Gesundheit vor Profite der Fleischindustrie

Verbände fordern ambitioniertes Reduktionsziel für Antibiotika und generelles Verbot von Reserveantibiotika in Massentierhaltung

  • Bundeslandwirtschaftsministerium will schwaches Antibiotika-Minimierungskonzept der alten Regierung im Kern fortsetzen
  • Gesundheit der Menschen muss Vorrang vor Interessen der Fleischindustrie bekommen
  • Verbände übergeben Stellungnahme an das Bundesgesundheitsministerium und fordern Gesundheitsminister Lauterbach zum Eingreifen auf

Berlin, 15.6.2022: Gemeinsam mit Germanwatch, der Ärzteinitiative gegen Massentierhaltung, Greenpeace, WWF, Nabu, PROVIEH und dem Umweltinstitut München fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) heute mit einer bildstarken Aktion vor dem Bundesgesundheitsministerium ein ambitioniertes Reduktionsziel für Antibiotika und ein generelles Verbot von Reserveantibiotika in der Massentierhaltung. Der aktuelle vorgelegte Entwurf des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) zur Minimierung von Antibiotika in der Tierhaltung ist viel zu schwach, um den steigenden Verbrauch von Antibiotika wirksam zu reduzieren sowie die Ausbreitung von Resistenzen nachhaltig zu bremsen. Um hier endlich voranzukommen, muss der Entwurf zurückgezogen und nachgebessert werden.

Auch sehen die Verbände insbesondere Gesundheitsminister Lauterbach in der Pflicht, sich zur Rettung der Reserveantibiotika in die Gesetzgebung einzumischen, um der Gesundheit der Menschen endlich Vorrang vor den Interessen der Fleischindustrie einzuräumen. 90 Prozent der Menschen in Deutschland haben sich in einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der DUH für ein Verbot von Reserveantibiotika in der Massentierhaltung ausgesprochen.

Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Weil es erlaubt ist, den Tieren in der Massentierhaltung unbegrenzt Reserveantibiotika zu verabreichen, entstehen resistente Keime, die dann über Lebensmittel wie Fleisch auch in den menschlichen Organismus gelangen können. Aus dem Grund sind sich die Menschen in Deutschland, die Weltgesundheitsorganisation und die Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer einig, dass Reserveantibiotika zur Behandlung ganzer Herden nicht mehr eingesetzt werden sollten. Der Antibiotikaverbrauch bei Tieren insgesamt steigt an. Gesundheitsminister Lauterbach darf es nicht länger dem Bundeslandwirtschaftsministerium überlassen, bessere Gesetze gegen Antibiotikamissbrauch im Stall zu verfassen. Kommt das Landwirtschaftsministerium damit durch, dann drohen Profite der Fleisch- und Pharmaindustrien über Menschenleben gestellt zu werden. Wir fordern den Gesundheitsminister auf, Druck auf das Bundeslandwirtschaftsministerium zu machen, damit dieses den bisherigen Entwurf zurückzuzieht und deutlich nachschärft.“

Laut des vorliegenden Gesetzesentwurfs soll weiterhin nicht die Dosis des Antibiotikaeinsatzes bei Tieren erfasst werden. Außerdem haben Behörden auch künftig keine ausreichende Rechtssicherheit, um hochverbrauchende Tierhaltungen wie große Geflügelmästereien und Kälbermastanlagen zu sanktionieren. Die Verbände fordern, die Tiergesundheit mit deutlich besseren Tierschutzstandards zu stabilisieren und so den im EU-Vergleich sehr hohen Bedarf an Antibiotika in Tierhaltungen in Deutschland endlich auf ein Minimum zu senken.

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Kontakt:

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de    

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