Der Meißner-Widder

Kaninchen als landwirtschaftliche Nutztiere verfügen über viele Vorzüge. Die Kaninchenhaltung ermöglicht eine sehr kostengünstige teilweise Selbstversorgung der Züchter mit Fleisch. Kaninchenfleisch ist eiweißreich, fettarm und hat nur einen geringen Gehalt an Cholesterin und Purinkörpern. Es gilt als Diätfleisch und ist leicht verdaulich. Bezogen auf die Futterfläche erzeugen Kaninchen mehr Fleisch als andere landwirtschaftliche Nutztiere. Aufgrund ihrer Vermehrungsfreudigkeit und ihrer frühen Zuchtreife ist es möglich, einen zuchttauglichen Bestand innerhalb kürzester Zeit aufzubauen. Zuchtreif werden die weiblichen Kaninchen mit vier bis acht Monaten und können dann sechs bis acht mal im Jahr bis zu acht Junge werfen.
Selbstverständlich gilt bei der Kaninchenhaltung, dass die Züchter und Halter sich gemäß Tierschutzgesetz verhalten müssen. Gemäß Tierschutzgesetz muss jeder, der ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, 1. „das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen“; 2. er darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden; 3. er muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen. Weiterhin heißt es: „Ein warmblütiges Tier darf nur geschlachtet werden, wenn es vor Beginn des Blutentzugs betäubt worden ist.“

Der Meißner-Widder sitzt im Gras
Ein Meißner Widder © Pixabay

Unsere Hauskaninchen stammen vom Wildkaninchen ab und haben alle Eigenheiten und Bedürfnisse ihrer frei lebenden Artgenossen in ihrem Erbgut gespeichert. Die Rassenvielfalt ist allerdings enorm. Größe, Gewicht, Fellfarbe und Fellstruktur variieren. Nicht nur die Fleischerzeugung stand im Vordergrund der Zucht, auch die Felle waren ein Zuchtziel. Besonders schöne, dichte fehlerfreie Felle von höchster Qualität zu erzeugen war auch der Grund für die Züchtung des Meißner-Widders.

In der landwirtschaftlichen Kaninchenhaltung werden vorwiegend Kreuzungen aus verschiedenen Kaninchenrassen genutzt. Diese sogenannten Hybriden haben häufig als Ausgangsrassen die mittelgroßen Großsilber, Weiße Neuseeländer, Blaue Wiener und Kalifornier. Rassekaninchenzüchter betreiben hingegen vorwiegend Reinzucht. So konnte auch der Meißner-Widder bis heute erhalten werden. Da um 1900 die Nachfrage nach Kaninchenfellen mit Silberfarbe sehr hoch war, entschloss sich Friedrich-Karl-Leopold Reck, ein großes Kaninchen mit Silberfell zu züchten. Der Silberungseffekt wird durch Grannenhaare mit weißer Spitze hervorgerufen.

Es ist nicht genau bekannt, welche Ausgangsrassen für den Meißner-Widder dienten, man vermutet den französischen Widder und das Kleinsilberkaninchen. Allen Widderrassen gemein sind die hängenden Schlappohren. Die Silberung des Fells mit dem Widdertyp zu vereinigen gelang nur recht schwer. Trotzdem ist diese Rasse bis heute erhalten geblieben, denn letztendlich haben diese Schönheiten in Silber immer ihre Fans gefunden. Die Meißner-Widder sind sehr genügsame und etwas lebhaftere Tiere als die Deutschen Widder. Sie sind gute Futterverwerter und frohwüchsig. Die Fruchtbarkeit und Aufzuchtleistung ist gut. Acht bis zwölf Junge werfen und auch aufziehen bereiten den Kaninchen keine Schwierigkeiten.

Janet Strahl