Ansbach Triesdorfer Rind

Die sanften Tiger 

Das Ansbach-Triesdorfer Rind wurde nach seiner bayrischen züchterischen Herkunft benannt. Die ansprechende Fleckung des Fells brachte ihm umgangssprachlich den Namen „Triesdorfer Tiger“ ein. Heute stehen die Rinder auf der roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter Haustierrassen (GEH) und sind noch wesentlich seltener als ihre asiatischen Namensvettern.

Im Ansbach-Triesdorfer Rind sind viele Rassen vereinigt

Ihre Entstehungsgeschichte lässt sich bis ins Jahr 1740 zurückverfolgen. Damals importierte der Markgraf Carl Wilhelm Friedrich ostfriesische Rinder, um sie in die fränkischen Rotviehbestände einzukreuzen. Die „Holländerey“ führte aber nicht zum gewünschten Zuchterfolg, unter anderem weil die ostfriesischen Rinder die karge Futtergrundlage und das raue Klima nicht gut vertrugen. Deshalb orientierte sich der Sohn und Nachfolger des Markgrafen, Carl Alexander, gen Süden und ließ schwarz-weiße Höhenrinder aus der Westschweiz ankaufen. Die Einkreuzung dieser Rinder in die landestypische Rasse erwies sich als voller Erfolg, die „Schweizerey“ wurde schnell sehr berühmt. Mehrmals auftretende Viehseuchen (Maul- und Klauenseuche, Lungenseuche) und Vergiftungen durch die Herbstzeitlose, letztmals 1800, führten immer wieder zu züchterischen Rückschlägen. Deshalb wurden zur Bestandsicherung bis ins Jahr 1890 insgesamt neun Rassen im Ansbach-Triesdorfer Rind vereinigt, die größtenteils aus den Alpen stammten, zum Teil aber auch aus dem norddeutschen Flachland (schwarzbunte Friesen und rotbunte Breitenburger). Grund für die Nutzung einer so großen Rassevielfalt war der damalige Irrglaube, man könne gewünschte Eigenschaften durch Einkreuzung von Rassen erhalten, die über diese Eigenschaften im besonders hohem Maße verfügen (Konstanztheorie von August von Weckherlin).

Körgesetz führt fast zum „Aus“ der Rasse 

Ansbach-Triesdorfer Rinder
Ansbach-Triesdorfer Rinder

Bei den deutschen Bauern gewannen die Triesdorfer Rinder wegen ihrer damals beeindruckenden Größe und ihrer harten Hufe schnell an Beliebtheit als ideale Zugtiere. Daneben konnte man sie gut für die Milch- und Fleischgewinnung einsetzen. Die gescheckten Hünen waren ein Verkaufsschlager auf den Viehmärkten Westeuropas. Zwischen 1860 und 1880 breitete sich die Rasse über Mittel- und Unterfranken bis nach Oberfranken und Nordschwaben aus. Sogar nach England und Frankreich wurden die Tiere exportiert. Ab 1888 forderte ein neues Körgesetz bestimmte Rassemerkmale. So wurde nur noch der kleingefleckte Typ anerkannt. Die Folge war der Wechsel von der Kreuzungs- zur Reinzucht. Die ursprünglichen Ansbach-Triesdorfer Rinder wurden unterteilt in Fleckvieh und „Tiger“. Nur der „Tigertyp“ entsprach fortan den Rasseanforderungen. So wurde die Zuchtbasis durch die Anforderung der Reinzucht im hohen Maße verringert. Ein rapider Rückgang des Bestandes von 190.000 Tieren (1896) auf 2.500 binnen 30 Jahren war die Folge. Parallel verlor mit der Einführung der Landmaschinen auch die enorme Arbeitsleistung der Tiere schlagartig an Bedeutung.

Seit 1989 betreut die GEH die Restbestände dieser Rasse, seit 1992 auch der „Verein zur Erhaltung des Ansbach-Triesdorfer Rindes e.V.“. Auch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten fördert die Weiterzucht der Rasse. 2011 verzeichnete die „Zentrale Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen in Deutschland“ 68 Kühe sowie 6 Zuchtbullen.


Ansbach-Triesdorfer Rind – Steckbrief

Das Ansbach-Triesdorfer Rind („Triesdorfer Tiger“) ist mittelgroß mit einem kräftigen Fundament und besitzt weit außenstehende, nach hinten gerichtete Hörner und ein dunkles Flotzmaul. Kühe können bis zu 150 Zentimeter groß und 700 Kilogramm schwer werden, Bullen bis zu 160 Zentimeter groß und 1.100 Kilogramm schwer. Das Fell weist auffällig rot-weiße Flecken auf. Oftmals ist diese Fellzeichnung kleingescheckt bis getigert, was ihm den Namen „Triesdorfer Tiger“ gab. Ansbach-Triesdorfer Rinder besitzen dunkle, sehr harte Klauen, die das Arbeiten auf steinigen Feldern ohne Klauenbeschlag möglich machten. Nach später Geschlechtsreife sind die Rinder gute Mast- und Milchtiere. Bei verhältnismäßig anspruchsloser Ernährung erreichen sie eine Jahresmilchmenge von bis zu 5000 Kilogramm Milch.


Verena Stampe und Kathrin Kofent

Foto oben: © Claudia Schneider-Hahler, Fotos unten: wikipedia/Derweber