Bayerisches Agrarbündnis demonstriert für eine bessere Agrarpolitik

„Alles heile Welt in Bayern?“

Am Freitag, 16.04.2021 versammelten sich rund 50 Vertreter:innen eines Bündnis aus Bauern-, Umwelt-, Tierschutzverbänden und Verbraucherschaft vor der Staatskanzlei in München, um bessere politische Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Land- und Lebensmittelwirtschaft zu fordern.

Im Juli 2020 bezeichnete Ministerpräsident Markus Söder Bayern als Vorbild für Agrarökologie. Er zeichnet damit das Bild einer „heilen Welt“- und unterstützt ein „Weiter-so“, statt sich für eine Agrarwende einzusetzen. Doch die bayerischen Bauernhöfe, „Nutz“tiere und Umwelt stehen unter enormem Druck: Auch in Bayern schließen immer mehr Höfe, Metzgereien und Bäckereien. Die Verbände fordern deshalb ein Umdenken in der Agrarpolitik. Statt Billigproduktion für den Weltmarkt und immer weiter fortschreitender Konzentration sieht das Bündnis die Zukunft in regionaler, ökologischer Erzeugung, gepaart mit einer höheren Wertschätzung gegenüber Nahrungsmitteln.

Henning von Luetow hält eine Rede
© Bernd Wackerbauer

Redebeiträge verdeutlichen Probleme

Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, die sich zu Beginn der Kundgebung zu Wort meldete, schloss sich in ihrer Rede dem Bild einer heilen bayerischen Landwirtschaft an. Dem entgegen stellten sich die demonstrierenden Verbände in ihren Redebeiträgen. Darin forderten sie eine wirkliche Agrarwende.

PROVIEH ist Teil des Bayerischen Agrarbündnis und wurde vor Ort durch die Münchner Regionalgruppe vertreten. PROVIEH-Mitglied und Tierarzt Dr. Henning v. Lützow wies in einem Redebeitrag auf die Tierschutzprobleme in Bayern hin. So sind Amputationen wie das Enthornen bei Rindern oder das Schwänzekupieren bei Schweinen auch in Bayern noch immer an der Tagesordnung. Anbindehaltung ist nach wie vor eine häufig praktizierte Tradition, Tiere werden über tausende Kilometer unter grausamen Bedingungen in Drittstaaten transportiert, Hochleistungszuchten dominieren, Mutterkuh und Kalb werden in der Regel direkt nach der Geburt voneinander getrennt und auch in Bayern herrschen industrielle Großbetriebe vor. In seiner PROVIEH-Rede forderte Dr. Henning v. Lützow die bayrische Staatsregierung auf, ihren Darstellungen gerecht zu werden, indem sie diese Missstände offensiv anspricht, wirkliche Veränderungen für einen nachhaltigen Umbau der Landwirtschaft in Bayern umsetzt und Anreize schafft. Die Landwirtschaftspolitik muss dem Bedürfnis der Landwirtschaft nach langfristiger Planungssicherheit, finanzieller Unterstützung und gesellschaftlicher Wertschätzung gleichermaßen Rechnung tragen wie einer Wertschätzung der Tiere und einem Verständnis von Tieren als fühlenden Wesen mit spezifischen arteigenen und individuellen Bedürfnissen.

Menschen in Schweineverkleidung für eine Demonstration
© Bernd Wackerbauer

Der Kritik an den Ausführungen der bayerischen Landwirtschaftsministerin schlossen sich die Redner:innen der anderen Verbände flächendeckend an. Sie verdeutlichte Beatrix Fuchs (Greenpeace) in ihrer Eröffnungsrede: „Nur Zuhören reicht uns nicht mehr. Wir haben viel auf dem Herzen. Es reicht uns auch nicht mehr, wenn wir hier schöne Worte hören. Wir erwarten Taten und Handlungen. Wir erwarten mutige Politik, die vorangeht. Und wir erwarten eine echte Agrarwende.“

Die Kundgebung, die coronabedingt bewusst klein gehalten wurde, wurde live bei Facebook gestreamt und konnte dort von Interessierten verfolgt werden.

Wir bedanken uns bei allen Organisatoren und Beteiligten, allen voran Dr. Henning v. Lützow, der durch seinen Redebeitrag PROVIEH vertreten hat, den Mitgliedern unserer Regionalgruppe München für die tatkräftige Unterstützung vor Ort und Stefan Barbarino von Genussgemeinschaft Städter und Bauern, der unsere Teilnahme an der Kundgebung erst möglich gemacht hat.

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Video von den Redebeiträgen

Beteiligt an der Kundgebung waren: ABL Bayern, BUND Naturschutz in Bayern e.V., Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund, Deutscher Tierschutzbund Bayern, Genussgemeinschaft Städter und Bauern e.V., Greenpeace München, JBN, LBV, LVÖ Bayern, Naturfreunde Landesverband Bayern, Parents 4 Future München, PROVIEH und SlowFood München.

Svenja Taube

Weiterführende Informationen:

Die Pressemitteilung mit den Einzelstatements der Verbände finden Sie hier:

Die Einzelstatements der Verbände:

Die Kundgebung fand eine breite Resonanz in den Medien:

Bayern: Bündnis demonstriert vor Staatskanzlei für Agrarwende | Startseite – idowa

Erhitzte Gemüter – breites Bündnis demonstriert vor der Staatskanzlei für bessere Agrarbedingungen | münchen.tv (muenchen.tv)

Agrarbündnis demonstriert für bessere Agrarpolitik | Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt (wochenblatt-dlv.de)

Bayern: Demo für Agrarwende | top agrar online

Landwirtschaft – Bündnis für Agrarwende – Bayern | SZ.de (sueddeutsche.de)

Bündnis fordert Umdenken in der Agrarpolitik | BR24

Einen Zusammenschnitt der Kundgebung finden Sie hier: folgt noch

05.05.21

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