Gelbvieh (Frankenvieh)
Das „Deutsche Gelbvieh“, auch „Gelbes Frankenvieh“ oder „Fränkisches Gelbvieh“ genannt, wird – wie es der Name bereits vermuten lässt – traditionell in Franken gehalten. Neben dem Hauptzuchtgebiet Unter-, Mittel- und Oberfranken gibt es Mutterkühe in ganz Deutschland (größere Bestände v.a. in den neuen Bundesländern) und auch große Mutterkuhbestände außerhalb Europas.
Durch den beschleunigten Strukturwandel im Raum Franken und den zunehmenden Zwang zur Leistungssteigerung kommt es vermehrt zur Aufgabe sehr kleiner Gelbviehbetriebe. Gleichzeitig entstehen aber keine größeren Gelbviehbetriebe, weil entweder eine Spezialisierung auf Ackerbau stattfindet oder die Betriebe andere Rassen mit höherer Milchleistung wie Fleckvieh und Holsteins bevorzugen.
Die Gelbviehpopulation in Deutschland umfasst laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung derzeit 29 Bullen und 1953 Kühe (Stand 2019). Da der Gesamtbestand der Rasse stark rückläufig ist, steht sie auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Nutztierrassen e.V. (GEH).
Herkunft
Ursprünglich ist das Gelbvieh auf einen rotbraun gefärbten germanisch-keltischen Rindviehschlag zurückzuführen, welcher in ganz Süd- und Mitteldeutschland verbreitet war. Daraus wiederum ging das altfränkische Rind mit roter Färbung hervor, welches mit einer Widerristhöhe von ca. 100 cm von sehr kleiner Statur war.
Nach Ende des dreißigjährigen Krieges 1648 wurden die fränkischen Rinderbestände mit ausländischem Vieh wieder aufgefüllt. Da es sich beim altfränkischen Rind um eine kleine, leichte Rasse handelte, andererseits aber zunehmend schwerere Tiere als Zugochsen benötigt wurden, begann man mit der Einkreuzung von größeren Rassen.
Ein einheitliches Zuchtziel wurde erstmals im Jahr 1872 formuliert: Ein großes, leicht mastfähiges Zugrind wurde als Ziel der Züchtung festgelegt, mit der gelben Einfarbigkeit als Erkennungsmerkmal. Die beständige Reinzucht hinsichtlich des äußeren Erscheinungsbildes sollte durch die Eigenschaften Arbeitstüchtigkeit und Frohwüchsigkeit ergänzt werden.
War das Zuchtziel Ende des 19. Jahrhunderts noch das Dreinutzungsrind mit guter Zug-, Fleisch- und Milchleistung, so veränderte sich dies ab den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Durch die zunehmende Technisierung der Landwirtschaft wurde die Verwendung als Zugtier immer unwichtiger und die Milchwirtschaft immer bedeutender. Ab den 60er Jahren wurde das Gelbvieh in Milchrinderrassen eingekreuzt, um deren Fleischleistung zu steigern. Heute wird das Gelbvieh als Zweinutzungsrasse (Milch & Fleisch) und in der Variante Fleischrind gezüchtet, wobei es gerade in der Fleischnutzung weltweit verbreitet ist.
Eigenschaften
Das derzeitige Zuchtziel von Gelbvieh berücksichtigt Milch- und Fleischleistung gleichermaßen. Die Milchleistung der Kühe liegt bei 5.500 bis 5.800 kg pro Jahr. Zarte Faserung und Marmorierung machen die hervorragende Fleischqualität des Gelbviehs aus. Als Fleischrasse ist das Frankenvieh zwar sehr gut in der Mutterkuhhaltung einsetzbar, wird aber trotzdem von ausländischen Fleischrassen aus seinem ursprünglichen Zuchtgebiet Franken verdrängt. Gelbvieh gilt als frohwüchsig, futterdankbar, umgänglich und gutmütig. Die fleischbetonte Zweinutzungsrasse (hohe Milchleistung bei gleichzeitig hoher Fleischqualität) hat eine lange Nutzungsdauer und ist aufgrund seiner hohen Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Klima- und Haltungsbedingungen weltweit, unter anderem in den USA und Kanada, beliebt. Als Zweinutzungsrasse, die hauptsächlich von Gras ernährt werden kann, eignet sich das Gelbvieh sehr gut für die kuhgebundene Kälberaufzucht.
Steckbrief
Das Gelbvieh ist ein mittel- bis großrahmiges Rind mit guter Bemuskelung, sehr widerstandsfähigen Klauen und einem kräftigen Knochenbau. Bullen erreichen eine Kreuzbeinhöhe zwischen 150 und 160 cm und ein Gewicht von 1.100 bis 1350 kg. Kühe werden 140 bis 150 cm hoch und bringen 700 bis 850 kg auf die Waage. Die für das Gelbvieh typisch einfarbige Färbung reicht von hellgelb bis rotgelb mit hellem, fleischfarbenem Flotzmaul (Verschmelzung von Nasenlöchern und Oberlippe). Ursprünglich mit Hörnern ausgestattet wird es inzwischen auf genetische Hornlosigkeit gezüchtet. Heute liegen die Haltungsschwerpunkte von Gelbvieh in Nord- und Südamerika, aber auch in Australien und Afrika. Weltweit lässt sich zahlenmäßig sogar ein Wachstum verzeichnen. Der Export von Tieren, die zur Mutterkuhhaltung geeignet sind, ist nach wie vor ein Absatzweg für die fränkischen Betriebe. Auf diese Weise wird die ursprüngliche Dreinutzungsrasse erhalten.
Julia Engelhardt