Pinzgauer Rind
Das Pinzgauer Rind ist eine europäische Höhenviehrasse und stammt aus der Region Pinzgau, die im Landesteil Salzburg in Österreich liegt. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) hat es in seiner Roten Liste als stark gefährdet (Kategorie II) eingestuft.
Herkunft
Das Pinzgauer Rind, auch Pinzgauer genannt, wurde ursprünglich als klassisches Dreinutzungsrind gezüchtet, also für Milch, Fleisch und Zugkraft. Deshalb wurden im 19. Jahrhundert in der Zucht besonders kräftige Zugtiere bevorzugt, die in verschiedenen Bereichen der Landwirtschaft, wie dem Zuckerrübenanbau oder dem Brauerreiwesen, eingesetzt werden konnten. Um 1820 war es die am weitesten verbreitete Rinderasse in der österreich-ungarischen Monarchie und wurde bereits nach Osteuropa in das heutige Rumänien, Tschechien und die Slowakei exportiert. Als eigene Rasse wurde das Pinzgauer Rind 1846 erstmals definiert, jedoch waren schon zuvor „Pinzgauer Fasel“ oder „Pinzgauer Schlag“ als Herkunftsbezeichnung bekannt. Bei den Weltausstellungen 1856 in Paris und 1873 in Wien hat das Pinzgauer hohe Auszeichnungen erhalten, was der Rasse zu großem Ansehen verhalf. Ende des 19. Jahrhunderts wurden dann erste Züchtervereinigungen gegründet. Während des Zweiten Weltkrieges verloren diese jedoch ihre Eigenständigkeit und es kam zu einer Einschränkung aller züchterischen Aktivitäten. Im Zuge der darauffolgenden Industrialisierung ging die Nachfrage nach Zugtieren und somit auch dem Pinzgauer Rind zurück, was einen Einbruch der Bestandszahlen nach sich zog. Auch die Konkurrenz durch andere Rassen mit besserer Michleistung hat dazu geführt, dass das Pinzgauer an Bedeutung verlor. Um dem entgegenzuwirken, wird seit 1969 das Holstein-Rind eingekreuzt. Das Ziel war die Milchleistung zu steigern, was jedoch auch dazu geführt hat, dass die Reinform des Pinzgauer Rinds zurückgegangen ist.
Weltweit lassen sich in etwa 25 Staaten auf vier Kontinenten rund 1,3 Millionen Pinzgauer Rinder finden. 2011 gab es in Deutschland nur noch 933 Tiere, darunter 890 Kühe und 43 Bullen. Deshalb wird die Erhaltung der Rasse in Bayern vom Staat gefördert.
Eigenschaften und Nutzung
Heute wird das Pinzgauer Rind als Doppelnutzungsrasse, also für die Milchproduktion und die Fleischproduktion, gehalten. Die jährliche Milchleistung liegt bei etwa 4.500 bis 6.000 Kilogramm mit rund 4,0 Prozent Fett und 3,3 Prozent Eiweiß. Die Kühe haben einen ruhigen Charakter und einen ausgeprägten Mutterinstinkt, weshalb sie vermehrt in der Mutterkuhhaltung eingesetzt werden. Dafür besonders interessant ist eine genetisch hornlose Variante der Pinzgauer, die auch „Jochberger Hummeln“ genannt wird. Bei der Zucht wird ein leistungsbetontes, widerstands- und anpassungsfähiges Rind mit guter Fruchtbarkeit, langer Nutzungsdauer und hoher Lebenserwartung angestrebt.
Steckbrief
Das Pinzgauer Rind hat eine kastanienbraune Grundfarbe und lässt sich aufgrund des breiten weißen Streifens, der sich vom Widerrist über den Rücken, die Hinterseite der Oberschenkel, den Bauch bis hin zur Unterbrust erstreckt, leicht von anderen Rindern unterscheiden. Auch an den Unterschenkeln und Vorderbeinen hat das Rind weiße Binden und der Schwanz ist ebenfalls weiß. Gelegentlich gibt es auch schwarz-weiße Tiere.
Das Flotzmaul und die Klauen haben eine dunkle Färbung. Körperlich zeichnet sich das mittel- bis großrahmige Pinzgauer Rind durch einen auffallend langen Rumpf und einen kurzen Kopf aus. Die mittelkurzen Hörner sind nach oben gebogen.
Bullen haben eine Körpergröße von 145 bis 155 Zentimetern und wiegen 1.000 bis 1.200 Kilogramm, während Kühe mit 135 bis 140 Zentimetern und einem Gewicht von 600 bis 750 Kilogramm deutlich leichter und kleiner sind.
Tanith Lehmann