Hofgut Oberfeld: Hier bleiben Kuh und Kalb zusammen

Ein KUH & KALB Hofporträt

Ich wünsche mir, dass wir es schaffen klare Regeln für eine Milchviehhaltung zu haben, die die Bedürfnisse der Tiere berücksichtigt und auch die Fütterung und Haltung klar regelt. Damit können dann die enormen positiven Leistungen des Rindes, wie die Erhaltung und Veredlung von Grasland und Kleegras und die damit verbundene Förderung des Bodenlebens und der Insekten- und Vogelwelt und die wertvolle Erzeugung von sehr hochwertigen Lebensmitteln wieder in den Vordergrund rücken. Bei den Preisen für Milch und Milcherzeugnisse sollten die wahren Kosten für Umwelt und Klima und Tierschutzaspekte sichtbar werden, damit das für Verbraucher:innen sichtbar wird. Milch ist nicht gleich Milch! Kathrin Göbel                                             

Das hessische Hofgut Oberfeld ist ein Demeter zertifizierter Heumilchbetrieb mit 45 Kühen der Rasse Schwarzbuntes Niederungsrind. Die Betriebsleiter:innen Kathrin und Thomas Goebel und Silke Kunkel setzen sich besonders für eine artgemäße Haltung ihrer Rinder ein. Entsprechend der Demeter-Richtlinien haben die Rinder Weidegang und werden nicht enthornt. Aber das Engagement des Hofguts Oberfeld geht weit über die strengen Demeter Kriterien hinaus. Seit 2014 werden alle Kälber des Betriebes kuhgebunden aufgezogen. Hierbei dürfen die Kälber für die ersten vier bis fünf Monate ganztägig bei ihren Müttern bleiben. Kathrin Goebel erklärt: „Als wir 2014 wieder mit Milchvieh am Hofgut Oberfeld gestartet haben, war für uns gleich klar, dass wir das mit muttergebundener Kälberaufzucht umsetzen wollen. Mutter und Kalb gehören einfach zusammen, die Mutter kümmert sich rund um die Uhr um ihr Kalb und zeigt ihm alles, was es für ein Rinderleben wissen muss. Die Milch, wie sie aus dem Euter kommt, ist zudem perfekt für das Kalb“. 

Eine weitere Besonderheit des Hofes ist die Aufzucht der männlichen Kälber. Diese müssen nicht, wie üblich, in den ersten Lebenswochen einen weiten Transportweg zu ausländischen Mastbetrieben zurücklegen, sondern werden unter Demeter-Standards auf dem eigenen Betrieb gemästet. Denn für das Hofgut Oberfeld gehören Milch und Fleisch zusammen. „Die Kuh bekommt regelmäßig ein Kalb und gibt dann Milch. Wir ziehen also ungefähr einmal im Jahr ein Kalb von ihr groß und haben entsprechend nach ein oder zwei Jahren das Fleisch zur Vermarktung. Als Faustzahl gehören so zu einem Liter Milch ungefähr 25 Gramm Rindfleisch. Dass eine Kuh jedes Jahr ein Kalb bekommt, ist übrigens ganz normal, wenn ein Stier wie in der freien Natur in der Herde mitläuft“ betont Kathrin Goebel. 

Die hofeigenen Produkte werden über den Hofladen und das Hofcafé vermarktet. Hier finden sich neben Milch, Käse, Rind- & Kalbfleisch auch Eier, Geflügelfleisch, Brot, Kuchen und ein Bio-Vollsortiment. Der Preis für Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht fällt aufgrund der wesentlich höheren Produktionskosten etwas höher aus. Kathrin Goebel erinnert jedoch: „Liebe Leute, nur mit Euch zusammen können wir Bäuer:innen die kuhgebundene Kälberaufzucht mit ihren Kühen praktizieren, uns mit unseren Tieren weiterentwickeln und mit Euch im gemeinsamen Dialog immer bessere Bedingungen für die Tiere in der Landwirtschaft schaffen. Besucht Eure Bäuerin oder Euren Bauern mit kuhgebundener Aufzucht, erfreut Euch an dieser schönen Haltungsform und unterstützt sie mit dem Kauf der Produkte. Wir sehen uns am Kuhstall”.  

Ann-Kristin Saurma

Dieser Artikel ist im PROVIEH-Magazin 01/2024 erschienen.

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