Das Fjällrind

Die Schwedische Bergkuh, wie das Fjällrind (Schwedisch: Fjällnära boskap) auch bezeichnet wird, ist eine stark gefährdete schwedische Land-Rinderrasse ohne Hörner. Die Rinder werden auch liebevoll “Fjällies” genannt. Höchstwahrscheinlich grasten Fjällrinder bereits in der Zeit der Wikinger in den kargen Bergregionen Nordschwedens. Ein Text von 1296 n. Chr. lässt darauf schließen, denn hier werden Rinder beschrieben, die “klein, hornlos, weiß oder weißlichgrau, oft mit dunklen Flecken” sind. In ihrer traditionellen Haltungsform suchten sie sich freilaufend in Wäldern und auf Wiesen ihre Nahrung und kehrten am Abend auf ihre Höfe zurück.

Entsprechend ihrer Ursprünglichkeit und Herkunft sind die Tiere heute nach wie vor sehr genügsam, robust und können bestens ganzjährig im Freiland gehalten werden. Sie vertragen sogar hohe Minustemperaturen im Winter. Im Sommer sollten sie die Möglichkeit haben, sich ein schattiges Plätzchen zu suchen und bei nasskalten Wetterlagen benötigen sie, wie alle Rinder, zum Wohlfühlen einen Witterungsschutz sowie eine trockene Liegefläche.

Portrait eines Fjaellrind auf der Weide
Portrait eines Fjällrinds, Foto: © PROVIEH

Beliebte Milchlieferanten

Fjällrinder zählen zu den Zweinutzungsrassen. Sie bestechen durch ihr ruhiges, freundliches Gemüt und ihre „handliche Größe“. Die Kälbergeburten verlaufen in aller Regel problemlos und die Kühe sind sehr gute Mütter. Sie geben relativ viel Milch, 5.000 Liter in Bio- beziehungsweise bis 7.000 Liter pro Jahr bei konventioneller Haltung. Der überdurchschnittliche Fett- und Eiweißgehalt macht ihre Milch besonders hochwertig. Sie eignet sich dadurch exzellent zur Herstellung von Käse. In Schweden gelten Produkte aus Bio-Fjällkuhmilch als besondere Spezialitäten.

Die Kälber sind vital, frohwüchsig und entwickeln sich auch ohne Kraftfutter, in extensiver Haltung, sehr gut. Fjällrinder können sehr zutraulich werden. Somit sind die Fjäll-Rinder insgesamt ideal für Einsteiger, Selbstversorger und Hobbylandwirte.

Bedrohte Landschaftspfleger

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden Fjäll-Rinder vermehrt gezüchtet, aber dann zusehends durch hochleistende Rassen verdrängt. In den 1970ern war die Rasse schließlich vom Aussterben bedroht. Glücklicherweise konnte dies durch in den 1950ern angelegte Bestände an Tiefkühlsperma abgewendet werden. Der Schwedische Fjällrind-Zuchtverband „Svensk Fjällrasavel“, sowie engagierte Züchter, kümmern sich um den Erhalt dieser besonderen Rasse. Heute leben Fjällrinder neben Schweden (hier insbesondere in Biobetrieben) in kleinen Beständen auch in Deutschland und den Niederlanden. Eine Herde findet sich beispielsweise am Spukloch nahe der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern. Dort sollen sie gemeinsam mit Gotlandschafen das besondere Landschaftsbild erhalten. Zudem kann man die Fjällies in der Arche Warder sowie bei Familie Articus in Schleswig-Holstein bewundern.

Eine Gruppe Fjaellrind auf der Weide
Foto: © PROVIEH

Steckbrief:

Erwachsene Bullen wiegen bei einer Schulterhöhe von 128 bis135 Zentimetern um die 600 bis 650 Kilogramm, Kühe liegen bei 125 Zentimetern und 400 bis 450 Kilogramm. Somit gehört diese Rasse zu den kleinrahmigen Rindern. Sie sind genetisch hornlos mit einem markanten, leicht länglichen Kopf und insgesamt eher feingliedrig. Das Fell ist kurz und glatt. Zum Winter entwickeln sie eine dichte, wärmende Unterwolle. Die Grundfellfarbe ist Weiß. Hinzu kommen an Ohren, Flotzmaul und um die Augen schwarze Abzeichen. Schwarze und zum Teil rotbraune Pigmentierungen, meist als kleinere Flecken, sind möglich. Vereinzelt gibt es auch Fellzeichnungen mit weniger Weißanteil.

Kathrin Kofent