen gezählt. Am häufigsten sind immer noch die schwarzen Sachsenhühner, eher selten sind die weißen und gesperberten Farbschläge. Aufgrund des immer noch kleinen Bestands wird das Sachsenhuhn auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) geführt und in Kategorie III als „gefährdet“ gelistet.


Ein Sachsenhahn und Hühner im Stall
Das Sachsenhuhn ©SachenhuehnerVerein

Das Sachsenhuhn – Steckbrief

Das Sachsenhuhn ist ein mittelgroßes, kräftiges Huhn mit langgestreckter Form und breiter Sattelpartie. Typische Merkmale für die Rasse sind die weißen, mandelförmigen Ohrscheiben, der kleine Stehkamm sowie die kurzen Kehllappen. Die ansteigende Rückenlinie vom Nacken bis zur Schwanzspitze kennzeichnet alle Sachsenhühner.

Der Hahn erreicht ein Gewicht zwischen 2,5 und 3 Kilogramm, die Henne 2 bis 2,5 Kilogramm. Die Eierleistung der Henne liegt im ersten Jahr bei bis zu 180 hellgelben bis cremefarbenen Eiern. Im zweiten Jahr verringert sich die Leistung auf 150 Eier, im dritten Jahr auf 120 Eier. Das Bruteigewicht beträgt 55 Gramm. Die Zwergvariante des Sachsenhuhn erreicht ein Gewicht von 1,1 Kilogramm beim Hahn und 0,9 Kilogramm bei der Henne. Die Eier wiegen 35 Gramm.

Mit ihrem zutraulichen Wesen und dem ruhigen Temperament können Sachsenhühner problemlos in der Nähe anderer Tiere gehalten werden und sind somit wunderbar für kleinbäuerliche Betriebe geeignet.


Verena Stampe