Die Orpingtonente
Ende des 19. Jahrhunderts in England: Nachdem der gut bekannte Geflügelhändler William Cook bereits das Orpingtonhuhn erzüchtet hat, entschließt er sich nun, die Orpingtonente zu züchten. Ausschlaggebend für die Namenswahl der neuen Rasse ist abermals sein Wohnsitz, das Orpington-House bei St. Mary Clay in Kent.
Das Geheimnis der Rasse-Entstehung
Cook wollte allem Anschein nach nicht preisgeben, wie genau er die Orpingtonente erzüchtete. Er machte darüber nur sehr wenige und zudem widersprüchliche Aussagen. So werden wir die Zusammenstellung der Ausgangsrassen für die Orpingtonente vermutlich nie erfahren. Soweit bekannt entstand die neue Rasse aus Lauf-, Rounen- und Aylesburyenten. Hinzu kamen Cayuga- und khakifarbige Campbellenten. Andere Quellen weisen jedoch darauf hin, dass Cook „nur“ die bereits gelben Landenten als Ausgangstiere für seine Zucht benutzte. Sicher ist aber das Ziel seiner Bemühungen. Cook wollte eine Art „Super-Ente“ erschaffen, die sowohl eine gute Legerin war als auch einen gewichtigen Schlachtkörper aufwies. Tatsächlich verfügt die Orpingtonente über viele positive Eigenschaften: Sie ist frohwüchsig, lebhaft, ausgesprochen wetterhart, robust, hat ein zutrauliches Wesen und ist in der Futteraufnahme wohl eine der bescheidensten Entenrassen.
Die ledergelben Enten
Am 19. Januar 1900 wurde die Orpingtonente im englischen Fachmagazin „Feathered World“ (deutsch: gefiederte Welt) das erste Mal öffentlich vorgestellt. Der erste Rassestandard wurde 1908 aufgestellt. Damals gab es zahlreiche Farbschläge der Orpingtonente, etwa in gelb, blau, schwarz oder schokoladenfarbig. Heute ist nur noch der „ledergelbe“ Farbschlag standardisiert. Diese besondere Farbe vererbt sich bei Verpaarung zweier reinerbiger Tiere jedoch nur zu 50 Prozent. Die übrigen Küken sind wildfarben-gelb oder „weißlich verwaschen“. Die meisten Ausstellungstiere stammen aus einer Paarung von wildfarben-gelben und reinerbig-gelben Tieren. Außerdem ist die ledergelbe Farbe der Enten nicht lichtbeständig. Züchter empfehlen einen schattigen Auslauf, denn die Farbe kann in der Sonne schnell verblassen. Mit entsprechenden Futterzugaben wie Mais oder Karotten können die Farbpigmente gefestigt werden.
Orpingtonenten in Deutschland
In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts kamen die Orpingtonenten nach Deutschland, wo sie sich dank ihrer guten Mast- und Legeleistung schnell verbreiteten. Ihre weißlich-grünen Eier stehen Hühnereiern im Geschmack in nichts nach und waren lange Zeit ein beliebtes Lebensmittel. Doch dann traten mehrere Fälle von Salmonellen in Enteneiern auf. Daraufhin wurden scharfe Gesetze erlassen, wodurch der Anreiz zum Halten von Enten massiv zurückging. Laut dem Bundesgesetzblatt von 1954 musste auf jedem Entenei, das zu Konsumzwecken verkauft werden sollte, die Aufschrift stehen „Entenei! 10 Minuten kochen!“. Für Spiegeleier oder zum Backen wurden die Eier also untauglich. In der DDR wurde außerdem eine Anordnung erlassen, die es gänzlich verbot Enteneier für den menschlichen Genuss abzugeben. Legeenten verloren ihre Bedeutung. Bis in die 1990er Jahre ging der Bestand der Orpingtons deutschlandweit auf 70 Tiere zurück, verteilt auf ein halbes Dutzend Betriebe. Seit dem Jahr 2000 schwankt der Bestand zwischen 350 und 590 Tieren. 2013 wurden im Zuchtbuch 249 Enten und 110 Erpel erfasst. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) führt die Orpingtonenten in Kategorie II „gefährdet“. Die Orpingtonente wurde zur „Gefährdeten Nutztierrasse 2017“ ernannt.
Die Orpingtonente – Steckbrief
Die gleichmäßige ledergelbe Farbe ist das Markenzeichen der Orpingtonente. Beim Erpel wird ein schokoladenbrauner Kopf und Oberhals gewünscht. Der Kopf der Orpingtons ist länglich und schmal, ohne Backen und mit flacher Stirn. Der Schnabel ist orange, jedoch kann die Schnabelfarbe der Enten in der Legeperiode von „schmutzig fleischfarbig“ bis bleifarbig wechseln. Der Körper ist walzenförmig und wirkt wie „tiefergelegt“. Der Rücken ist gerade und lang, Brust und Bauch sind voll und rund ohne Ecken und Kanten. Die Schenkel sind vom Gefieder gut verdeckt, die Läufe sind orangerot. Die Enten legen im Jahr etwa 80 bis 150 Eier.
Christina Petersen